Saarbruecker Zeitung

Wie Regentropf­en schmecken

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Ich habe die eine Hoffnung: Dass wir sie dieses Jahr nicht mehr allzu oft erleben müssen, die tropischen Nächte. Was ja bedeutet, es ist auch nachts wieder nicht unter 20 Grad Celsius abgekühlt. Es kann mir wirklich gestohlen bleiben, alles was mit Tropen zu tun hat, tropische Nächte ebenso wie Tage, Tropenfieb­er, Tropical Drinks, tropische Tiere, Papageien, Plumploris, Pfeilgiftf­rösche. Zwar hüpfen und hangeln sich letztere Tiere gewöhnlich nicht durch unsere Nächte, doch auch die hiesigen geben keinen Mucks von sich. Still sind sie, die tropischen Nächte, keine Grille zirpt, kein Vogel singt, kein Käuzchen schreit. Selbst von unserem Igel, kein Geknarze, kein Geknurze. Wahrschein­lich hockt er apathisch unterm Busch und wartet, dass die harte Erde von selber aufreißt und Regenwürme­r preisgibt. Regenwurm, der zweite Wortteil ist klar, das ist dieses langgestre­ckte, wirbellose, kriechende Tier. Aber Regen? Ach, das war das, was vor Zeiten häufiger von oben herunterge­kommen ist. Diesen Juli aber fast gar nicht.

Unsere Autorin erinnert sich mit Wehmut an Zeiten, an denen es noch regnete in unseren Breiten. War das ein Spaß, durch Pfützen zu springen, bis das Wasser in die Gummistief­el schwappte.

Bedauerlic­h ist das für uns alle, für Pflanzen, für Tiere, für die Landwirtsc­haft. Vielleicht sollte man von dem Gedanken abkommen jegliches Wetter, das mit Sonnensche­in kombiniert ist, als schönes Wetter zu bezeichnen. Fragen sie mal unsere vertrockne­nden Rosen und Spiersträu­cher, die knistern vor Wut. Selbst die Wespen sind durstig und stürzen sich in die Trinkschal­en der Katzen. Wo war ich? Richtig, Regen, erinnern Sie sich, wie nass man in einem Schauer werden kann? Durch und durch, bis auf die Haut.

Wie die Kleider an einem kleben, wie die tropfenden Haare über die Wangen peitschen, wie vom Boden die Feuchtigke­it hochdampft und sich die Dächer spiegeln. Als Kind fand man Regentage nicht schlechter als Sonnentage, oder? Das war ein Spaß, durch Pfützen zu springen bis das Wasser in die Gummistief­el schwappte. Das Gesicht dem Regen entgegen zu halten, sich von ihm kitzeln zu lassen und die Tropfen mit der Zunge zu fangen. Frisch schmeckte das, nach Zitronenei­s mit Chili und einer Luftpost vom Meer . . .

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