Saarbruecker Zeitung

Heimsieg soll mehr als Trostpreis sein

Eigentlich war die Vuelta für Emanuel Buchmann eingeplant. Wegen eines Infektes fährt er nun die Deutschlan­d-Tour.

- VON TOM BACHMANN UND STEFAN TABELING

„Ich hoffe, mit meiner Vuelta-Form in die Deutschlan­d-Tour zu gehen.“Emanuel Buchmann Detuscher Radprofi

WEIMAR (dpa) Der Plan B soll mehr sein als ein Trostpreis. Da Emanuel Buchmann in der vergangene­n Woche kurzfristi­g auf einen Start bei der Spanien-Rundfahrt verzichten musste, führt er das deutsche Team Bora-hansgrohe nun bei der an diesem Mittwoch in Weimar beginnende­n Deutschlan­d-Tour an – und ist der große Star. Das Profil des fünftägige­n Rennens mit der Königsetap­pe auf den Schauinsla­nd sorgt zudem dafür, dass der Kletterspe­zialist Favorit auf den Gesamtsieg ist.

Sportchef Rolf Aldag bremst und verweist auf die gerade überstande­ne Harnwegsin­fektion des Ravensburg­ers. „Wir müssen fairerweis­e sagen, wir wissen nicht genau, worauf es hinausläuf­t“, sagte der 53-Jährige. „Das eine ist gesund sein, das andere schnell Fahrrad fahren. Reichte die Zeit also, um gesund und fit zu werden, oder reichte sie nur, um gesund zu sein?“Buchmann klingt da schon ein wenig optimistis­cher. „Ich hoffe, mit meiner Vuelta-Form in die Deutschlan­d-Tour zu gehen“, sagt der Rundfahrt-Spezialist. Die vergangene­n Tage im Training sei es viel besser gewesen. „Deswegen peile ich eine gute Platzierun­g an.“

Wenn der Körper mitmacht. Dass ihm die Gesundheit dazwischen kommt, ist für Buchmann seit seinem vierten Platz bei der Tour de

France 2019 bittere Realität. Stürze, Corona, Infekte – immer wieder wurde der 29-Jährige ausgebrems­t. „Nach den letzten beiden Jahren, wo gar nichts zusammenli­ef für mich, geht es in diesem Jahr darum, wieder Stabilität zu finden“, sagt Buchmann. Platz sieben beim Giro im Mai bezeichnet­e er als „okay“, die Attacke sollte jetzt bei der Vuelta folgen.

Da dieser Plan kurzfristi­g in sich zusammenfi­el, will Buchmann seine im Höhentrain­ingslager erarbeite

te Form nun den heimischen Fans zeigen. Zwar wird es schon beim Prolog in Weimar um wichtige Sekunden gehen, doch entschiede­n wird die Tour am vorletzten Tag im Schwarzwal­d auf dem 1284 Meter hohen Schauinsla­nd.

Dagegen müssen die Fans auf zwei andere deutsche Stars verzichten. Weder Giro-Etappensie­ger Lennard Kämna noch Maximilian Schachmann sind dabei. Das Duo hat noch immer gesundheit­liche Probleme aus der Tour de France,

Schachmann wird zudem bald zum ersten Mal Vater. „Man muss auch mal einen Schritt zurücktret­en und Luft holen“, betonte Aldag. „Es bringt ja nichts, Jungs ins Feuer zu schicken, die halbfit sind.“

Noch lange nicht wieder in TopForm ist Egan Bernal. Der TourSieger von 2019 bestreitet mit der Deutschlan­d-Tour sein zweites Rennen nach seinem furchtbare­n Trainingsu­nfall Anfang des Jahres. 20 Knochenbrü­che hatte sich Bernal in seiner kolumbiani­schen Heimat zugezogen, als er in einen stehenden Bus gerast war. Vergangene Woche gab der 25-Jährige in Dänemark sein Comeback. „Es war unbeschrei­blich, endlich wieder eine Nummer anzustecke­n“, sagte Bernal.

Die deutschen Fans werden neben Buchmann vor allem mit Simon Geschke fiebern. Der Routinier hat mit seinem bravouröse­n Auftritt bei der Tour de France und den Tagen im Bergtrikot viele Sympathien erobert und fährt das Rennen im Trikot der deutschen Nationalma­nnschaft.

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FOTO: BOTT/KEYSTONE/DPA Radprofi Emanuel Buchmann hatte in den vergangene­n Jahren oft mit gesundheit­lichen Problemen zu kämpfen.

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