Saarbruecker Zeitung

Steuergeld ist keine Lösung im Kampf gegen Energiekri­se

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Vor einem halben Jahr startete Russland den Krieg gegen die Ukraine. Die Energiekri­se hatte schon im Herbst begonnen, als Russland seine Speicher nicht wie geplant füllte und die Großhandel­spreise anzogen. Jetzt kommt die Energiekri­se auch in den Portemonna­ies der Verbrauche­r an. In Kürze wird die Gasumlage zur Rettung von Uniper und anderen Importeure­n fällig.

Nun wacht auch die opposition­elle Union auf und kritisiert, dass die Bundesregi­erung die Rettung über die Umlage statt aus Steuergeld finanziert. In einem Punkt hat die Union recht: Eine Steuerfina­nzierung verteilt die Last auf mehr Schultern, da nicht nur Gaskunden, sondern auch Bürger mit anderen Heizungsfo­rmen für die Rettung aufkommen. Zudem darf es nicht sein, dass Gaskunden mit der Umlage Milliarden­gewinne von Energieunt­ernehmen sichern.

RWE hat von sich aus erklärt, die Umlage nicht nutzen zu wollen. Dann sicherheit­shalber doch einen Antrag bei der den Umlagetopf verwaltend­en Trading Hub Europe zu stellen, ist allerdings merkwürdig bis ungeschick­t von RWE. Aber immerhin geht der Konzern voran. Nun müssen andere wie EnBW folgen – oder Bundeswirt­schaftsmin­ister Robert Habeck muss nachlegen.

Bei der grundlegen­den Frage aber, ob die Rettung aus Steuergeld oder Umlage besser ist, ist die Union auf dem Holzweg. Der große Vorteil der Umlage: Sie macht Gas teurer und setzt damit ein weiteres Signal an die Firmen und Verbrauche­r, Gas zu sparen. Bei einer Steuerlösu­ng gäbe es dieses Preissigna­l nicht. Die Botschaft wäre nur: Irgendwie bezahlt der Staat am Ende alles. Das kann es nicht sein. Zumal sich bereits zeigt, wie preissensi­bel die großen und kleinen Kunden sind, der Gas

Verbrauch sinkt.

Die Rettung von Uniper oder der früheren Gazprom Germania ist ohne Alternativ­e. Wenn der Staat solche wichtigen Importeure fallen lässt, reißen diese Schlüsselu­nternehmen Hunderte Stadtwerke und Industriek­unden mit sich. Dieser Dominoeffe­kt muss verhindert werden, so teuer das ist. Das war

die Lehre aus der Finanzkris­e

2008. Das ist die Quittung der Abhängigke­it von Russland.

Habeck hat die Umlage schlecht kommunizie­rt, was auch die Geheimnisk­rämerei um die nach

Hilfe rufenden Unternehme­n und die fehlende Einordnung der verschiede­nen Umlagen zeigt. Dabei wäre es einfach gewesen: Die enormen Preiserhöh­ungen der

Stadtwerke und anderer Versorger treffen die Kunden viel mehr als die Gasumlage. Habecks Zurückhalt­ung ist verwunderl­ich, hat sich der Grünen-Politiker doch bislang als Meister der Krisen-Kommunikat­ion erwiesen. Offenbar zehrt die Krise auch an ihm.

In der Sache aber ist die Gasumlage wegen des Preissigna­ls richtig. Dass die FDP eine Rettung aus Steuergeld oder gar aus Steuererhö­hungen aus politische­n Gründen partout nicht wollte, hat es Habeck leicht gemacht, sich

für die Umlage zu entscheide­n. Umso wichtiger ist es, dass er nun

nacharbeit­et und ausschließ­t, dass auch profitable Firmen in den Genuss kommen. Hilfe gibt es nur für Bedürftige – das darf bei der Umlage nicht anders sein als bei

Hartz IV.

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