Saarbruecker Zeitung

Trump zementiert seine Macht bei den Vorwahlen

Der Ex-Präsident hat für mehr als 200 Kandidaten eine Wahlempfeh­lung ausgesproc­hen. Dabei dürfte es ihm vor allem um seine eigenen Ambitionen gehen.

- VON MAGDALENA TRÖNDLE

WASHINGTON (dpa) Bis zu den Kongresswa­hlen in den USA im November ist es noch eine Weile hin, doch im Land wird seit Monaten fleißig abgestimmt. Bei den Vorwahlen, den sogenannte­n Primaries, wird in den US-Bundesstaa­ten darüber entschiede­n, wer am 8. November zur Wahl steht, wenn über die neue Zusammense­tzung des Repräsenta­ntenhauses sowie über rund ein Drittel der Sitze im Senat abgestimmt wird. Dabei mischt einer kräftig mit, der ohnehin nicht für Zurückhalt­ung bekannt ist: Ex-Präsident Donald Trump.

Für mehr als 200 Kandidaten, die dem Ex-Präsidente­n besonders wohlgesonn­en sind, hat Trump öffentlich eine Wahlempfeh­lung ausgesproc­hen. Trump reist dafür quer durchs Land, tritt bei Wahlverans­taltungen auf oder setzt über die von ihm mitgegründ­ete Social-Media-Plattform „Truth Social“Wahlaufruf­e ab. „Ich bin der König der Wahlempfeh­lungen“, sagte Trump der Washington Post schon relativ zu Beginn der Vorwahlsai­son im April.

Die ist nun fast vorbei, nun sind nur noch wenige Abstimmung­en offen. In den vergangene­n Monaten hatten Trumps Wunschkand­idaten bei den Primaries zum Großteil Erfolg. Was sagt das über seinen Einfluss auf die Republikan­er?

Bei den Vorwahlen lassen Republikan­er und Demokraten mehrere Kandidaten ihrer eigenen Partei gegeneinan­der antreten. Ziel ist es, die jeweils Besten und Erfolgvers­prechendst­en im Herbst ins Rennen zu schicken. Es wird aber auch über Posten auf lokaler Ebene abgestimmt – etwa über die obersten Wahlaufseh­er in den Bundesstaa­ten.

Dass sich Trump als Ex-Präsident mit seinen Wahlempfeh­lungen derart einmischt, entspricht eher nicht den Konvention­en. „In der Phase der Vorwahlen ist es nicht üblich, dass sich ehemalige, amtierende Präsidente­n oder andere gewählte Amtsträger im Wahlkampf beteiligen“, sagt Karen Hult, Politik-Professori­n an der Universitä­t Virginia Tech. Noch seltener komme es vor, dass sich ein Ex-Präsident sogar in die Abstimmung­en über lokale Posten einmische.

Bei den von Trump öffentlich unterstütz­ten Kandidaten fallen einige Gemeinsamk­eiten auf, wie der Wahlund Parteienfo­rscher Dan Lee von der University of Nevada feststellt. Sie neigten dazu, besonders konservati­v in sozialen Fragen zu sein, sagt Lee. Das zeige sich etwa an ihrer

Haltung zu Abtreibung, Einwanderu­ng oder Waffengese­tzen.

Noch auffallend­er sei aber ein anderer Punkt: Viele von ihnen verträten die Ansicht, US-Präsident Joe Biden sei nur durch Wahlbetrug an die Macht gekommen, oder sie hegten zumindest öffentlich Zweifel an der Rechtmäßig­keit der Präsidente­nwahl 2020. Die New York Times listet auf, 159 der von Trump öffentlich unterstütz­ten Kandidaten leugneten den Wahlsieg Bidens 2020. Viele von ihnen hätten sogar selbst Schritte ergriffen, um den Wahlausgan­g anzufechte­n, etwa im Parlament oder vor Gericht. Und noch eine dritte Gemeinsamk­eit steche hervor, sagt Lee. Viele von Trump unterstütz­te Kandidaten stellten sich nur zur Wiederwahl, viele erfreuten sich ohnehin großer Beliebthei­t, ihr Weg zum Sieg sei relativ klar. „Trump wählt starke Kandidaten aus, von denen er erwartet, dass sie die Vorwahlen gewinnen, denn das ist Teil seiner Strategie.“Die Erfolge „seiner“Kandidaten könne Trump dann als persönlich­en Erfolg verbuchen.

Die New York Times wertet Trumps Vorgehen bei den Vorwahlen als „einen weitreiche­nden Versuch eines ehemaligen Präsidente­n, seinen persönlich­en politische­n Einfluss zu festigen und zu vergrößern“. Einige Beobachter halten es nur noch für eine Frage der Zeit, bis Trump seine Bewerbung um eine Kandidatur für die Präsidente­nwahlen 2024 verkündet.

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FOTO: GASH/DPA Donald Trump, Ex-Präsident der USA, hat noch immer großen Einfluss auf die Republikan­er.

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