Naturschutz im Saarland braucht die Landwirtschaft
Ein einseitiger Fokus auf den Naturschutz gefährdet die landwirtschaftlichen Betriebe an der Saar, sagt der Direktor der Landwirtschaftskammer.
Das Saarland ist auf Grund seiner naturräumlichen Ausstattung und Geschichte (Bergmannsbauern) ein industriell-agrarisch geprägtes Bundesland. Viele haben dies vergessen. Aus dieser Tradition ist eine für das Saarland typische, extensive Bewirtschaftung der Äcker und Wiesen entstanden. Charakteristisch dafür ist ein sehr hoher Anteil von Grünland von über 50 Prozent der Landwirtschaftsfläche mit einem sehr hohen Anteil von Naturschutzgrünland, das erst durch die Landwirtschaft entstanden ist, und extensiv bewirtschafteten Äckern.
Insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg vergrößerten viele Bergmannsbauern (Nebenerwerbsbauern) ihre Landwirtschaft und gingen zum Haupterwerb über. Damit setzten sie sich den Bedingungen des Weltmarktes aus, vor dem sie zunächst noch durch die EU geschützt waren. Seit der ersten Agrarreform 1992 fehlt dieser Schutz trotz Ausgleichszahlungen. Haupterwerbsbetriebe sind heute dem Weltmarkt ausgesetzt. Dessen Regeln verlangen nach Intensivierung. Die Politik dagegen sieht die Lösung vieler Probleme in der Extensivierung. Viele Haupterwerbsbetriebe, die für die Zukunft planen, fühlen sich so in ihrer Existenz gefährdet, auch im Saarland. Nicht durch gesetzliche Pflichten, die selbstverständlich einzuhalten sind, sondern durch zusätzliche Auflagen und Ausgleichsmaßnahmen für den Naturschutz. Eine weitere Extensivierung im Saarland führt, so die Befürchtung der Kammer, zum Sterben der Zukunftsbetriebe. Dies liegt weder im Interesse der Politik noch des Naturschutzes. Der saarländische Naturschutz braucht landwirtschaftliche Betriebe, die den Naturschutz als Nebenprodukt mitliefern, finanziert über die EU, den Bund und das Land. Ein anderer Weg für den Naturschutz ist unbezahlbar. Der Naturschutz braucht also Landwirtschaft und es ist klar, dass er damit die Konditionen für die Landwirtschaft nicht allein bestimmen kann. Wie für jeden Kaufmann gilt es hier zu verhandeln, zu geben und zu nehmen.
Auf diese Zusammenhänge hat die Kammer am Beispiel der saarländischen Milchviehhaltung in einem offenen Brief an Ministerin Berg im Juli exemplarisch hingewiesen. Die Landwirtschaftskammer für das Saarland spricht sich gegen eine weitere Extensivierung der saarländischen Landwirtschaft aus, da diese im Widerspruch zu den globalen Herausforderungen steht und auch dem regionalen Naturschutz letztlich mehr schadet als nützt. Um bestehen zu können, muss die saarländische Landwirtschaft eine Doppelstrategie fahren. Extensivieren, wo es passt und intensivieren, wo es notwendig ist. Eine einseitige politische Förderung der Extensivierung mit Fokus allein auf den Naturschutz lehnt die Kammer ab. Vielmehr braucht die saarländische Landwirtschaft eine intelligente Intensivierung. Auch der ökologische Landbau kann dazu einen Beitrag leisten, wenn er sich der Intensivierung nicht verschließt.