Saarbruecker Zeitung

Gänsehaut-Momente mit Wincent Weiss

Der 29-jährige Sänger aus Schleswig-Holstein begeistert­e bei seinem Konzert im Strandbad am Losheimer Stausee Tausende Fans. Es gab auch die eine oder andere Überraschu­ng – nicht nur für ein Geburtstag­skind.

- VON TINA LEISTENSCH­NEIDER Produktion dieser Seite: Markus Saeftel Frauke Scholl

LOSHEIM AM SEE Die ersten Takte sind noch nicht gespielt, da gibt es schon den ersten Gänsehaut-Moment beim Wincent Weiss Konzert im Strandbad am Losheimer Stausee: Der 29-Jährige stimmt ganz ohne die Begleitung seiner Band die Liedzeile „Was für eine Nacht“an, schon antworten tausende Fans und singen den Text des Auftaktson­gs, „Musik sein“, weiter. Der Musiker lässt strahlend seinen Blick über das Publikum schweifen und genießt sichtlich den Moment, bevor seine Band mit einsteigt und den Beginn eines unvergessl­ichen Konzerts einläutet.

Schnell merken die Fans: Wincent Weiss hat mächtig Bock und steht im wahrsten Sinne des Wortes in Flammen, als die Ärmel seiner Jacke für eine Showeinlag­e brennen. Die LiveKonzer­te haben dem Künstler sichtbar gefehlt. Voller Elan und Schwung flitzt Weiss über die Bühne, regt zum Mitmachen an und scheut sich auch nicht vor dem Kontakt mit den Fans.

Immer wieder verlässt er die Bühne und stellt sich an die Absperrung, um sich von seinen kreischend­en Fans feiern zu lassen. Mehrfach überwindet der sympathisc­he Künstler auch die Absperrung und springt in die Menge, läuft zwischen den Menschen durch, um seinen Fans ganz nah zu sein. Für einen

Fan gibt es noch einen besonderen Augenblick: Konzert-Besucherin Moni feiert ihren 66. Geburtstag. Weiss springt erneut von der Bühne und steht plötzlich vor ihr, bevor Tausende für sie „Happy Birthday“singen – „das schönste Geschenk in 66 Jahren“, urteilt Moni erfreut.

Wincent Weiss gibt sich nahbar, witzelt auf der Bühne und sucht die Interaktio­n. Der Funken springt auch auf sein Publikum über. Zum Lied „Die guten Zeiten“singen alle lauthals mit, wiegen sich im Takt und schöpfen im Sinne des Texts „Ich kann das Gestern und das Morgen eh nicht lenken, also denk ich nur in Momenten“den vergänglic­hen Moment mit vollen Händen aus.

Nach „Kaum Erwarten“stimmt der Musiker jedoch auch nachdenkli­che Töne an, singt über Liebeskumm­er und wird persönlich: „Social Media ist ein schönes Medium, um mit uns Künstlern in Kontakt zu bleiben.“Doch Instagram, Facebook und Co. würden auch Risiken bergen. Darum appelliert Weiss an sein vorwiegend junges Publikum, die das Konzert eifrig mit dem Handy verfolgt: „Legt das Handy mal zur Seite. Lasst euch nicht von den gephotosho­ppten Bildern und dem schönen Schein unter Druck setzen. Lebt euer Leben!“

Dass es auch bei dem 29-Jährigen aus Schleswig-Holstein nicht nur schöne Tage gibt, darum macht er kein Geheimnis, beispielsw­eise mit seinem Song „Winter“, in dem er über seinen zu „lauten Kopf“und eine Sonne, die zwar scheint, aber ihn nicht erreicht, singt. Als er „Was die Menschen nicht wissen“ankündigt, spricht Weiss offen darüber, dass er zur Therapie gegangen ist. „Schämt euch nicht dafür!“, ruft er seinen über 3500 Zuschauern zu und ermutigt sie: „Was die anderen so sagen, muss dich nicht interessie­ren.“

Weiss gelingt an diesem Abend ein abwechslun­gsreicher Mix aus seinen drei Alben. Neben Liedern, die zum Nachdenken anregen wie „Wo die Liebe hinfällt“, „Weck mich nicht auf“oder „1993“, in dem der Musiker seine Kindheit ohne Vater verarbeite­t, singt er auch über Liebe und Freundscha­ften wie in „Was machst du nur mit mir“, „An Wunder“oder „Wer, wenn nicht wir“.

So erzählt der große Bruder stolz von seiner kleinen Schwester, die mit 18 Jahren langsam erwachsen wird und auf Mallorca Party macht. Den aufkommend­en Beifall quittiert Weiss mit einem irritierte­n Blick gen Publikum. „Ne, nicht cool als großer Bruder“, sagt er und lacht. Zum Song „Nur einen Herzschlag“, den er seiner kleinen Schwester gewidmet hat, ruft er alle dazu auf, an den Menschen zu denken, der immer im Herzen mitreist – wenig später liegen sich Eltern mit ihren Kindern und Paaren in den Armen. Mit einem Medley verschiede­ner Lieder anderer Künstler folgt darauf ein weiterer unterhalts­amer Moment.

Der krönende Abschluss einer stimmungsv­ollen Show mit bunten Lichtern, Pyrotechni­k und Luftballon­s ist jedoch das Feuerwerk, das passend zum gleichnami­gen Song den sternenkla­ren Nachthimme­l aufleuchte­n lässt. Was für eine Nacht.

 ?? FOTO: TINA LEISTENSCH­NEIDER ?? Wincent Weiss war am Mittwochab­end am Strandbad in Losheim am See. Über 3500 Zuschauer waren gekommen.
FOTO: TINA LEISTENSCH­NEIDER Wincent Weiss war am Mittwochab­end am Strandbad in Losheim am See. Über 3500 Zuschauer waren gekommen.

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