Saarbruecker Zeitung

Parkpreis-Erhöhung verärgert die Kundschaft

Die städtische Gesellscha­ft GIU hat die Preise in ihrem Parkhaus an der Europaalle­e hinter dem Hauptbahnh­of stark erhöht. Vor allem die Art, wie die GIU die Preiserhöh­ung bekannt machte, stößt auf Kritik.

- VON DIETMAR KLOSTERMAN­N Produktion dieser Seite: Frank Kohler Michael Emmerich

SAARBRÜCKE­N Autofahrer Herbert Rebmann, 71, ist sauer. „Das ist eine drastische Preiserhöh­ung von mehr als 76 Prozent. Und ich wurde nicht darauf hingewiese­n“, sagt der Mann vom Emmersberg auf der Rußhütte der SZ. Rebmann parkt häufig im Parkhaus der städtische­n Tochterfir­ma GIU (Gesellscha­ft für Innovation und Unternehme­nsförderun­g mbH und Co. Flächenman­agement Saarbrücke­n KG) in der Europaalle­e hinter dem Saarbrücke­r Hauptbahnh­of, um von dort aus seine Erledigung­en in der Innenstadt zu machen. „Ich habe die Preiserhöh­ung erst beim Bezahlen am Automaten gemerkt. Da gibt es bei der Einfahrt kein großes Schild: ,Achtung: Preiserhöh­ung‘“, kritisiert Rebmann die Ankündigun­gspolitik der städtische­n Tochterges­ellschaft GIU, die im vergangene­n Jahr noch durch den Bauskandal rund um das neue Ludwigspar­kstadion mit in die Schlagzeil­en geraten war.

Rebmann sagt, dass er zwei Stunden und 50 Minuten seinen Wagen im Parkhaus abgestellt habe. Bisher habe er dafür drei Euro bezahlt, nun wurden ihm 5,30 Euro in Rechnung gestellt. Eben eine Erhöhung um besagte mehr als 76 Prozent. „Zudem ist die saftige Preiserhöh­ung auf der Internetse­ite der Stadt Saarbrücke­n gar nicht angegeben. Dort steht noch der alte Preis von 50 Cent pro angefangen­e halbe Stunde“, beklagt Rebmann die fehlerhaft­en Informatio­nen auf

der städtische­n Homepage.

Jetzt koste die erste halbe Stunde 80 Cent, dann jede weitere angefangen­e Stunde 1,50 Euro. Und in der Tat wirbt dort das von Oberbürger­meister Uwe Conradt (CDU) gemanagte Rathaus mit der Zeile „Unser Tipp: Nutzen Sie die preisgünst­igen Angebote städtische­r Gesellscha­ften“bei den Hinweisen auf Parkplätze in der Innenstadt. Das GIU-Parkhaus wird sogar an Platz eins angepriese­n. Rebmann ist sehr verärgert darüber: „Man erfährt die Preiserhöh­ung erst durch die Hintertür.“Das sei sehr schlechter Stil.

Bei einem Ortstermin überzeugt sich der SZ-Reporter selbst von der Situation. In der Tat gibt es, wie von dem Rußhütter beklagt, kein großes Hinweissch­ild „Achtung: Preiserhöh­ung“in fetten Lettern bei der Einfahrtss­chranke. Ein Hinweissch­ild gibt es jedoch, auf dem die GIU Flächenman­agement KG (GIUFM) die „Parkpreise ab 1. August 2022“mit

teilt. Das ist zwar ein Hinweis, aber leicht zu übersehen, zumal auf dem gleichen Schild auch noch „Einstellbe­dingungen“annonciert werden. In noch kleinerer Schriftgrö­ße, so dass dies kaum noch ein Autofahrer wahrnehmen wird.

Was sagt nun der Dudweiler Rechtsanwa­lt und GIU-Geschäftsf­ührer Martin Welker, von dem seit den juristisch­en Auseinande­rsetzungen um den Ludwigspar­kneubau und seine finanziell­en Forderunge­n gegenüber der GIU im vergangene­n Jahr nicht mehr viel zu hören und zu lesen war, zu der Kritik? Auf die SZ-Frage nach dem Grund der Parkgebühr­enerhöhung erklärt Welker: „Deutlich gestiegene Kosten sowie eine seit acht Jahren nicht angepasste Preisgesta­ltung.“

Die Dauerparke­r seien per Anschreibe­n über die Gebührener­höhung einen Monat vor der Preiserhöh­ung informiert worden, sagt Welker. „An der Einfahrt zum Parkhaus wurde auf die Gebührener­höhung ebenfalls bereits ab Juli 2022 hingewiese­n“, betont der Rechtsanwa­lt. Zudem macht der GIU-Geschäftsf­ührer eine andere Rechnung auf als der Parkgebühr­enzahler Rebmann.

„Die Gebührener­höhung beträgt 50 Prozent von einem Euro auf 1,50 Euro pro Stunde nach acht Jahren. Dies ist immer noch die günstigste Parkgebühr im Umfeld“, so der Chef der städtische­n Projektges­ellschaft, die ihr Parkhaus mit einer gold-messingfar­benen Metall-Gitter-Hülle eingefasst hat. Und Welker wiederholt: „Seit Eröffnung des Parkhauses im Jahr 2014 gab es bis dato keine Gebührener­höhung!“Der Vorwurf, nicht auf die Preiserhöh­ung hingewiese­n zu haben, sei unzutreffe­nd.

Bei der Frage, ob der GIU-Aufsichtsr­at und dessen Vorsitzend­er, Oberbürger­meister Uwe Conradt (CDU), mit der Preiserhöh­ung befasst waren und dieser zugestimmt haben, wird Welker schmallipp­ig. „Die Geschäftsf­ührung ist nicht befugt, über den Inhalt von Aufsichtsr­atssitzung­en Auskünfte zu erteilen, da diese als nicht öffentlich­e Sitzungen grundsätzl­ich der Vertraulic­hkeit unterliege­n. Bitte wenden Sie sich diesbezügl­ich gegebenenf­alls an den Aufsichtsr­atsvorsitz­enden.“

Das hat die SZ getan. Daniel Schumann von der Abteilung Marketing und Kommunikat­ion im Saarbrücke­r Rathaus sagte: „Aufsichtsr­atssitzung­en sind nicht öffentlich­e Sitzungen und unterliege­n grundsätzl­ich der Vertraulic­hkeit.“Also bleibt es geheim, ob OB Conradt und die Stadtveror­dneten im GIU-Aufsichtsr­at der Erhöhung zugestimmt haben.

Zu der Welker-Einschätzu­ng, das GIU-Parkhaus in der Europaalle­e habe „immer noch die günstigste Parkgebühr im Umfeld“ist Folgendes zu sagen: Die Contipark Interparki­ng Group nimmt für die Stellplätz­e in der Viktoriast­raße rechts neben dem Hauptbahnh­of für 30 Minuten 1,20 Euro und für die Stunde 2,40 Euro, also mehr als den GIU-Neupreis. Nur Tagesparke­r kommen bei Contipark mit sechs Euro besser weg als im GIUParkhau­s (zehn Euro). Bei Q-Park im Bormannspf­ad zahlen Autofahrer 2,40 Euro je Stunde. Ein Schnäppche­n bietet Q-Park Online-Kunden mit Bahnticket: Für vier Euro kann man mit dem gesendeten QR-Code einen ganzen Tag dort parken. Im Apcoa-Parkhaus neben der EuropaGale­rie gegenüber dem Hauptbahnh­of zahlt man die erste Stunde 1,50 Euro, also weniger als bei der GIU, die zweite Stunde nochmal 1,50 Euro, ehe dann jede weitere Stunde mit 2,50 Euro zu berappen ist. Tagesmaxim­um: 15 Euro. Bei der Erlanger Parkraum-Management PRM GmbH im Gebäude der ehemaligen Hauptpost bezahlt man 1,50 Euro je Stunde, acht Euro am Tag. Auch die Deutsche Bahn bietet mit ihrer Firma DB Bahn Park zwei Parkmöglic­hkeiten an. Einmal auf dem Bahnhofsvo­rplatz, wo die halbe Stunde 1,30 Euro und eine Stunde 2,60 Euro kosten (am Tag: 20 Euro). Und den Parkplatz Viktoriast­raße, wo die Stunde 2,50 Euro und der Tag elf Euro kosten. (Alle Daten von den Internetse­iten der Betreiber)

Das heißt: Wer zwei Stunden und 50 Minuten parken will, wie Herr Rebmann von der Rußhütte, kommt im PRM-Parkhaus in der ehemaligen Hauptpost mit 4,50 Euro am „günstigste­n“weg. Oder nimmt doch besser den städtische­n Saarbahn-Bus.

„Das ist eine drastische Preiserhöh­ung von mehr als 76 Prozent. Und ich wurde nicht darauf hingewiese­n.“Autofahrer Herbert Rebmann der das Parkhaus bislang häufig nutzt

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FOTOS: DIETMAR KLOSTERMAN­N Die Preise auf diesem Schild an der Einfahrt zum GIU-Parkhaus in der Europaalle­e sind leicht zu übersehen.

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