Parkpreis-Erhöhung verärgert die Kundschaft
Die städtische Gesellschaft GIU hat die Preise in ihrem Parkhaus an der Europaallee hinter dem Hauptbahnhof stark erhöht. Vor allem die Art, wie die GIU die Preiserhöhung bekannt machte, stößt auf Kritik.
SAARBRÜCKEN Autofahrer Herbert Rebmann, 71, ist sauer. „Das ist eine drastische Preiserhöhung von mehr als 76 Prozent. Und ich wurde nicht darauf hingewiesen“, sagt der Mann vom Emmersberg auf der Rußhütte der SZ. Rebmann parkt häufig im Parkhaus der städtischen Tochterfirma GIU (Gesellschaft für Innovation und Unternehmensförderung mbH und Co. Flächenmanagement Saarbrücken KG) in der Europaallee hinter dem Saarbrücker Hauptbahnhof, um von dort aus seine Erledigungen in der Innenstadt zu machen. „Ich habe die Preiserhöhung erst beim Bezahlen am Automaten gemerkt. Da gibt es bei der Einfahrt kein großes Schild: ,Achtung: Preiserhöhung‘“, kritisiert Rebmann die Ankündigungspolitik der städtischen Tochtergesellschaft GIU, die im vergangenen Jahr noch durch den Bauskandal rund um das neue Ludwigsparkstadion mit in die Schlagzeilen geraten war.
Rebmann sagt, dass er zwei Stunden und 50 Minuten seinen Wagen im Parkhaus abgestellt habe. Bisher habe er dafür drei Euro bezahlt, nun wurden ihm 5,30 Euro in Rechnung gestellt. Eben eine Erhöhung um besagte mehr als 76 Prozent. „Zudem ist die saftige Preiserhöhung auf der Internetseite der Stadt Saarbrücken gar nicht angegeben. Dort steht noch der alte Preis von 50 Cent pro angefangene halbe Stunde“, beklagt Rebmann die fehlerhaften Informationen auf
der städtischen Homepage.
Jetzt koste die erste halbe Stunde 80 Cent, dann jede weitere angefangene Stunde 1,50 Euro. Und in der Tat wirbt dort das von Oberbürgermeister Uwe Conradt (CDU) gemanagte Rathaus mit der Zeile „Unser Tipp: Nutzen Sie die preisgünstigen Angebote städtischer Gesellschaften“bei den Hinweisen auf Parkplätze in der Innenstadt. Das GIU-Parkhaus wird sogar an Platz eins angepriesen. Rebmann ist sehr verärgert darüber: „Man erfährt die Preiserhöhung erst durch die Hintertür.“Das sei sehr schlechter Stil.
Bei einem Ortstermin überzeugt sich der SZ-Reporter selbst von der Situation. In der Tat gibt es, wie von dem Rußhütter beklagt, kein großes Hinweisschild „Achtung: Preiserhöhung“in fetten Lettern bei der Einfahrtsschranke. Ein Hinweisschild gibt es jedoch, auf dem die GIU Flächenmanagement KG (GIUFM) die „Parkpreise ab 1. August 2022“mit
teilt. Das ist zwar ein Hinweis, aber leicht zu übersehen, zumal auf dem gleichen Schild auch noch „Einstellbedingungen“annonciert werden. In noch kleinerer Schriftgröße, so dass dies kaum noch ein Autofahrer wahrnehmen wird.
Was sagt nun der Dudweiler Rechtsanwalt und GIU-Geschäftsführer Martin Welker, von dem seit den juristischen Auseinandersetzungen um den Ludwigsparkneubau und seine finanziellen Forderungen gegenüber der GIU im vergangenen Jahr nicht mehr viel zu hören und zu lesen war, zu der Kritik? Auf die SZ-Frage nach dem Grund der Parkgebührenerhöhung erklärt Welker: „Deutlich gestiegene Kosten sowie eine seit acht Jahren nicht angepasste Preisgestaltung.“
Die Dauerparker seien per Anschreiben über die Gebührenerhöhung einen Monat vor der Preiserhöhung informiert worden, sagt Welker. „An der Einfahrt zum Parkhaus wurde auf die Gebührenerhöhung ebenfalls bereits ab Juli 2022 hingewiesen“, betont der Rechtsanwalt. Zudem macht der GIU-Geschäftsführer eine andere Rechnung auf als der Parkgebührenzahler Rebmann.
„Die Gebührenerhöhung beträgt 50 Prozent von einem Euro auf 1,50 Euro pro Stunde nach acht Jahren. Dies ist immer noch die günstigste Parkgebühr im Umfeld“, so der Chef der städtischen Projektgesellschaft, die ihr Parkhaus mit einer gold-messingfarbenen Metall-Gitter-Hülle eingefasst hat. Und Welker wiederholt: „Seit Eröffnung des Parkhauses im Jahr 2014 gab es bis dato keine Gebührenerhöhung!“Der Vorwurf, nicht auf die Preiserhöhung hingewiesen zu haben, sei unzutreffend.
Bei der Frage, ob der GIU-Aufsichtsrat und dessen Vorsitzender, Oberbürgermeister Uwe Conradt (CDU), mit der Preiserhöhung befasst waren und dieser zugestimmt haben, wird Welker schmallippig. „Die Geschäftsführung ist nicht befugt, über den Inhalt von Aufsichtsratssitzungen Auskünfte zu erteilen, da diese als nicht öffentliche Sitzungen grundsätzlich der Vertraulichkeit unterliegen. Bitte wenden Sie sich diesbezüglich gegebenenfalls an den Aufsichtsratsvorsitzenden.“
Das hat die SZ getan. Daniel Schumann von der Abteilung Marketing und Kommunikation im Saarbrücker Rathaus sagte: „Aufsichtsratssitzungen sind nicht öffentliche Sitzungen und unterliegen grundsätzlich der Vertraulichkeit.“Also bleibt es geheim, ob OB Conradt und die Stadtverordneten im GIU-Aufsichtsrat der Erhöhung zugestimmt haben.
Zu der Welker-Einschätzung, das GIU-Parkhaus in der Europaallee habe „immer noch die günstigste Parkgebühr im Umfeld“ist Folgendes zu sagen: Die Contipark Interparking Group nimmt für die Stellplätze in der Viktoriastraße rechts neben dem Hauptbahnhof für 30 Minuten 1,20 Euro und für die Stunde 2,40 Euro, also mehr als den GIU-Neupreis. Nur Tagesparker kommen bei Contipark mit sechs Euro besser weg als im GIUParkhaus (zehn Euro). Bei Q-Park im Bormannspfad zahlen Autofahrer 2,40 Euro je Stunde. Ein Schnäppchen bietet Q-Park Online-Kunden mit Bahnticket: Für vier Euro kann man mit dem gesendeten QR-Code einen ganzen Tag dort parken. Im Apcoa-Parkhaus neben der EuropaGalerie gegenüber dem Hauptbahnhof zahlt man die erste Stunde 1,50 Euro, also weniger als bei der GIU, die zweite Stunde nochmal 1,50 Euro, ehe dann jede weitere Stunde mit 2,50 Euro zu berappen ist. Tagesmaximum: 15 Euro. Bei der Erlanger Parkraum-Management PRM GmbH im Gebäude der ehemaligen Hauptpost bezahlt man 1,50 Euro je Stunde, acht Euro am Tag. Auch die Deutsche Bahn bietet mit ihrer Firma DB Bahn Park zwei Parkmöglichkeiten an. Einmal auf dem Bahnhofsvorplatz, wo die halbe Stunde 1,30 Euro und eine Stunde 2,60 Euro kosten (am Tag: 20 Euro). Und den Parkplatz Viktoriastraße, wo die Stunde 2,50 Euro und der Tag elf Euro kosten. (Alle Daten von den Internetseiten der Betreiber)
Das heißt: Wer zwei Stunden und 50 Minuten parken will, wie Herr Rebmann von der Rußhütte, kommt im PRM-Parkhaus in der ehemaligen Hauptpost mit 4,50 Euro am „günstigsten“weg. Oder nimmt doch besser den städtischen Saarbahn-Bus.
„Das ist eine drastische Preiserhöhung von mehr als 76 Prozent. Und ich wurde nicht darauf hingewiesen.“Autofahrer Herbert Rebmann der das Parkhaus bislang häufig nutzt