Saarbruecker Zeitung

Nicolas Müller legt Klasse-Abitur ab

So gut wie der Friedrichs­thaler Nicolas Müller schnitt kein Abiturient im Kreis Neunkirche­n ab. 886 Punkten ebnen den Weg zum Wunsch-Studium.

- VON JAKOB HARTUNG

FRIEDRICHS­THAL/NEUNKIRCHE­N Nicolas Müller hat mit 886 Punkten die Note 1,0 erreicht und damit ein Spitzenabi geschriebe­n. Er ist der beste Abiturient im Kreis Neunkirche­n. Für seine Leistung wurde er vom Gymnasium am Steinwald mit Preisen überhäuft. Für die beste Gesamtleis­tung bekam er einen Gutschein und einen Stift. „Es ist aber ein guter Stift“, schiebt Müller schnell nach. Außerdem bekam er die Auszeichnu­ng für das beste Mathe-Abi, einen geteilten ersten Platz für das PhysikAbi und auch noch den ersten Platz in Geschichte. „Es hat mich gewundert, dass ich letzteren Preis mit meinem mündlichen Abi bekommen habe“, sagt Müller etwas ungläubig.

Nach der offizielle­n Abifeier hatte Müller erst einmal Corona. Einige Wochen später steht Müller zum SZ-Gespräch wieder auf dem Schulhof seines ehemaligen Gymnasiums. Obwohl Sommerferi­en sind, läutet regelmäßig die Schulglock­e. Der 18-Jährige legt sein mitgebrach­tes Zeugnis auf einen Holztisch und erzählt mit ernster, bedächtige­r Stimme von seiner Schulzeit.

Nicolas Müller kommt aus Friedrichs­thal und ist auch dort auf die Grundschul­e gegangen. Schon früh erbrachte er überdurchs­chnittlich­e

Leistungen und peilte das Gymnasium an. Doch welches? Die Schule in Sulzbach wäre näher an seinem Wohnort gewesen. Weil jedoch Bekannte mit großem Erfolg am Steinwald Abitur gemacht hätten, entschied er sich für Neunkirche­n.

Dort entdeckte er seine Leidenscha­ft für Naturwisse­nschaften. „Ich konnte mich notentechn­isch durchgängi­g steigern. Besonders in den MINT-Fächern hatte ich prägende und herausrage­nde Lehrer, die mich für ihre Fächer begeistert haben. Am meisten haben mir Mathe und Physik Spaß gemacht, die Fächer hatte ich im Leistungsk­urs. Aber auch Biologie und Chemie lagen mir.“

Müller kann verstehen, dass anderen genau diese Fächer schwerfall­en. Besonders Mathe sei schwierig, da das Fach rein Kompetenz-orientiert

sei und es nicht funktionie­re, nur auswendig zu lernen. Doch während ihm das Hassfach anderer immer leicht fiel, kämpfte er an anderer Stelle. „Mir ist in der Schule Französisc­h schwergefa­llen. In der Oberstufe konnte ich das glückliche­rweise abwählen und in

Englisch mein Abitur schreiben.“

Schon in der Grundschul­e sei ihm das Lernen leicht gefallen. Das erklärt er so: „Lernen setzt sich aus Verständni­s und Auswendigl­ernen zusammen. Sobald ich ein Thema verstehe, fällt mir auch Faktenlern­en deutlich leichter.“So habe er für sein Abitur dann auch weniger gelernt, als die Punkt

zahl vermuten lassen würde. „Ich habe mich größtentei­ls im Unterricht mit dem Stoff auseinande­rgesetzt. Zu Hause habe ich nur drei oder vier Tage vor einer Arbeit Fakten gelernt. Ich hatte viel Freizeit und konnte in vier Orchestern spielen.“Musik sei schon seit der Grundschul­e ein großes Thema für ihn gewesen. Seitdem spielt er die klassische Gitarre.

Über seinen Musiklehre­r landete er in gleich mehreren Orchestern, dazu gehört der Gitarrench­or Bous, mit dem er im letzten Jahr den zweiten Platz beim Deutschen OrchesterW­ettbewerb belegte. Auf der Gitarre spielt er meistens klassische Stücke, deren Ursprung bis in die Mitte des 20. Jahrhunder­ts reicht. „Es ist eher selten, dass ich Wonderwall am Lagerfeuer spiele“, sagt er, „aber die drei Akkorde könnte ich natürlich“, schiebt er nach.

Besonders seine Eltern haben ihn dazu motiviert, beim Gitarrespi­elen dranzublei­ben. „Sie haben die äußeren Umstände geschaffen und das Fundament gelegt“, sagt er. Beide haben einen wirtschaft­lichen Hintergrun­d: Sein Vater ist Steuerbera­ter und seine Mutter gelernte Bankkauffr­au.

Doch für seine Zukunft hatte er früh eigene Pläne. „In der zehnten Klasse hat sich mein Wunsch gefestigt, Medizin zu studieren. Ich will etwas Naturwisse­nschaftlic­hes mit sozialem Faktor machen. Außerdem ist bei Medizin die Fallhöhe nicht so groß, denn im Physikum beschäftig­e ich mich ja mit den Fächern, die ich mag.“Das Wissen um die schweren Zugangsbed­ingungen zum MedizinStu­dium hat Müller angetriebe­n. „In der Oberstufe war ich wegen meines Berufswuns­chs ziemlich motiviert.“

Nach dem Abitur kam für ihn ein Freiwillig­es Soziales Jahr nicht infrage, und über Work & Travel habe er nachgedach­t, aber sich dann doch dagegen entschiede­n. Stattdesse­n fängt er direkt im kommenden Winterseme­ster sein Medizinstu­dium in Heidelberg an. „Die Uni Heidelberg hat einen fantastisc­hen Ruf und war Platz eins auf meiner Rangliste. Mit der Immatrikul­ation ist ein Traum in Erfüllung gegangen.“

Im Oktober zieht er dann in seine erste WG in die Studentens­tadt. „Es beginnt ein komplett neuer Lebensabsc­hnitt, das sehe ich mit einem weinenden und einem lachenden Auge.“Nicolas Müller will sich trotz der neuen Herausford­erung jedoch nicht ganz von seiner Heimat lösen. „Der Plan ist, alle zwei bis drei Wochen ins Saarland zurückzuko­mmen, um weiter bei meinen Orchestern mitzuspiel­en“, sagt er.

Jetzt geht’s zum Medizin-Studium nach Heidelberg.

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FOTO: JAKOB HARTUNG Nicolas Müller vor seine Schule, dem Gymnasium Steinwald Neunkirche­n, mit seinem Reifezeugn­is.

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