So geht die Stadt Saarbrücken mit der Hitze um
Temperaturen über 30 Grad, wochenlang kein Regen. Das Extremwetter setzt Menschen wie auch Tieren und Pf lanzen zu. Die Stadt Saarbrücken und der Regionalverband erläutern, wie sie gegen Hitze und Dürre vorgehen.
SAARBRÜCKEN Die andauernde Hitze und Trockenheit machen den Menschen zu schaffen. Viele Städte und Gemeinden sind darauf noch nicht ausreichend vorbereitet. Insbesondere ein Hitzeaktionsplan, der Auskunft über das Vorgehen bei Hitzewellen gibt und Schutz bieten soll, fehlt in allen saarländischen Landkreisen – auch im Regionalverband Saarbrücken (wir berichteten).
Ein Ende der heißen Perioden ist nicht in Sicht. Die Stadt Saarbrücken selbst arbeitet seit 2012 mit einer „Stadtklimatischen Gesamtanalyse“. Die prüfe bei jedem Bebauungsplan und allen Bauanträgen, ob aufgrund der örtlichen Situation zusätzliche Auflagen nötig sind. „Diese können im Erstellen eines Klimagutachtens durch den Bauherren liegen, auf dessen Grundlage dann
Ausgleichmaßnahmen notwendig sind wie beispielsweise zusätzliche Baumanpflanzungen“, erklärt Thomas Blug, Pressesprecher der Stadt Saarbrücken. Ein Eigentümer, der Freiflächen entsiegelt und neu bepflanzt oder Dach- und Fassadenflächen begrünt, werde im Zuge dieser Förderung mit bis zu 50 Prozent der Kosten, maximal aber mit 4000 Euro, unterstützt.
Seit Juni 2022 läuft in der Stadt Saarbrücken zusätzlich ein Begrünungsprogramm. Dieses gibt den
Grad und die Art der Begrünung von Frei-, Dach- und Fassadenflächen bei neuen Bauvorhaben vor – und das verpflichtend. Das städtische Grünamt schneide Wiesenflächen und Grünstreifen nur noch dann zurück, wenn das die Verkehrssicherungspflicht erfordere. „Zusammen mit der Baumschutzsatzung sollen all diese Maßnahmen dafür sorgen, den Begrünungsanteil im Stadtgebiet hochzuhalten, damit Verschattung und Verdunstung für Abkühlung sorgen“, erklärt Blug.
Doch um diese Begrünung muss sich derzeit intensiv gekümmert werden. Besonders betroffen: Bäume und Pflanzen, die aus baulichen oder natürlichen Gründen nicht tief wurzeln. Aktuell seien die Mitarbeiter des Amts für Stadtgrün fast ausschließlich mit der Bewässerung der Stadtbepflanzung beschäftigt. Dazu gehören Bäume, Blumenampeln und die städtischen Beete. „In jedem der fünf Grünpflegebezirke sind täglich jeweils zwei Tankfahrzeuge unterwegs. Wir haben seit Wochen einen Wochenendgießdienst organisiert“, sagt der Pressesprecher.
Schutz vor der Sonne ist in den Sommermonaten besonders wichtig: Fehlt es also an Bäumen, setzt man in Kitas auf Sonnensegel. Diese werden in Zusammenarbeit mit Trägern der Kindertagesstätten und dem Grünamt aufgestellt. Wenn möglich, werde dieses Vorgehen bereits bei allen Kita-Neubauten berücksichtigt. In Einzelfällen auch beim Umbau der Gebäude. Das Grünamt arbeite mit den Sonnensegeln jedoch nur im geschützten Kita-Außenbereich und auch, nur wenn die Bäume auf dem jeweiligen Gelände noch nicht genug Schatten werfen. „Im öffentlichen Raum ist dies nicht finanzierbar, da sie sehr anfällig für Vandalismus sind.“Ein neuer Sonnenschutz könne jedoch auf dem Festplatz der DFG-Muschel entstehen. Und auch eine Wassernebelanlage für die Zuschauer sei im Gespräch. Kühlräume für Passanten, wie sie in Frankreichs Städten mittlerweile üblich sind, seien in Saarbrücken aber aufgrund des hohen Energieverbrauchs nicht geplant, betont Blug.
Genauso wie die Umgestaltung der Wartehäuschen an der Johannes- Kirche. Diese sind voll verglast und in der Mittagssonne einer Sauna ähnlich. „Neben gestalterischen und funktionalen Anforde
„In jedem der fünf Grünpflegebezirke sind täglich jeweils zwei Tankfahrzeuge unterwegs. Wir haben seit Wochen einen Wochenendgießdienst organisiert.“Thomas Blug Pressesprecher der Stadt Saarbrücken, zur Bewässerung der Stadtbepflanzung
rungen muss unter anderem durch Transparenz auch soziale Kontrolle ermöglicht werden und damit zur subjektiven Sicherheit der Wartenden beitragen“, schließt der Pressesprecher.
Die Stadt setzt auf bauliche Maßnahmen, der Regionalverband Saarbrücken auf Informationen und Wissen. „Das Gesundheitsamt des
Regionalverbands hat eine Arbeitsgruppe ‚Klima und Gesundheit‘ gemeinsam mit Vertretern der Landeshauptstadt (...) und den Projekten der Gemeinwesenarbeit ins Leben gerufen“, sagt Regionalverbandssprecher Denny Sturm. Daraus entstanden seien das „Hitzetelefon“in Brebach, eine Aktion zur Bereitstellung von kostenlosem Trinkwasser
und kostenlose Toilettennutzung in verschiedenen Einrichtungen und Geschäften. Plakate in den Schaufenstern machen auf das Angebot aufmerksam. Das Gesundheitsamt informiert außerdem regelmäßig gefährdete Gruppen (Schwangere, Wohnungslose oder Patienten mit Herzkreislaufmedizin) und bietet Veranstaltungen zum Thema Hitzeprävention auf Seniorenmessen an – auch mit Infoblättern. Pflegeheime und Pflegedienste spreche der Regionalverband ebenfalls gezielt an. Auch um diese zu „sensibilisieren“.
Mehr Informationen, weniger Hitzestau – die Stadt müsse insgesamt grüner und kühler werden. Mehr präventive Maßnahmen bedeuteten letztlich mehr Lebensqualität.