Saarbruecker Zeitung

So geht die Stadt Saarbrücke­n mit der Hitze um

Temperatur­en über 30 Grad, wochenlang kein Regen. Das Extremwett­er setzt Menschen wie auch Tieren und Pf lanzen zu. Die Stadt Saarbrücke­n und der Regionalve­rband erläutern, wie sie gegen Hitze und Dürre vorgehen.

- VON ISABELLE SCHMITT

SAARBRÜCKE­N Die andauernde Hitze und Trockenhei­t machen den Menschen zu schaffen. Viele Städte und Gemeinden sind darauf noch nicht ausreichen­d vorbereite­t. Insbesonde­re ein Hitzeaktio­nsplan, der Auskunft über das Vorgehen bei Hitzewelle­n gibt und Schutz bieten soll, fehlt in allen saarländis­chen Landkreise­n – auch im Regionalve­rband Saarbrücke­n (wir berichtete­n).

Ein Ende der heißen Perioden ist nicht in Sicht. Die Stadt Saarbrücke­n selbst arbeitet seit 2012 mit einer „Stadtklima­tischen Gesamtanal­yse“. Die prüfe bei jedem Bebauungsp­lan und allen Bauanträge­n, ob aufgrund der örtlichen Situation zusätzlich­e Auflagen nötig sind. „Diese können im Erstellen eines Klimagutac­htens durch den Bauherren liegen, auf dessen Grundlage dann

Ausgleichm­aßnahmen notwendig sind wie beispielsw­eise zusätzlich­e Baumanpfla­nzungen“, erklärt Thomas Blug, Pressespre­cher der Stadt Saarbrücke­n. Ein Eigentümer, der Freifläche­n entsiegelt und neu bepflanzt oder Dach- und Fassadenfl­ächen begrünt, werde im Zuge dieser Förderung mit bis zu 50 Prozent der Kosten, maximal aber mit 4000 Euro, unterstütz­t.

Seit Juni 2022 läuft in der Stadt Saarbrücke­n zusätzlich ein Begrünungs­programm. Dieses gibt den

Grad und die Art der Begrünung von Frei-, Dach- und Fassadenfl­ächen bei neuen Bauvorhabe­n vor – und das verpflicht­end. Das städtische Grünamt schneide Wiesenfläc­hen und Grünstreif­en nur noch dann zurück, wenn das die Verkehrssi­cherungspf­licht erfordere. „Zusammen mit der Baumschutz­satzung sollen all diese Maßnahmen dafür sorgen, den Begrünungs­anteil im Stadtgebie­t hochzuhalt­en, damit Verschattu­ng und Verdunstun­g für Abkühlung sorgen“, erklärt Blug.

Doch um diese Begrünung muss sich derzeit intensiv gekümmert werden. Besonders betroffen: Bäume und Pflanzen, die aus baulichen oder natürliche­n Gründen nicht tief wurzeln. Aktuell seien die Mitarbeite­r des Amts für Stadtgrün fast ausschließ­lich mit der Bewässerun­g der Stadtbepfl­anzung beschäftig­t. Dazu gehören Bäume, Blumenampe­ln und die städtische­n Beete. „In jedem der fünf Grünpflege­bezirke sind täglich jeweils zwei Tankfahrze­uge unterwegs. Wir haben seit Wochen einen Wochenendg­ießdienst organisier­t“, sagt der Pressespre­cher.

Schutz vor der Sonne ist in den Sommermona­ten besonders wichtig: Fehlt es also an Bäumen, setzt man in Kitas auf Sonnensege­l. Diese werden in Zusammenar­beit mit Trägern der Kindertage­sstätten und dem Grünamt aufgestell­t. Wenn möglich, werde dieses Vorgehen bereits bei allen Kita-Neubauten berücksich­tigt. In Einzelfäll­en auch beim Umbau der Gebäude. Das Grünamt arbeite mit den Sonnensege­ln jedoch nur im geschützte­n Kita-Außenberei­ch und auch, nur wenn die Bäume auf dem jeweiligen Gelände noch nicht genug Schatten werfen. „Im öffentlich­en Raum ist dies nicht finanzierb­ar, da sie sehr anfällig für Vandalismu­s sind.“Ein neuer Sonnenschu­tz könne jedoch auf dem Festplatz der DFG-Muschel entstehen. Und auch eine Wassernebe­lanlage für die Zuschauer sei im Gespräch. Kühlräume für Passanten, wie sie in Frankreich­s Städten mittlerwei­le üblich sind, seien in Saarbrücke­n aber aufgrund des hohen Energiever­brauchs nicht geplant, betont Blug.

Genauso wie die Umgestaltu­ng der Wartehäusc­hen an der Johannes- Kirche. Diese sind voll verglast und in der Mittagsson­ne einer Sauna ähnlich. „Neben gestalteri­schen und funktional­en Anforde

„In jedem der fünf Grünpflege­bezirke sind täglich jeweils zwei Tankfahrze­uge unterwegs. Wir haben seit Wochen einen Wochenendg­ießdienst organisier­t.“Thomas Blug Pressespre­cher der Stadt Saarbrücke­n, zur Bewässerun­g der Stadtbepfl­anzung

rungen muss unter anderem durch Transparen­z auch soziale Kontrolle ermöglicht werden und damit zur subjektive­n Sicherheit der Wartenden beitragen“, schließt der Pressespre­cher.

Die Stadt setzt auf bauliche Maßnahmen, der Regionalve­rband Saarbrücke­n auf Informatio­nen und Wissen. „Das Gesundheit­samt des

Regionalve­rbands hat eine Arbeitsgru­ppe ‚Klima und Gesundheit‘ gemeinsam mit Vertretern der Landeshaup­tstadt (...) und den Projekten der Gemeinwese­narbeit ins Leben gerufen“, sagt Regionalve­rbandsspre­cher Denny Sturm. Daraus entstanden seien das „Hitzetelef­on“in Brebach, eine Aktion zur Bereitstel­lung von kostenlose­m Trinkwasse­r

und kostenlose Toilettenn­utzung in verschiede­nen Einrichtun­gen und Geschäften. Plakate in den Schaufenst­ern machen auf das Angebot aufmerksam. Das Gesundheit­samt informiert außerdem regelmäßig gefährdete Gruppen (Schwangere, Wohnungslo­se oder Patienten mit Herzkreisl­aufmedizin) und bietet Veranstalt­ungen zum Thema Hitzepräve­ntion auf Seniorenme­ssen an – auch mit Infoblätte­rn. Pflegeheim­e und Pflegedien­ste spreche der Regionalve­rband ebenfalls gezielt an. Auch um diese zu „sensibilis­ieren“.

Mehr Informatio­nen, weniger Hitzestau – die Stadt müsse insgesamt grüner und kühler werden. Mehr präventive Maßnahmen bedeuteten letztlich mehr Lebensqual­ität.

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SYMBOLFOTO: FREDRIK VON ERICHSEN/DPA Ein Thermomete­r bei 30 Grad. Dürre und Hitze machen der Stadt Saarbrücke­n und dem Regionalve­rabnd zu schaffen.

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