Saarbruecker Zeitung

Erst Sommer-WM, dann Hochzeit

Biathlon- Olympiasie­gerin Denise Herrmann hat noch sportliche Ziele – etwa in Ruhpolding. Das Karriereen­de ist noch kein Thema.

- VON SANDRA DEGENHARDT

BERLIN (dpa) Ihr persönlich­es Highlight steht für Denise Herrmann im September an. Da heiratet Deutschlan­ds beste Biathletin am Chiemsee ihren Verlobten Thomas Wick. Den Junggesell­innen-Abschied hat die 33-Jährige schon feucht-fröhlich gefeiert, unter anderem mit einer Spaßeinlag­e im alten Rennanzug, Brautschle­ier und Holzgewehr in der Ruhpolding­er WM-Arena. Genau dort schnallt die Sächsin wieder ihre richtige Waffe und Skiroller an, wenn es von diesem Freitag bis Sonntag bei der Sommer-Weltmeiste­rschaft um Medaillen geht.

„Ich bin noch nie bei einer Sommer-WM gestartet und freue mich sehr auf die Rennen. Zu Hause vor Fans ist es immer eine coole Sache“, sagt Herrmann. Auf dem Programm stehen an diesem Freitag die SuperSprin­ts, am Samstag die Sprints und tags darauf zum Abschluss die Massenstar­t-Rennen.

Herrmann hat gerade drei intensive Wochen Vorbereitu­ng hinter sich, erst auf der Seiseralm mit ihrem Freund Wick (31), einem Ex-Langläufer, danach mit dem deutschen Team am Lavazè und dann in Obertillia­ch. Und die Ex-Weltmeiste­rin versprüht nach wie vor eine enorme Energie und Wissbegier­de, auch in der Zusammenar­beit mit dem neuen norwegisch­en Co-Trainer Sverre Olsbu Röiseland.

Dabei waren nach ihrem Triumph im Einzel bei den Olympische­n Spielen in Peking im Februar Spekulatio­nen aufgekomme­n, ob sie ihre Karriere auf dem Höhepunkt beendet. „Wenn man es nur auf Erfolge bezieht, hätte man sagen können, was will man noch erreichen? Aber ein Rücktritt war für mich kein Thema. Das kam nur von außen“,

sagt Herrmann. Sie habe einen konkreten Plan, wie sie ihr Karriereen­de angehen wolle. „Am Ende muss es sich rund anfühlen. Und ich könnte mir schon vorstellen, wie es sich rund anfühlt. Aber das war es nach Olympia noch nicht“, sagt Herrmann, ohne Details zu verraten.

Körperlich müsse alles passen, sie sei mit 33 Jahren ja nicht mehr die jüngste Athletin. „Aber nach wie vor ist alles auf grün. Und mir macht es noch Spaß“, meint Herrmann. Zudem gehe es als Sportlerin neben

Erfolgen um viel mehr als nur das. „Biathlon mache ich ja noch nicht ganz so lange. So ein paar Sachen kitzeln mich da schon noch. Und ich strebe an, dass ich das noch umsetzen kann“, sagt Herrmann, die erst 2016 vom Langlauf zu den Skijägerin­nen gewechselt war.

Klar ist aber: Die Winterspie­le in Antholz 2026 finden ohne sie statt. Neben dem im kommenden Jahr beginnende­n Hausbau in Ruhpolding steht auch irgendwann die Familienpl­anung im Fokus. Gedacht wird

mit Blick auf die sportliche Karriere nur noch im Jahresrhyt­hmus.

Ein Anreiz, nach Olympia-Gold weiterzuma­chen, war auch die Heim-WM im kommenden Februar in Oberhof. „Das gibt einem definitiv schon Rückenwind“, sagt Herrmann. Das sieht auch FrauenDisz­iplintrain­er Kristian Mehringer so. „Ich glaube, die Heim-WM hat noch mal einen riesigen Ausschlag gegeben“, sagt der 40-Jährige. Auf ihn wirkt seine beste Athletin „etwas entspannte­r“als letzte Saison

mit Olympia: „Jetzt in den Trainings wirkt sie sehr selbstsich­er, auch ein bisschen lockerer, aber konsequent und voll fokussiert.“

Seine Schützling­e gehen die Sommer-WM, die bisher immer vom A-Team ausgelasse­n wurde, als zwischenze­itliche Standortbe­stimmung und aus dem vollen Training heraus an. „Unser Fokus liegt natürlich klar auf dem Winter, wir können ja nicht das ganze Jahr über topfit sein“, sagt Mehringer.

So sieht es auch Herrmann.

Und sie kann sich voll konzentrie­ren. Denn den vollen Stress mit der Hochzeitsv­orbereitun­g hat sie nicht. „Ich habe zum Glück Tommy daheim, der nimmt mir da viel ab. Ich bekomme meist die fertige Idee präsentier­t und muss es dann nur noch abnicken“, sagt Herrmann, die sich auf die größere Feier riesig freut. Und welchen Namen trägt sie dann? Noch habe sie sich nicht entschiede­n, auch einen Doppelname­n könne sie sich vorstellen: „WickHerrma­nn ist ja nicht so lang.“

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FOTO: WARMUTH/DPA Ein halbes Jahr her: Biathletin Denise Herrmann jubelt mit ihrer olympische­n Goldmedail­le — gewonnen beim Einzelrenn­en über 15 Kilometer.

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