Saarbruecker Zeitung

Schumacher­s Werbetour im Wohnzimmer

Für den Haas-Piloten geht es beim Großen Preis von Belgien an diesem Wochenende auch um seine Zukunft in der Formel 1.

- VON CHRISTIAN HOLLMANN UND PATRICK REICHARDT

SPA-FRANCORCHA­MPS (dpa) Schon auf der Anfahrt in die Wälder der Ardennen spürt Mick Schumacher die Magie von Spa-Francorcha­mps. 30 Jahre nach dem ersten Formel1-Sieg seines Vaters Michael auf der belgischen Mutstrecke braucht der 23-Jährige im Rennen um seine Zukunft einen besonderen Moment. „Spa ist das Wohnzimmer unserer Familie“, sagt Mick Schumacher einen Satz, den so ähnlich schon sein Papa formuliert­e. Doch im Kampf um sein Cockpit bei Haas hilft dem Filius die Nostalgie nur wenig, er muss dringend Ergebnisse liefern.

„Was die Zukunft bringt, müssen wir noch schauen“, antwortet Mick Schumacher auf die zuletzt immer drängender­en Fragen nach seinen Chancen auf einen Verbleib in der

Formel 1. Ungeduldig habe er das

Ende der vierwöchig­en Sommerpaus­e erwartet, um sich in den verbleiben­den neun Saisonrenn­en beweisen zu können. „Ich bin voll aufgeladen“, versichert er.

Sein Haas-Team spielte zuletzt auf Zeit. Stallrival­e Kevin Magnussen ist schon für das nächste Jahr fest gebunden. Schumacher muss darauf hoffen, dass Technik-Partner Ferrari sein Mitsprache­recht bei der Besetzung des zweiten Cockpits für ihn nutzt. Auf die wenigen anderen noch freien Plätze im Fahrerfeld für 2023 werden Schumacher eher geringe Aussichten eingeräumt.

Haas oder nix könnte das für Schumacher heißen. So droht nach dem Abschied von Sebastian Vettel zum Saisonende erstmals seit 1990 ein Formel-1-Jahr ohne deutschen Piloten. 1991 war in Spa der Stern von Michael Schumacher aufgegange­n. Spätestens mit seinem Sieg in Belgien 1992, als er im Regen glänzte und zur rechten Zeit wieder auf Trockenrei­fen wechselte, nahm der Boom der Rennserie in Deutschlan­d so richtig Fahrt auf.

„Spa ist auch ein ganz besonderer Ort für uns als Familie und auch für mich“, sagt Mick Schumacher heute. Sechs Mal hat sein Vater auf der Ardennen-Achterbahn gewonnen, mehr als jeder andere in der Formel 1. 1995 triumphier­te der Kerpener sogar von Startplatz 16, wieder im Regen. 2004 sicherte er sich in Spa den letzten seiner sieben WM-Titel.

„Immer ein Thema“sei diese spezielle Historie, versichert Mick Schumacher. Seinen ersten Sieg in der Formel 3 feierte er natürlich 2018 in Spa. Alles Vergangenh­eit. Im Hier und Jetzt kann Schumacher hoffen, dass ihm ein komplettes Paket mit Neuerungen für seinen Rennwagen Auftrieb verleiht. Nach einem verkorkste­n Start in die Saison mit zwei heftigen Unfällen sammelte er in Silverston­e und Spielberg die ersten zwölf Zähler seiner Formel-1-Karriere. In Frankreich und Ungarn ging er zuletzt aber wieder leer aus. Dass Ferrari-Ersatzpilo­t Antonio Giovinazzi in Monza und Austin zwei Trainingse­insätze im Haas bekommt, versteht mancher als Zeichen, dass Schumacher­s Zukunft weiter offen ist.

Schumacher­s Onkel Ralf sieht den Vertragspo­ker um seinen Neffen noch eher entspannt. „So viele Fahrer mit Erfahrung gibt es nicht“, erklärte der Sky-Experte. Eine weitere Schumacher-Sternstund­e in Spa am Sonntag (15 Uhr/Sky) wäre aber wohl in jedem Fall hilfreich.

„Spa ist auch ein ganz besonderer Ort für uns als Familie und auch für mich.“Mick Schumacher Formel-1-Pilot

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FOTO: IMAGO IMAGES Mick Schumacher hat in dieser Saison seine ersten Punkte in der Formel 1 geholt. Sein Verbleib in der Königsklas­se ist aber über diese Saison hinaus beileibe noch nicht in trockenen Tüchern.

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