Ein Künstler, der auch mit Leib und Seele Pädagoge war
Künstlerinnen und Künstler, die das Saarland prägten: Wolfram Huschens hat viele Werke hinterlassen, auch im öffentlichen Raum.
SAARBRÜCKEN Wolfram Huschens war ein überzeugter Künstler und ein ebenso überzeugter Pädagoge. Der Bildhauer, dessen Kunstwerke bis heute viele Saarbrücker Schulen, Gebäude der Universität, aber auch das Rathaus St. Johann oder eine Fassade der Saarbrücker Ursulinenstraße zieren, wurde 1921, also fast genau vor 100 Jahren, in (Idar-) Oberstein geboren.
„Schon als Kind kam er nach Saarbrücken, weil sein Vater, ein Beamter, hierhin versetzt wurde“, erklärt Christof Huschens, der jüngste Sohn des Künstlers. Die Familie Huschens zog damals in das Haus, indem auch Fritz Zolnhofer wohnte. Und der junge Wolfram hatte wohl Zugang zu dessen Atelier, das ihn sehr beeindruckt haben muss. Denn „es war für ihn der Einstieg in die Kunst“, berichtet Christof Huschens weiter.
Vielleicht war es Zufall, aber Wolfram Huschens studierte nach dem Zweiten Weltkrieg in München an der Hochschule der Bildenden Künste, an der gleichen Akademie, die auch Fritz Zolnhofer einst besuchte. Aus diesem Studium stammt sowohl sein Wissen über die Kunsttheorie als auch sein breites Interesse für verschiedene Materialien und Handwerkstechniken. Im Jahr 1949 legte er sein Staatsexamen ab.
In München hatte er auch seine spätere Frau Ingeborg kennengelernt, eine Saarbrückerin, mit der er ins Saarland zurückkehrte. 1947 heiratete das Paar, das drei Söhne, Rainer, Stefan und Christof, be
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kommen sollte. „Mein Vater fühlte sich als Künstler. Aber er war sich seiner Verantwortung als Familienvater bewusst und machte daher ein Zusatzstudium in Germanistik, um als Kunstlehrer eine dauerhafte Anstellung finden zu können“, erzählt sein Sohn.
Von 1954 bis zu seiner Pensionierung 1978 arbeitete Wolfram Huschens als Lehrer und engagierter Referendarausbilder am Staatlichen Ludwigsgymnasium Saarbrücken. „Er war ein überzeugter Kunstlehrer, ein Pädagoge, der auch aneckte, der im Kollegium nicht unumstritten war. Aber für seine Schüler hat er sich bedingungslos eingesetzt“.
Daher wundert es nicht, dass er einige seiner Schüler prägte und sie auch künstlerisch tätig wurden, darunter der Künstler Till Neu, der Architekt Wolfram Grundhoff, der Designer Michael Hardt oder Prof. Rolf Bleymehl. Andere wurden durch ihn zu Kunstfreunden und -sammlern.
„Noch heute wird unsere Familie von ehemaligen Schülern auf den Pädagogen Huschens angesprochen“, sagt dann auch Elke Huschens, die Schwiegertochter des Künstlers.
Neben seiner Arbeit im Schuldienst widmete sich Wolfram Huschens aber immer auch seiner eigenen künstlerischen Tätigkeit. Der studierte Bildhauer malte viel,
meist am Wohnzimmertisch, der immer Spuren seiner Arbeit trug. Neben der Malerei experimentierte er auch mit Druckverfahren, seine abstrakten Siebdrucke wurden in späteren Jahren begehrte Sammlerstücke.
Von einem stark farbigen, abstrahierten Expressionismus kommend, verlässt Wolfram Huschens im Laufe der Jahre die gegenständliche Darstellung, widmet sich stattdessen immer mehr einer ungegenständlichen und geometrischen Abstraktion in häufig kräftiger Farbgebung. In den 1950er und 60er Jahren gewann er diverse Ausschreibungen für Kunst im Öffentlichen Raum. Viele seiner Entwürfe wurden umgesetzt und sind bis heute in und um Saarbrücken zu sehen.
„Mein Vater hat diese Ausschreibungen sehr oft gewonnen, aber er erhielt trotzdem nicht jedes Mal den Auftrag, da er auch Lehrer war. Dann hat er sich unglaublich geärgert“, erinnert sich Sohn Christof lachend.
Und dann verrät er, wieso Wolfram Huschens so erfolgreich war. „Er war mit vielen Architekten befreundet und beschäftigte sich intensiv mit deren Entwurfsideen und den Modellen der geplanten Bauten. So konnte er seine Entwürfe perfekt anpassen, bis er vollkommen zufrieden war“.
Wolfram Huschens war auch in der saarländischen Kunstszene gut vernetzt, war 1957 Mitbegründer des Deutschen Werkbundes Saar und Mitglied im Saarländischen Künstlerbund. Seit den 1960er-Jahren stellte er häufig mit der Künstlergruppe „neue gruppe saar“aus.
Einer seiner Freunde war der saarländische Künstler Max Mertz, man traf sich mit weiteren Künstlern einmal im Monat zu einem „Jour fixe“, um zwanglos über Kunst und die Welt zu reden und zu streiten. Überhaupt war Wolfram Huschens ein geselliger und humorvoller Mensch. So gehörte er auch zu den Künstlern, die das Theater für den legendären Premabüba ausgestattet haben.
Eine besondere Anerkennung seiner künstlerischen Arbeit erhielt er im Jahr 1957, als er zum Universitätszeichenlehrer im Rahmen eines Lehrauftrages an der Universität des Saarlandes berufen wurde. 1987 wurde er durch die Regierung des Saarlandes als Auszeichnung für sein Lebenswerk zum Professor ernannt. Da war er jedoch bereits gesundheitlich stark angeschlagen. Denn Wolfram Huschens hatte 1977 einen Schlaganfall, seither hatte er gesundheitliche Probleme mit Bewegungseinschränkungen der rechten Hand.
Trotzdem konnte man ihn – ganz Grandseigneur – schwarz gekleidet mit weißem Schal und Gehstock mit silbernem Knauf, in der Öffentlichkeit sehen. Er nahm auch noch an Ausstellungen teil, wie an der Landeskunstausstellung 1987 in der Modernen Galerie. Wolfram Huschens starb am 16. Juni 1989 im Alter von 68 Jahren in Saarbrücken.