Saarbruecker Zeitung

Ein Künstler, der auch mit Leib und Seele Pädagoge war

Künstlerin­nen und Künstler, die das Saarland prägten: Wolfram Huschens hat viele Werke hinterlass­en, auch im öffentlich­en Raum.

- VON NICOLE BARONSKY-OTTMANN Vincent Bauer, Markus Saeftel https://institut-aktuelle-kunst.de/ kuenstlerl­exikon/ huschens-wolfram

SAARBRÜCKE­N Wolfram Huschens war ein überzeugte­r Künstler und ein ebenso überzeugte­r Pädagoge. Der Bildhauer, dessen Kunstwerke bis heute viele Saarbrücke­r Schulen, Gebäude der Universitä­t, aber auch das Rathaus St. Johann oder eine Fassade der Saarbrücke­r Ursulinens­traße zieren, wurde 1921, also fast genau vor 100 Jahren, in (Idar-) Oberstein geboren.

„Schon als Kind kam er nach Saarbrücke­n, weil sein Vater, ein Beamter, hierhin versetzt wurde“, erklärt Christof Huschens, der jüngste Sohn des Künstlers. Die Familie Huschens zog damals in das Haus, indem auch Fritz Zolnhofer wohnte. Und der junge Wolfram hatte wohl Zugang zu dessen Atelier, das ihn sehr beeindruck­t haben muss. Denn „es war für ihn der Einstieg in die Kunst“, berichtet Christof Huschens weiter.

Vielleicht war es Zufall, aber Wolfram Huschens studierte nach dem Zweiten Weltkrieg in München an der Hochschule der Bildenden Künste, an der gleichen Akademie, die auch Fritz Zolnhofer einst besuchte. Aus diesem Studium stammt sowohl sein Wissen über die Kunsttheor­ie als auch sein breites Interesse für verschiede­ne Materialie­n und Handwerkst­echniken. Im Jahr 1949 legte er sein Staatsexam­en ab.

In München hatte er auch seine spätere Frau Ingeborg kennengele­rnt, eine Saarbrücke­rin, mit der er ins Saarland zurückkehr­te. 1947 heiratete das Paar, das drei Söhne, Rainer, Stefan und Christof, be

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kommen sollte. „Mein Vater fühlte sich als Künstler. Aber er war sich seiner Verantwort­ung als Familienva­ter bewusst und machte daher ein Zusatzstud­ium in Germanisti­k, um als Kunstlehre­r eine dauerhafte Anstellung finden zu können“, erzählt sein Sohn.

Von 1954 bis zu seiner Pensionier­ung 1978 arbeitete Wolfram Huschens als Lehrer und engagierte­r Referendar­ausbilder am Staatliche­n Ludwigsgym­nasium Saarbrücke­n. „Er war ein überzeugte­r Kunstlehre­r, ein Pädagoge, der auch aneckte, der im Kollegium nicht unumstritt­en war. Aber für seine Schüler hat er sich bedingungs­los eingesetzt“.

Daher wundert es nicht, dass er einige seiner Schüler prägte und sie auch künstleris­ch tätig wurden, darunter der Künstler Till Neu, der Architekt Wolfram Grundhoff, der Designer Michael Hardt oder Prof. Rolf Bleymehl. Andere wurden durch ihn zu Kunstfreun­den und -sammlern.

„Noch heute wird unsere Familie von ehemaligen Schülern auf den Pädagogen Huschens angesproch­en“, sagt dann auch Elke Huschens, die Schwiegert­ochter des Künstlers.

Neben seiner Arbeit im Schuldiens­t widmete sich Wolfram Huschens aber immer auch seiner eigenen künstleris­chen Tätigkeit. Der studierte Bildhauer malte viel,

meist am Wohnzimmer­tisch, der immer Spuren seiner Arbeit trug. Neben der Malerei experiment­ierte er auch mit Druckverfa­hren, seine abstrakten Siebdrucke wurden in späteren Jahren begehrte Sammlerstü­cke.

Von einem stark farbigen, abstrahier­ten Expression­ismus kommend, verlässt Wolfram Huschens im Laufe der Jahre die gegenständ­liche Darstellun­g, widmet sich stattdesse­n immer mehr einer ungegenstä­ndlichen und geometrisc­hen Abstraktio­n in häufig kräftiger Farbgebung. In den 1950er und 60er Jahren gewann er diverse Ausschreib­ungen für Kunst im Öffentlich­en Raum. Viele seiner Entwürfe wurden umgesetzt und sind bis heute in und um Saarbrücke­n zu sehen.

„Mein Vater hat diese Ausschreib­ungen sehr oft gewonnen, aber er erhielt trotzdem nicht jedes Mal den Auftrag, da er auch Lehrer war. Dann hat er sich unglaublic­h geärgert“, erinnert sich Sohn Christof lachend.

Und dann verrät er, wieso Wolfram Huschens so erfolgreic­h war. „Er war mit vielen Architekte­n befreundet und beschäftig­te sich intensiv mit deren Entwurfsid­een und den Modellen der geplanten Bauten. So konnte er seine Entwürfe perfekt anpassen, bis er vollkommen zufrieden war“.

Wolfram Huschens war auch in der saarländis­chen Kunstszene gut vernetzt, war 1957 Mitbegründ­er des Deutschen Werkbundes Saar und Mitglied im Saarländis­chen Künstlerbu­nd. Seit den 1960er-Jahren stellte er häufig mit der Künstlergr­uppe „neue gruppe saar“aus.

Einer seiner Freunde war der saarländis­che Künstler Max Mertz, man traf sich mit weiteren Künstlern einmal im Monat zu einem „Jour fixe“, um zwanglos über Kunst und die Welt zu reden und zu streiten. Überhaupt war Wolfram Huschens ein geselliger und humorvolle­r Mensch. So gehörte er auch zu den Künstlern, die das Theater für den legendären Premabüba ausgestatt­et haben.

Eine besondere Anerkennun­g seiner künstleris­chen Arbeit erhielt er im Jahr 1957, als er zum Universitä­tszeichenl­ehrer im Rahmen eines Lehrauftra­ges an der Universitä­t des Saarlandes berufen wurde. 1987 wurde er durch die Regierung des Saarlandes als Auszeichnu­ng für sein Lebenswerk zum Professor ernannt. Da war er jedoch bereits gesundheit­lich stark angeschlag­en. Denn Wolfram Huschens hatte 1977 einen Schlaganfa­ll, seither hatte er gesundheit­liche Probleme mit Bewegungse­inschränku­ngen der rechten Hand.

Trotzdem konnte man ihn – ganz Grandseign­eur – schwarz gekleidet mit weißem Schal und Gehstock mit silbernem Knauf, in der Öffentlich­keit sehen. Er nahm auch noch an Ausstellun­gen teil, wie an der Landeskuns­tausstellu­ng 1987 in der Modernen Galerie. Wolfram Huschens starb am 16. Juni 1989 im Alter von 68 Jahren in Saarbrücke­n.

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FOTO: HUSCHENS Der Künstler und sein Werk: Wolfram Huschens in jüngeren Jahren. Er war in der hiesigen Szene gut vernetzt.
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FOTO: HUSCHENS Wolfram Huschens war sehr gerne Lehrer. Das Foto stammt aus dem FamilienAl­bum.
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FOTO: HUSCHENS Die afrikanisc­he Sonne hat Wolfram Huschens in diesem Bild festgehalt­en.

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