Noch kein Vorreiter bei digitaler Bildung
WregionWer will nicht Modellsein und in zukunftsweisenden Projekten Maßstäbe setzen? SPD-Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot dürfte denn auch Telekom-Manager Ferri Abolhassan widersprechen. Das Saarland könnte nicht nur Modellregion für digitale Bildung werden – es habe bereits bundesweit eine Vorreiterrolle, sagt die Ministerin selbstbewusst. Sie verweist auf das jüngste Gutachten der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der Kultusministerkonferenz zur Digitalisierung im Bildungssystem. Die dort gefassten Handlungsempfehlungen bestätigten den Kurs des Saarlandes.
Das aber reicht bei Weitem nicht aus. Das Saarland hat aufgrund seiner Größe zwar einen Vorteil – hat diesen aber oft nicht genutzt oder nutzen können. Jüngster Dämpfer: Über den Gigabit-Pakt sollten alle Schulen bis Jahresende an schnelles Internet angebunden werden. Wegen wirtschaftlicher Probleme eines Subunternehmens muss die verantwortliche Deutsche Glasfaser den Zeitplan aber korrigieren – frühestens (!) nächstes Jahr seien alle Schulen ans Glasfasernetz angeschlossen.
Auch ob der geplante Informatikunterricht zum Prestigeprojekt wird, muss sich erst noch zeigen. Das Pflichtfach für alle ab Klasse 7 startet im kommenden Schuljahr. Offen ist, ob bis dahin genügend Lehrkräfte aus- und weitergebildet sind – und ob der inhaltliche Schwerpunkt tatsächlich wie angekündigt auf der technischen Dimension liegen wird. Gleiches gilt für den Einsatz von Tablets im Unterricht. Noch wurde an vielen Schulen das Schulbuch lediglich durch ein PDF-Dokument ersetzt – was ausdrücklich nicht StreichertClivots „Anspruch an digitale Bildung“genügt. Um wirklich Maßstäbe in der digitalen Bildung zu setzen, muss das Saarland sich erst noch beweisen.