Steuer- und Finanzkompetenz im Doppelpack
Die Zwillinge Frederik und Philipp Hennes sind unzertrennlich. Sie haben denselben Beruf, dasselbe Hobby und wohnen direkt nebeneinander.
SCHIFFWEILER/SAARBRÜCKEN Frederik Hennes ist der etwas ruhigere Typ. Außerdem fährt er lieber Fahrrad als sein Bruder. Und das Fallschirmspringen während des Wehrdienstes hat ihm auch mehr Spaß gemacht. Das war‘s dann aber auch schon fast mit den Unterschieden. Im Leben der eineiigen Zwillinge Philipp und Frederik Hennes überwiegen die Gemeinsamkeiten. Äußerlich lassen sich die beiden relativ gut unterscheiden. Zumindest für Menschen, die sie näher kennen. Wer den 45-Jährigen nicht so oft begegnet, kann sie leicht verwechseln. Und so kommt es manchmal vor, dass einem der Brüder ein Unbekannter zuwinkt. „Damit muss man als Zwilling leben“, sagt Philipp Hennes. „Dann winkt man einfach freundlich zurück“.
In der Grundschule gingen die Geschwister in dieselbe Klasse, natürlich saßen sie nebeneinander. Später am Gymnasium wählten beide dieselben Leistungskurse, und bei der Bundeswehr lagen sie auf derselben Stube. Als Kind musste keiner der Jungs alleine spielen, und auch die Hausaufgaben wurden zusammen gemacht. Wenn der Bruder in Mathe zum selben Ergebnis kam, konnte man getrost auf die vom Lehrer empfohlene Probe verzichten. Beide hatten gute Noten, nur mit der unsauberen Schrift waren die Pädagogen nicht zufrieden. „Vom Schriftbild her hätten wir auch Chefarzt werden können“, erzählt Philipp Hennes mit einem Schmunzeln.
Als die Berufswahl anstand, war die Medizin allerdings keine Option. Da die alleinerziehende Mutter keine teuere Ausbildung bezahlen konnte, wählten ihre Söhne ein Studium, bei dem sie Geld verdienten: An der Fachhochschule für Finanzen in Edenkoben gab es von Beginn an Beamtenanwärterbezüge. Nach drei Jahren starteten Frederik und Philipp Hennes als frisch gebackene Finanzwirte FH ins Berufsleben.
Sie waren froh, dass ihr Dienstherr sie im selben Finanzamt einsetzte. Später arbeiteten sie in verschiedenen Außendienstbereichen, 2005 trennten sich die beruflichen Wege dann endgültig. Philipp Hennes verließ den Staatsdienst und arbeitete bis 2021 als angestellter Steuerberater. Heute leitet er die Steuerabteilung der Stadt Saarbrücken. Sein Bruder ist Ausbildungsleiter im Finanzamt Saarbrücken. Die berufliche Trennung war kein großes Problem. „Wir sind eigenständige Persönlichkeiten“, betonen die beiden.
Als sich die Zwillinge 1998 an der Hochschule einschrieben, hatten sie mit Steuern und Finanzen noch nichts am Hut. Doch beide merkten schnell, dass sie den richtigen Beruf gewählt hatten. „Alles, was man macht, hat steuerliche Folgen“, erläutern die Experten. Von der Heirat über die Beantragung von CoronaHilfen bis zur Installation einer Photovoltaikanlage auf dem Dach. „Es wird nicht langweilig“, versichert Frederik Hennes mit Blick auf die vielfältigen Aufgaben von Steuerexperten im öffentlichen Dienst. Im Finanzamt zum Beispiel kann jeder seine Stärken einbringen: Wer gerne im stillen Kämmerlein über schwierigen Steuerfällen brütet, ist ebenso willkommen wie Mitarbeiter, die den Kontakt mit Menschen mögen. Sie arbeiten im Service-Center, prüfen Betriebe oder beantworten an der Bürger-Hotline Fragen zur Grundsteuer. Wer sich für einen Job in der Finanzverwaltung entscheidet, hat auch in Krisenzeiten einen sicheren Arbeitsplatz.
Bei vielen jungen Leuten stößt der Ausbildungsleiter mit seinen Argumenten allerdings auf taube Ohren: „Wir haben riesige Probleme, geeigneten Nachwuchs zu finden.“Die Corona-Pandemie, während der viele Unternehmen unverschuldet in Not gerieten, hat nicht dazu geführt, dass die Bewerber Schlange stehen. Wobei die Brüder auch betonen, dass sich das anspruchsvolle Berufsfeld nicht für jeden eignet. „Der Einstieg ist schwierig“, sagt Frederik Hennes. Gesetze auswendig lernen genüge nicht, man müsse die Paragrafen auch verstehen.
Etwa zur selben Zeit, als sich die beruflichen Wege trennten, rückten die Brüder privat noch enger zusammen. 2003 bauten sie in Heiligenwald – direkt nebeneinander, Mauer an Mauer. Hinter den Häusern spielen die Kinder im großen gemeinsamen Garten. Als noch kein Nachwuchs da war, fuhren die beiden Ehepaare oft zusammen in Urlaub. Jetzt verreisen die Familien getrennt.
Die Urlaube sind die einzige Zeit im Jahr, in der sich die Brüder mehrere Tage nicht sehen. „Das schadet nichts, dann freut man sich auch wieder aufeinander“, versichern beide. Ob sich die Kinder der Zwillinge später ebenfalls beruflich mit steuerlichen Fragen beschäftigen, wird sich noch zeigen. Die Leidenschaft ihrer Väter fürs Tennis haben zumindest die Jungs nicht geerbt – sie spielen viel lieber Fußball.