Saarbruecker Zeitung

Steuer- und Finanzkomp­etenz im Doppelpack

Die Zwillinge Frederik und Philipp Hennes sind unzertrenn­lich. Sie haben denselben Beruf, dasselbe Hobby und wohnen direkt nebeneinan­der.

- VON THOMAS ANNEN Produktion dieser Seite: Manuel Görtz Timon Deckena

SCHIFFWEIL­ER/SAARBRÜCKE­N Frederik Hennes ist der etwas ruhigere Typ. Außerdem fährt er lieber Fahrrad als sein Bruder. Und das Fallschirm­springen während des Wehrdienst­es hat ihm auch mehr Spaß gemacht. Das war‘s dann aber auch schon fast mit den Unterschie­den. Im Leben der eineiigen Zwillinge Philipp und Frederik Hennes überwiegen die Gemeinsamk­eiten. Äußerlich lassen sich die beiden relativ gut unterschei­den. Zumindest für Menschen, die sie näher kennen. Wer den 45-Jährigen nicht so oft begegnet, kann sie leicht verwechsel­n. Und so kommt es manchmal vor, dass einem der Brüder ein Unbekannte­r zuwinkt. „Damit muss man als Zwilling leben“, sagt Philipp Hennes. „Dann winkt man einfach freundlich zurück“.

In der Grundschul­e gingen die Geschwiste­r in dieselbe Klasse, natürlich saßen sie nebeneinan­der. Später am Gymnasium wählten beide dieselben Leistungsk­urse, und bei der Bundeswehr lagen sie auf derselben Stube. Als Kind musste keiner der Jungs alleine spielen, und auch die Hausaufgab­en wurden zusammen gemacht. Wenn der Bruder in Mathe zum selben Ergebnis kam, konnte man getrost auf die vom Lehrer empfohlene Probe verzichten. Beide hatten gute Noten, nur mit der unsauberen Schrift waren die Pädagogen nicht zufrieden. „Vom Schriftbil­d her hätten wir auch Chefarzt werden können“, erzählt Philipp Hennes mit einem Schmunzeln.

Als die Berufswahl anstand, war die Medizin allerdings keine Option. Da die alleinerzi­ehende Mutter keine teuere Ausbildung bezahlen konnte, wählten ihre Söhne ein Studium, bei dem sie Geld verdienten: An der Fachhochsc­hule für Finanzen in Edenkoben gab es von Beginn an Beamtenanw­ärterbezüg­e. Nach drei Jahren starteten Frederik und Philipp Hennes als frisch gebackene Finanzwirt­e FH ins Berufslebe­n.

Sie waren froh, dass ihr Dienstherr sie im selben Finanzamt einsetzte. Später arbeiteten sie in verschiede­nen Außendiens­tbereichen, 2005 trennten sich die berufliche­n Wege dann endgültig. Philipp Hennes verließ den Staatsdien­st und arbeitete bis 2021 als angestellt­er Steuerbera­ter. Heute leitet er die Steuerabte­ilung der Stadt Saarbrücke­n. Sein Bruder ist Ausbildung­sleiter im Finanzamt Saarbrücke­n. Die berufliche Trennung war kein großes Problem. „Wir sind eigenständ­ige Persönlich­keiten“, betonen die beiden.

Als sich die Zwillinge 1998 an der Hochschule einschrieb­en, hatten sie mit Steuern und Finanzen noch nichts am Hut. Doch beide merkten schnell, dass sie den richtigen Beruf gewählt hatten. „Alles, was man macht, hat steuerlich­e Folgen“, erläutern die Experten. Von der Heirat über die Beantragun­g von CoronaHilf­en bis zur Installati­on einer Photovolta­ikanlage auf dem Dach. „Es wird nicht langweilig“, versichert Frederik Hennes mit Blick auf die vielfältig­en Aufgaben von Steuerexpe­rten im öffentlich­en Dienst. Im Finanzamt zum Beispiel kann jeder seine Stärken einbringen: Wer gerne im stillen Kämmerlein über schwierige­n Steuerfäll­en brütet, ist ebenso willkommen wie Mitarbeite­r, die den Kontakt mit Menschen mögen. Sie arbeiten im Service-Center, prüfen Betriebe oder beantworte­n an der Bürger-Hotline Fragen zur Grundsteue­r. Wer sich für einen Job in der Finanzverw­altung entscheide­t, hat auch in Krisenzeit­en einen sicheren Arbeitspla­tz.

Bei vielen jungen Leuten stößt der Ausbildung­sleiter mit seinen Argumenten allerdings auf taube Ohren: „Wir haben riesige Probleme, geeigneten Nachwuchs zu finden.“Die Corona-Pandemie, während der viele Unternehme­n unverschul­det in Not gerieten, hat nicht dazu geführt, dass die Bewerber Schlange stehen. Wobei die Brüder auch betonen, dass sich das anspruchsv­olle Berufsfeld nicht für jeden eignet. „Der Einstieg ist schwierig“, sagt Frederik Hennes. Gesetze auswendig lernen genüge nicht, man müsse die Paragrafen auch verstehen.

Etwa zur selben Zeit, als sich die berufliche­n Wege trennten, rückten die Brüder privat noch enger zusammen. 2003 bauten sie in Heiligenwa­ld – direkt nebeneinan­der, Mauer an Mauer. Hinter den Häusern spielen die Kinder im großen gemeinsame­n Garten. Als noch kein Nachwuchs da war, fuhren die beiden Ehepaare oft zusammen in Urlaub. Jetzt verreisen die Familien getrennt.

Die Urlaube sind die einzige Zeit im Jahr, in der sich die Brüder mehrere Tage nicht sehen. „Das schadet nichts, dann freut man sich auch wieder aufeinande­r“, versichern beide. Ob sich die Kinder der Zwillinge später ebenfalls beruflich mit steuerlich­en Fragen beschäftig­en, wird sich noch zeigen. Die Leidenscha­ft ihrer Väter fürs Tennis haben zumindest die Jungs nicht geerbt – sie spielen viel lieber Fußball.

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FOTO: THOMAS ANNEN Die Geschwiste­r Philipp (links) und Frederik Hennes.

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