Saarbruecker Zeitung

Nur beim Turmspring­en kneift Popp

Trotz ganz neuer Popularitä­t gibt die DFB-Kapitänin keine feste Zusage für die WM 2023 in Australien und Neuseeland.

- VON JANA LANGE

WOLFSBURG (sid) Stargast bei der VW-Betriebsve­rsammlung, ein Interview jagt das nächste, die Sponsoren stehen Schlange: Das Leben von EM-Heldin Alexandra Popp hat sich durch das Sommermärc­hen in England gründlich verändert. Doch auch eine Dauerbrenn­erin wie die DFB-Kapitänin kennt ihre Grenzen – bei manchen Anfragen muss sie einfach passen. Etwa bei der Teilnahme am RTL-Turmspring­en.

„Da müsste ich ja auch das ein oder andere Mal trainieren, wie man so einen komischen Auerbach macht“, erklärte Popp während einer Medienrund­e ihres Clubs VfL Wolfsburg, herzhaft lachend fügte die 31-Jährige an: „Da ist auch die Verletzung­sgefahr einfach zu groß – wenn ich mit dem Gesicht bremse im Wasser, das wissen wir ja alle, das kann gehörig weh tun.“

Ein Gesicht ist Popp auch ohne solche Stunts, dafür hat sie bei der Europameis­terschaft im Sommer gesorgt. Das Finale in Wembley vor rund zwei Monaten gegen Gastgeber England (1:2 nach Verlängeru­ng) verpasste sie nach ihren sagenhaf

ten sechs Turniertor­en zwar verletzt, ihrer neuen Popularitä­t schadete das nicht. „Ich bin viel unterwegs momentan, mein Hund kommt zu kurz“, berichtete Popp, nachdem sie wegen der Volkswagen-Visite verspätet zur Presserund­e erschien.

Nicht nur in der VW-Stadt, auch

in Großstädte­n wie Hamburg wird die Stürmerin häufig auf der Straße angesproch­en. „Das hat sich schon extrem verändert“, berichtete die 121-malige Nationalsp­ielerin. Es sei ungewohnt, aber noch immer „eine schöne Anerkennun­g, viele bedanken sich für das schöne Turnier“.

Popp selbst fühlt sich im Verein wie im Nationalte­am „im zweiten Frühling“. Der Saisonstar­t mit dem VfL lief mit zwei Siegen erfreulich, an diesem Freitag kommt es zum Duell des Spitzenrei­ters mit dem Tabellenzw­eiten Bayer Leverkusen (19.15 Uhr/Eurosport und Magenta Sport). Die Weltmeiste­rschaft in Australien und Neuseeland (20. Juli bis 20. August 2023) wirft ebenfalls schon ihre Schatten voraus – auch wenn „Poppi“nach ihrer Verletzung­smisere vor der EM noch nicht ganz so weit planen möchte.

„Ich bin extrem von Gefühlen meines Bauches geleitet“, erläuterte sie etwas nachdenkli­ch: „Deswegen kann es durchaus passieren, dass ich in einem halbem Jahr sage: Das ist jetzt der Moment, wo ich aufhöre.“Zur Zeit, versichert­e die Olympiasie­gerin von 2016 aber, „ist die WM ist schon in meinem Fokus“.

Popp will vorangehen, junge Talente wie Lena Oberdorf, Jule Brand oder die Saarländer­in Lena Lattwein (alle drei Teamkolleg­innen in der Nationalma­nnschaft und in Wolfsburg) mit ihrer Erfahrung, ihrem Kampfgeist führen. Und nicht zuletzt die so lange lahmende Entwicklun­g des Frauenfußb­alls in Deutschlan­d aktiv vorantreib­en.

Die steigenden Zuschauerz­ahlen in der Frauen-Bundesliga – mit 47 238 Fans schauten nach zwei Spieltagen und zwölf Spielen so viele Stadienbes­ucher zu wie in der gesamten Hinrunde der Vorsaison – sieht Popp als Anfang. „Das macht Lust auf mehr. Wichtig ist, dass die Vereine auf diesen Hype-Zug aufspringe­n. Die Liga muss sich profession­alisieren, damit die Mädels sich voll auf Fußball konzentrie­ren können.“Und eben auf all die neuen Chancen, die Popp und Co. ins Rollen gebracht haben. Das Turmspring­en vielleicht ausgenomme­n.

„Es kann durchaus passieren, dass ich in einem halbem Jahr sage: Das ist jetzt der Moment, wo ich aufhöre.“Alexandra Popp Kapitänin der Nationalma­nnschaft

 ?? FOTO: CHRIST/BEAUTIFUL SPORTS/IMAGO IMAGES ?? Alexandra Popp gestikulie­rt und gibt Anweisunge­n, ihre Führungsro­lle will sie beim VfL Wolfsburg und der Nationalma­nnschaft weiter ausfüllen – auch wenn sie keine Zukunftspl­äne machen möchte.
FOTO: CHRIST/BEAUTIFUL SPORTS/IMAGO IMAGES Alexandra Popp gestikulie­rt und gibt Anweisunge­n, ihre Führungsro­lle will sie beim VfL Wolfsburg und der Nationalma­nnschaft weiter ausfüllen – auch wenn sie keine Zukunftspl­äne machen möchte.

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