Saar-Landwirte leiden unter Klimawandel
Die Landwirtschaft im Saarland hatte unter der Sommer-Dürre massiv zu leiden. Kann sie dem Klima trotzen? Und: Welche Auswirkung hat die Trockenheit auf unser Grundwasser? Antworten darauf gab es im aktuellen Saartalk.
SAARBRÜCKEN Der Sommer war beängstigend trocken. Welche Auswirkungen haben diese Dürreperioden auf das Saarland? Wie wird sich das Klima ändern? Das diskutierten SR-Chefredakteurin Armgard Müller-Adams und SZ-Chefredakteur Peter Stefan Herbst im aktuellen „Saartalk“mit Politik und Wissenschaft. Zu Gast waren Petra Berg, Umwelt-, Klima- und Agrarministerin des Saarlandes (SPD), Peter Hoffmann, Präsident des Bauernverbandes Saar, Christoph Hassel, Landesvorsitzender des BUND Saarland und Sören Thiele-Bruhn, Professor für Bodenkunde an der Universität Trier.
Vor allem die Landwirtschaft hat unter der Dürre gelitten. Obstbauern haben kaum Ernte eingefahren, die „Weizenernte ging noch“, sagt Hoffmann. Die Futterernte für die Tiere, Mais und Gras sei hingegen sehr schlecht gelaufen. „Gras haben wir anstatt drei Mal an manchen Stellen nur ein Mal mähen können. Der Mais war manchmal so schlecht, dass er nur 20 Prozent des üblichen Ertrages gebracht hat“, fasst Hoffmann zusammen. Futtermittel zukaufen, sei zu teuer. Das Tierfutter werde über den Winter zwar reichen, „im April, Mai wird es knapp werden“, schätzt Hoffmann. Dann müsse man „die Tierzahl der Futtermenge anpassen“, also verkleinern. Dazu kommen die gestiegenen Energiekosten, die „vier Mal so teuren Düngerpreise“. In der Landwirtschaft
vermischen sich Klimaprobleme mit den Schwierigkeiten der internationalen Lieferketten und der Energiepreiskrise. Alles spielt eine Rolle. Ob das viele der 1000 Erwerbsbauern im Saarland in Existenznöte bringt, ließe sich „schwer abschätzen“, findet Hoffmann.
„Wir hatten die meisten Sonnenstunden der Republik“, sagt Hassel. „Juni und August kam nur zehn Prozent des Monatssolls an Regen runter. Das ist sehr dramatisch. Es wird sehr lange dauern, bis das Regendefizit aufgeholt sein wird.“Nicht nur die Landwirtschaft sei betroffen. Auch die Waldwirtschaft. „Inzwischen sind auch die jungen Buchen betroffen“, erklärt Hassel. „Wir müssen mit Strategien dagegenhalten.“Er warnt auch vor Starkregen, der immer häufiger werden und „immer mehr fruchtbare Böden“wegschwemmen könne.
„Die Böden nehmen im Sommer teilweise schon Wüstencharakter an“, sagte Professor Sören ThieleBruhn. Er erklärt, dass die Region
hier laut Klimareport besonders gefährdet ist, wenn es um Hitzeperioden geht. Im Sommer 2021 war das Saarland mit einer durchschnittlichen Sonnenscheindauer von 910 Stunden das sonnenreichste Bundesland in Deutschland. Die Landwirtschaft müsse die Böden anpassen. Nachhaltige Landwirtschaft, Humusschichten aufbauen, die Kultur-Landschaften so (klein) gliedern, dass „Wasser besser einsickern kann“und nicht einfach abläuft. Landwirt Hoffmann erklärt, dass sein Betrieb bereits seit dem Dürersommer 2018 auf Weizensorten setze, die gut mit der Hitze zurechtkommen, nicht so viel Wasser
verbrauchen. Jede Maßnahme sei wichtig, erklärt Thiele-Bruhn. Denn: „Wir bewegen uns auf Kipppunkte im Ökosystem zu, wo wir gar nicht wissen, wo sie sind.“
Die Folgen fürs Grundwasser waren ein weiterer Themenschwerpunkt der Sendung. Ministerin Berg wiederholt, dass sie auf Grund der ihr vorliegenden Daten davon ausgehe, dass es derzeit keine Grund- beziehungsweise Trinkwasser-Knappheit im Saarland gibt. „Jedes Jahr bildet sich deutlich mehr Grundwasser nach, als verbraucht wird. Das hat sich auch in diesem Jahr nicht geändert“, sagt sie. Und bezieht sich dabei auf die Niederschlagsmengen, die im Saarland verzeichnet werden. Die sind eine Variable bei der Berechnung des Grundwassers, eine weitere ist die, wie viel Wasser versickert – und zu Grundwasser wird. Und nicht einfach in der Kanalisation davon fließt.
„Die Niederschlagsbilanz im Saarland ist ausgeglichen“, bestätigt Thiele-Bruhn. Zwar regne es im
Sommer weniger, dafür im Herbst und Winter mehr. „Das andere ist aber die Wasserbilanz“, sagt der Professor, „was kommt wirklich unten an. Da sieht es ungünstig aus für das Saarland“, sagt er. Panik sei keine angesagt, „aber die Politik ist gut beraten, jetzt zu handeln“. Berg verweist auf die Aktion „Wasserzeichen“, „mit der wir bereits genau das fördern, was gefordert ist“: Private Regenwasserbewirtschaftung, Projekte zur sogenannten Fremdwasserentflechtung. „Wir fördern Kommunen, um Vorfluter zu bauen, Regenrückhaltebecken, das machen wir schon.“
Und was braucht der Landwirt jetzt? „Wir brauchen Regen“, sagt er. Und im Winter einen ordentlichen Frost, der ist gut für den Boden. Doch das wollen die meisten Saarländer natürlich nicht. Nicht bei diesen Energiepreisen.
„Der Mais war manchmal so schlecht, dass er nur 20 Prozent des üblichen Ertrages gebracht hat.“Peter Hoffmann Präsident des Bauernverbandes Saar