Blues-Jazz-Trio „Real Blue“präsentiert neues Album
SAARBRÜCKEN „Das hier ist jetzt so ein richtig rootiger Blues“, damit kündigte Sängerin Heike Stark den Song „Child of Circumstance“beim Konzert von Real Blue auf dem Theaterschiff Sankt Helena an. Ja, die Roots, die Wurzeln des Blues liegen im Akustischen, also bei Gitarre, Gesang, Mundharmonika und Klavier. Insofern war es stimmig, dass Stark und ihre Mitstreiter Jörg Metzinger (E-Gitarre) und Christian Bauer (EPiano und Mundharmonika) auf Instrumente wie E-Bass und Schlagzeug verzichteten. Die spielten bei der Entstehung des Blues’ vor über hundert Jahren keine entscheidende Rolle. Die Sängerin bediente nebenbei noch so manche Perkussionsinstrumente, sodass dem Klangbild im Grunde nichts fehlte.
Eine CD namens „Pink Plush Pig“hat das Trio herausgebracht – die darauf enthaltenen zehn Titel wurden auf dem Theaterschiff ebenso dargeboten wie weitere Songs aus dem Blues-Genres. Darunter befanden sich sogar Eigenkompositionen wie der von Bauer komponierte Titelsong. Das rosa Schweinchen, das Sängerin Stark dabei in den Händen hielt, war zwar nicht aus Plüsch, gab aber ein schönes Quieken von sich.
Wie lange es die Band schon gibt, ist etwas unklar. Bauer und Metzinger kennen sich schon aus Zeiten, als ersterer wie heute letzterer noch Pfarrer war. Bekannt ist der Pianist auch als Redakteur des Tatorts beim Saarländischen Rundfunk sowie als Krimi-Autor. Mit der Sängerin macht Metzinger auch schon lange Musik.
Sie war es, die neben ihm saß, als der Gitarrist auf dem Weg zu einer Probe das erste Kammerflimmern bekam – das war der Beginn seiner langen Leidensgeschichte, die erst mit einem Spenderherz das gute Ende für ihn nahm. Der Pfarrer erzählte: „Im Krankenhaus sagte ich zu Christian: ‚Wie wäre es denn, wenn ich das überlebe, versuchen wir mal etwas zu machen, wo wir nicht so einen Kompromiss eingehen müssen. Eine Sängerin hätte ich dafür schon.‘“Der erste Auftritt zu dritt sei dennoch aus der Not geboren gewesen: Als Metzinger aus dem Buch über seinen Klinikaufenthalt las und der Veranstalter meinte, das sei doch so kurz, man bräuchte noch etwas Musik.
Dass es als Trio funktioniert, zeigte sich im Theaterschiff daran, dass sowohl Metzinger als auch Bauer rhythmisch solide begleiten können. Der jeweils andere konnte dann solieren. Vor allem der Einsatz der Blues-Mundharmonika erzeugte spontanen Applaus bei den etwa 60 Zuhörern. Bisweilen bewegte sich die Formation auch mal vom ganz „rootigen“Blues weg und spielte modernere Kompositionen, etwa von Tom Waits oder Melody Gardot.
„Wir gehen an die Grenze vom Blues zum Jazz“, erklärte Metzinger die stilistische Ausrichtung. Die Trennung zwischen diesen beiden Genres sei ja künstlich, meinte Stark während des Konzerts bei der Ankündigung von Fats Wallers „Ain’t Misbehavin’“. Stimmt.
Aber die grundsätzliche Ausrichtung des Trios war, wie der Name schon verrät, der Blues. Bei so einem Konzert stellt sich da die Frage: Haben den auch alle Bandmitglieder? Das konnte man freiweg mit Ja beantworten. Metzinger schaffte es bisweilen, sein Spiel so stark mit einer exaltierten Mimik zu begleiten, dass es beim Publikum ein Schmunzeln hervorrief. Bauer wiederum bewies neben dem schon erwähnten bravourösen Mundharmonika-Spiel auch sein Talent als Boogie Woogie-Pianist. Und Sängerin Heike Stark nahm man es einfach ab, dass sie das, was sie singt, auch so meint. Die wilde Mundakrobatik eines Tom Waits beherrschte sie ebenso wie das zwischen Mädchenhaftigkeit und Femme fatale angesiedelte Gebaren der großen BluesDiven. Der Blues enthält ja nicht nur Traurigkeit.
So war auch zu beobachten, dass die Drei viel Spaß auf der Bühne miteinander hatten. Das Publikum hat mitgeklatscht und mitgeschnipst. Am Ende gab es drei Zugaben: Der Trip in die Welt des echten Blues war ein gelungener.