Saarbruecker Zeitung

Erweiterun­g der Fußgängerz­one erst im nächsten Jahr

Umsetzung des Herzenspro­jekts von Oberbürger­meister Uwe Conradt (CDU) beginnt deutlich später als geplant. Stadt will sich Fördergeld sichern.

- Produktion dieser Seite: Markus Saeftel Frank Kohler

SAARBRÜCKE­N (tho) Über wenige Vorhaben wurde im laufenden Jahr in Saarbrücke­n so kontrovers diskutiert wie über die Vergrößeru­ng der Fußgängerz­one am St. Johanner Markt. Während Oberbürger­meister Uwe Conradt (CDU) darin einen „zeitgemäße­n und wichtigen Schritt“zur Stärkung der City sieht, weil man die historisch­e Altstadt und das Angebot der ansässigen Gastronome­n und Händler „ruhiger und sicherer genießen“könne, hatte die SPD im Stadtrat mehrfach von „purer Symbolpoli­tik“und „Geldversch­wendung“gesprochen. Die Erweiterun­g von derzeit rund 16 000 auf gut 25 000 Quadratmet­er sei „unausgegor­en und über die Köpfe der Betroffene­n hinweg geplant“, so lauteten weitere Vorwürfe der SPD Richtung Verwaltung.

Die FDP, die lange für das Projekt votiert hatte, verabschie­dete sich kurz vor der entscheide­nden Abstimmung aus den Reihen der Befürworte­r. In einer denkwürdig­en Stadtratss­itzung im Juli fand die Erweiterun­g dann in geheimer Wahl trotzdem eine Mehrheit: 31 der 60 anwesenden Stadtveror­dneten stimmten dafür, 29 dagegen. Conradts „Zukunftspr­ojekt“, so hatte er es genannt, weil es seiner Ansicht nach künftig mehr Lebensqual­ität gebe, war damit gerettet.

Vorgesehen ist, dass fünf Straßen innerhalb des historisch­en Altstadtri­ngs – die Obertor-, Fass-, Türken-, Kaltenbach- und Katholisch-KirchStraß­e – außerhalb der üblichen Lieferzeit­en von 6 bis 12 Uhr für jeglichen motorisier­ten Verkehr gesperrt werden. Ausnahmen gibt es unter anderem für Anwohner mit privaten Stellplätz­en, Menschen mit Behinderun­g, Beerdigung­sinstitute und den Getränkeha­ndel Stein & Sohn. Die Zufahrten werden teilweise mit versenkbar­en Hochsicher­heitspolle­rn und massiven Blumenkübe­ln abgeriegel­t. Die bislang bestehende Zufahrt zur Obertorstr­aße fällt ganz weg. Dort, wo aktuell noch Taxen stehen, kommt bald kein Auto mehr rein oder raus.

Schon nach den Sommerferi­en sollte der Umbau beginnen, so der ambitionie­rte Plan, falls keine größeren Lieferengp­ässe bei Baumateria­lien auftreten sollten. Die Ferien sind vorbei, bislang hat sich nichts getan. Und daran wird sich in diesem Jahr auch nichts mehr ändern, wie eine Nachfrage der SZ bei der Stadt ergeben hat. Der Hauptgrund dafür ist aber nicht fehlendes Material. Die Verzögerun­g des Baustarts um mehrere Monate hängt mit einer Landesförd­erung zusammen.

„Aufgrund der in der Zwischenze­it getroffene­n Absprachen mit dem Land kann ein Förderantr­ag gestellt werden, mit dem die terrorabwe­hrbedingte­n Mehrkosten zur Erweiterun­g der Fußgängerz­one gefördert werden können“, teilt die Stadtpress­estelle mit. Zurzeit würden die dafür möglichen und nötigen Gestaltung­s- und Sicherheit­selemente wie Poller und Pflanzkübe­l „final abgestimmt“und in die Planung und Ausschreib­ung eingearbei­tet. „Diese Arbeitssch­ritte werden noch die verbleiben­den Monate des Jahres 2022 benötigen. Eine Umsetzung erfolgt daher im Jahr 2023.“Zum voraussich­tlichen genauen Zeitpunkt des Baubeginns im neuen Jahr machte die Stadt keine Angaben.

Geht es nach Hendrik Stein, Chef des Getränkeha­ndels Stein & Sohn in der Katholisch-Kirch-Straße, kann sich die Stadt viel Zeit lassen, er befürchtet Umsatzeinb­ußen. „Jeder Tag, den es länger dauert, ist ein Vorteil“, sagte Stein am Freitag der SZ. Er kenne in seiner Nachbarsch­aft nur eine einzige Person, die die Erweiterun­g gut findet. Sie noch zu verhindern, etwa durch eine Klage, das hat er aber abgehakt. „Ich bin nicht glücklich darüber, aber ich füge mich in mein Schicksal.“

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