Saarbruecker Zeitung

Köln-Rückkehr könnte seine letzte Chance sein

Kaum Torgefahr und nur ein Treffer: Bei Borussia Dortmunds Neuzugang Anthony Modeste muss der Knoten endlich platzen.

- VON JONAS WAGNER

DORTMUND (sid) Es ist nicht einmal fünf Monate her, da war Anthony Modeste noch der gefeierte Europacup-Held. Die Fans des 1. FC Köln trugen ihren Torjäger auf Händen und sangen dessen Namen – bis zum viel kritisiert­en Wechsel nach Dortmund. Nun kehrt der einstige

Liebling im BVB-Trikot nach Müngersdor­f zurück – als ausgebrems­ter Star, der um seine Zukunft spielt.

Es dürfte an diesem Samstag (15.30 Uhr/Sky) eine unangenehm­e Rückkehr für Modeste werden. Weil ihm viele Kölner Fans den Schritt zu Borussia Dortmund übel nahmen, aber auch, weil ausgerechn­et an alter Wirkungsst­ätte der Knoten in Schwarz-Gelb endlich platzen muss. Ansonsten droht dem Angreifer, der den FC mit 20 Toren in der Vorsaison nach Europa geschossen hatte, auf längere Zeit die Ersatzbank.

„Wir wissen auch, dass wir einen Stürmer brauchen, der Tore schießt, um unsere Ziele zu erreichen“, sagte BVB-Trainer Edin Terzic unmissvers­tändlich. Man merke Modeste natürlich an, „dass er unzufriede­n ist mit seiner bisherigen Torausbeut­e“. Aber: „Wir sind uns sicher, dass es nicht mehr lange dauern wird, dann wird er wieder über seine Tore jubeln.“In der Länderspie­l-Pause und mit der Köln-Rückkehr vor Augen habe Modeste „sehr gut“trainiert.

Für Modeste könnte es die letzte Chance sein – Derby-Held Youssoufa Moukoko (erzielte den 1:0-Siegtreffe­r gegen Schalke 04) macht Druck, war in dieser Woche aber angeschlag­en von der U21 abgereist. „Im vergangene­n Jahr waren sie sehr wichtig für uns, und jetzt sind sie vielleicht wichtig für Dortmund – vielleicht aber auch nicht“, sagte Kölns Trainer Steffen Baumgart über seinen Ex-Stürmer und den zweiten Rückkehrer Salih Özcan.

Modeste kam als Ersatz für den an Hodenkrebs erkrankten Sebastién Haller, erzielte seither aber nur einen mageren Treffer. „Wir sehen es ja gerade, wenn eine Mannschaft eben nicht so agiert, dann schießt du vielleicht auch nicht so viele Tore wie vorher“, sagte Baumgart. Modeste sei „weder faul noch langsam. Er ist im falschen Team“, schrieb die Sport Bild in einer Analyse.

Und tatsächlic­h: Der BVB schlägt weniger Flanken, Modestes Kopfballst­ärke kommt kaum zur Geltung, das Spiel läuft häufig an ihm vorbei. Anfangs warb die Führung um Terzic und Sportdirek­tor Sebastian Kehl um Geduld, doch Modeste läuft allmählich die Zeit davon. Sein Vertrag läuft nur ein Jahr, eine Verlängeru­ng ist unwahrsche­inlich.

Es ist nicht das erste Mal, dass sich der 34-Jährige in seiner Karriere aus sportliche­r Sicht verzockt haben könnte. Schon 2017, als er den FC erstmals nach Europa geführt hatte, wechselte er nach China, kam nur wenig später geläutert zurück, fand aber unter Baumgart zurück zu alter Stärke. Der wiederum, so betonte es der Kölner Trainer im Vorfeld, freue sich, „Modeste und Özcan zu sehen. Das sind zwei Menschen, die mir sehr nahe stehen“, erklärte Baumgart – und schob einen Appell hinterher: „Ich hoffe, dass keiner vergisst, dass die Jungs viel für den 1. FC Köln getan haben. Und ich hoffe, dass sie vernünftig begrüßt werden.“Das wiederum könnte zumindest bei Anthony Modeste ein frommer Wunsch sein.

„Wir sehen es ja gerade, wenn eine Mannschaft eben nicht so agiert, dann schießt du vielleicht auch nicht so viele Tore wie vorher.“Kölns Trainer Steffen Baumgart über Anthony Modeste

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FOTO: WOITAS/DPA Dortmunds Neuzugang Anthony Modeste hat bisher keine Bindung zur Mannschaft gefunden. An diesem Samstag trifft der Stürmer auf seinen früheren Verein 1. FC Köln. Platzt ausgerechn­et jetzt der Knoten?

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