Wenn der „Richter“ans Schlagmal tritt, erhebt sich das Stadion
Aaron Judge ist die größte Attraktion der Major League Baseball. Der 30-Jährige von den New York Yankees jagt einen Rekord nach dem anderen.
TORONTO (sid) Als der Rekordball am Geländer der Tribüne abprallte, griffen ein paar Fans verzweifelt ins Leere. Ihnen rutschten in diesem Moment zwei Millionen Dollar (!) durch die Finger. So viel ist nach Schätzungen der Baseball wert, den Aaron Judge in Toronto auf die Zuschauerränge drosch.
Mit seinem Homerun Nummer 61 stellte der Star der New York Yankees den 61 Jahre alten Rekord in der American League ein – und sorgte anschließend dafür, dass der Ball in der Familie blieb. In der Kabine übergab ihn Judge nach dem Spiel seiner Mutter Patty, die ihn als Baby adoptiert hatte. „Sie hat mich durch alles begleitet“, sagte Judge – von der Little League im Kindesalter bis zur Major League Baseball (MLB), in der der 30-Jährige mittlerweile die mit Abstand größte Attraktion ist.
Seit fünf Jahren jagt Aaron Judge Rekorde in der MLB – und weckt nicht nur wegen seiner Rückennummer 99 Vergleiche mit der Eishockey-Legende Wayne Gretzky. Schon als Liga-Neuling stellte er 2017 mehrere Bestmarken auf, jetzt zog er mit der Yankees-Legende Roger Maris gleich – und die Sportfans im ganzen Land schauten zu. Den unvergleichlichen Babe Ruth hatte er bereits vor neun Tagen eingeholt. Den Rekord in der MLB, die aus der American und der National League besteht, aus dunklen Dopingzeiten wird er in dieser Saison aber ziemlich sicher nicht mehr erreichen: Barry Bonds hatte im Jahr 2001 satte 73 Homeruns geschlagen.
Judge ist deutlich beliebter als der umstrittene Bonds. Beim Rekordschlag jubelten auch die Fans der Toronto Blue Jays. Daheim im
Yankee Stadium gibt es sogar eine Sektion mit dem Namen „Judge‘s Chambers“, das „Richterzimmer“, in dem Fans mit Roben, Perücken und Schaumstoff-Hämmern sitzen. „All rise“(„Erheben Sie sich“), heißt es, wenn der Superstar im Stadion zum Schlagmal tritt.
Ob Aaron Judge das Gesicht der New York Yankees bleibt, ist allerdings offen. Vor der Saison lehnte er einen 213,5-Millionen-DollarVertrag ab, weil er im kommenden Winter als sogenannter „Free Agent“seinen Arbeitgeber frei wählen darf. Das Wettbieten der gesamten Liga dürfte ihm einen noch größeren Zahltag bescheren. „Das interessiert mich jetzt nicht. Ich konzentriere mich voll auf die laufende Saison mit den Yankees“, sagte Judge. Und er will tun, was er am besten kann: Bälle treffen. Homeruns erzielen.