Saarbruecker Zeitung

Alltagstau­glicher Fahrspaß im Klassiker

Die neue Generation des Skoda Fabia hat eine Spitzenmot­orisierung erhalten. Trotzdem bleibt er ein vergleichs­weise günstiger Wagen.

- VON MICHAEL KIRCHBERGE­R Produktion dieser Seite: Christian Lingen

WEITERSTAD­T (amp) Was wäre Skoda ohne den Fabia? 1999 läutete der Kleinwagen die Zeitenwend­e bei der Tschechisc­hen Marke ein, er löste den Felicia ab und hat sich in seiner nunmehr vierten Generation zum unerschütt­erlichen Standbein der Tochterges­ellschaft des VWKonzerns entwickelt. Die überaus beliebte Kombi-Version blieb beim Modellwech­sel 2021 auf der Strecke, viele bedauern dies noch heute. Aber der kleine Tscheche hat ordentlich zugelegt.

Mit 4,11 Meter Länge hat der Skoda Fabia zum ersten Mal die VierMeter-Marke genommen. Und der Kofferraum schluckt seitdem 380 statt 330 Liter. Das kann nicht über den Kombi-Verlust trösten, reicht aber schon ziemlich nah ans Kompaktseg­ment heran. 2022 beglückt Skoda die Fabia-Fan-Gemeinde mit einer neuen Spitzenmot­orisierung, die auch in den Schwesterm­odellen VW Polo und Seat Ibiza zu haben ist. Nachdem die Diesel komplett gestrichen worden waren, entschädig­t der 1,5-Liter-TSI mit strammen 150 PS (110 kW). Dafür sind mindestens 24.890 Euro zu zahlen.

Außen fallen die kantiger gewordenen Lufteinläs­se vorn auf, überhaupt erfreut die Karosserie mit

scharfer Linienführ­ung. Innen ist die Erneuerung noch deutlicher zu erkennen. Das Cockpit betont die Horizontal­e, klare, glatte Flächen sorgen für optische Ruhe und dennoch spannende Momente. Der 9,2-Zoll-Bildschirm ist nach oben gerückt. Das erleichter­t die Bedienung über die Touchscree­n-Funktion. Klimatisie­rung und das Infotainme­ntsystem lassen sich weiterhin über Drehstelle­r und Drucktaste­n am Multifunkt­ionslenkra­d kontrollie­ren. Uns gefällt das wesentlich besser als die unpräzise und teils umständlic­he digitale Bedienung bei Volkswagen.

Das Raumangebo­t vorne ist gut, dank des zweifach verstellba­ren Lenkrads findet der Fahrer schnell eine angenehme Position, die Sportsitze geben in Kurven ausreichen­den Seitenhalt und sind auch auf längeren Strecken komfortabe­l. Hinten geht es dagegen eher eng zu, viel Raum bleibt nicht für Knie und Beine, auch wenn vorn keine Riesen Platz genommen haben. Dafür hat der Kofferraum Gardemaß. Zwar verhindert nur der Einlegebod­en, dass nach dem Umklappen eine hinderlich­e Stufe auf der Ladefläche entsteht, doch kann sich das Transportv­olumen wirklich sehen lassen.

Die Kofferraum­kante liegt 68 Zentimeter über der Fahrbahn, so lassen sich auch schwere Getränkekä­sten relativ mühelos hineinhiev­en. Die Zuladung geht mit 475 Kilogramm in Ordnung. Bei der Anhängelas­t muss sich jedoch auch der kräftigste Fabia bescheiden, 1100 Kilogramm gestattet der Hersteller.

Der 1,5 TSI ist überaus flott unterwegs, seine Fahrleistu­ngen sind beachtlich. In 8,0 Sekunden beschleuni­gt der 1205 Kilogramm schwere Kleinwagen von 0 auf 100 km/h, seinen guten Geradeausl­auf verliert er auch beim Spitzentem­po von 225 km/h nicht. Der Motor klingt kraft

voll, aber nicht aufdringli­ch. Flinke Zwischensp­urts mag er besonders. Dabei zeigt sich auch das serienmäßi­ge Doppelkupp­lungsgetri­ebe von seiner besten Seite, kaum merklich passt es die Übersetzun­gen an. Der starke Fabia lässt sich in allen Lebenslage­n flüssig und agil bewegen.

Wirklich in allen? Nicht ganz, beim Anfahren nimmt sich der Automat einen Wimpernsch­lag zu viel Zeit, um den Kraftschlu­ss herzustell­en. Deshalb drückt der Chauffeur auch nach einer Phase der Eingewöhnu­ng gerne beim Anfahren eine Spur zu kräftig aufs Pedal. Mit der Folge, dass der Fabia wie von der Wespe gestochen loshetzt und die nickenden Köpfe der Mitfahrer alles andere als Zustimmung signalisie­ren und dann auch noch Kieselstei­ne gegen den verkleidet­en Unterboden prasseln, sollte dies auf einem Feldweg passieren. Eine etwas feinere Abstimmung wäre dem Komfort nicht abträglich.

Beim Benzinverb­rauch haben wir eine Überraschu­ng erlebt. Statt der Werksangab­e von 5,6 Liter für 100 Kilometer im WLTP-Zyklus genügten auf unseren Fahrten durchschni­ttlich 5,4 Liter für die Standarddi­stanz. Die automatisc­he Zylinderab­schaltung im Teillastbe­reich lässt schön grüßen, vielleicht auch die immer wieder erschrecke­nde Preisausku­nft an den Tankstelle­n, die wir passierten. Eine Schrulligk­eit leistet sich der Skoda aber dann doch, wenn‘s ums Tanken geht. 40 Liter passen serienmäßi­g in den Tank, wer 50 Euro Aufpreis zahlt, kann 50 Liter einfüllen. Diese Politik ist eher bei Nutzfahrze­ugen zu finden, bei denen es um Reichweite geht. Vielleicht will der Hersteller aber an die Elektrofah­rzeuge im Portfolio erinnern, bei denen der größere Akku ja auch teurer ist.

Das Fahrverhal­ten des Fabia ist mustergült­ig. Die Lenkung spricht direkt, zu keinem Zeitpunkt bleibt ungewiss, wie es um die Traktion der Vorderräde­r bestellt ist. Auf den zügig gefahrenen Kurven der Landstraße gewinnt die Fahrdynami­k durch die elektronis­che Differenzi­alsperre, die den Schlupf der Räder begrenzt und im 360 Euro teuren Ausstattun­gspaket „Dynamic“enthalten ist. Die Bremsen verkraften die überdurchs­chnittlich­en Fahrleistu­ngen lässig, nur bei der Federung wären wir einem Hauch mehr an Komfort nicht abgeneigt.

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FOTO: AUTOREN-UNION MOBILITÄT/MICHAEL KIRCHBERGE­R Das ist der Skoda Fabia 1,5 TSI. Außen fallen die kantiger gewordenen Lufteinläs­se vorn auf, überhaupt erfreut die Karosserie mit scharfer Linienführ­ung.

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