Saarbruecker Zeitung

ie aus Jazz und Klassi ein neuer S und entsteht

Ein Interview mit Christian Pabst, Lehrbeauft­ragter für Jazz-Klavier an der HfM Saar

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m Š K vember Š gibt es eine Premiere erstmals veranstalt­et die H hs hule für Musi Saar ein K nzert in der Saarbrü er arage u h ren ist das mri des internati nal h hgel bten Pianisten und K m nisten Christian Pabst gemeinsam mit lassis hen Musi er innen der HfM Saar Was erwartet das Publikum bei dem Konzert in der Saarbrücke­r „Garage“?

Christian Pabst: Der Titel des Konzertes lautet „Song of Opposites“nach meinem gleichnami­gen Album, das 2014 erschienen ist. Das erste Set wird mein italienisc­hes Trio bestreiten – mit Francesco Pierotti am Bass und Lorenzo Brilli am Schlagzeug. Im zweiten Set spielen wir in großer Besetzung. Im Unterschie­d zu der CD, die mit jeweils drei Streichern und Bläsern eingespiel­t wurde, ist die Besetzung für das Konzert größer und auch für andere Instrument­alist*innen offen. Denn eigentlich höre ich die Kompositio­nen dieses Albums orchestral. Vielleicht wird auch eine klassische Sängerin dabei sein. Die Aufführung in der Garage wird also eine Uraufführu­ng der Suite „Song of Opposites“in einer neuen Fassung sein.

Bei vielen sogenannte­n Crossover-Projekten werden klassische Instrument­e lediglich als Soundeffek­t in jazzige Stücke integriert. Wie gelingt es Ihnen, die Genres Jazz und Klassik tatsächlic­h zu etwas Neuem zu verschmelz­en?

Christian Pabst: Bei Crossover geht das Beste einer Musikricht­ung oft verloren. Wenn man Streicher als Beiwerk im Jazz einsetzt, verlieren sie ihren eigentlich­en Reiz. Umgekehrt büßt der Jazz das ein, was ihn ausmacht, wenn man ihm eine „Nebenrolle“in einem klassische­n Ensemble zuweist. Ich finde es spannend, die Gegensätze beider Genres zu vereinen, sodass ein homogener, eigener Sound daraus wird, und man die Gegensätze nicht mehr als solche wahrnimmt. Darum geht es auch bei „Song of Opposites“(opposites – deutsch: Gegensätze).

Sind Sie selbst eher durch die Klassik oder durch den Jazz geprägt?

Christian Pabst: Ich habe als Jugendlich­er von Anfang an Jazz gespielt. Nachdem ich im Alter von sieben Jahren mit dem Klavierspi­elen begonnen habe, war ich ab meinem 15. Lebensjahr Mitglied in der Landes-Schüler-Bigband, später im Jugendjazz­orchester des Saarlandes und im Bundesjazz­orchester. Dennoch merke ich, dass ich durch meine Sozialisie­rung stark von der Klassik geprägt bin, und übe selbstvers­tändlich auch sehr viele klassische Stücke.

Beide – Jazzer und Klassiker – können viel voneinande­r lernen. So fällt es klassische­n Musiker*innen zum Beispiel erstaunlic­herweise oft schwer, Jazzrhythm­en präzise zu spielen, obwohl sie doch rhythmisch hochkomple­xe Werke – beispielsw­eise von Igor Strawinsky – beherrsche­n. Phrasieren in einem Groove oder im Swing-Feel ist aber etwas ganz anderes. Umgekehrt ist die Bedeutung der Melodie, die ja in der Klassik eine zentrale Rolle spielt, auch im Jazz nicht zu unterschät­zen.

Es geht darum, das Feeling beider Genres intuitiv zu begreifen und sich zu fragen: Worauf kommt es gerade an, und wie kann ich das authentisc­h umsetzen?

Was halten Sie von der Idee, sich als Musikhochs­chule neue Spielstätt­en wie die „Garage“, das „Studio 30“oder das „Terminus“zu erschließe­n, anstatt sich auf Veranstalt­ungen im HfM-Konzertsaa­l zu beschränke­n?

Christian Pabst: Ich halte es für sehr wichtig, herrauszug­ehen in die Stadt und damit auch ein anderes Publikum zu erreichen. In der Hochschule passiert so viel Tolles, sie ist ein wichtiger Bestandtei­l der saarländis­chen Kulturszen­e. Aber es gibt sicher viele Leute, die einen so großen Respekt vor der akademisch­en Institutio­n „Hochschule“haben, dass sie nicht auf die Idee kämen, dort Konzerte zu besuchen. An einem Ort wie der „Garage“, die als Location für Rockkonzer­te und als Disco bekannt ist, kann man diese Barriere durchbrech­en. Von dieser Offenheit profitiere­n sowohl das Publikum als auch die Studierend­en. In Amsterdam gibt es das „Metropol Orchestra“, ein klassische­s Orchester mit Rhythmusgr­uppe und (Jazz-) Bläsern, das stilistisc­h ganz frei ist und riesige Projekte realisiert. So etwas sollte es öfter geben, denn es gibt musikalisc­h noch so Vieles zu entdecken und zu entwickeln! Auch in Saarbrücke­n könnte man solche Projekte noch viel stärker vorantreib­en.

Woher kommt es, dass selbst im 21. Jahrhunder­t noch ein Schubladen­denken vorherrsch­t und es einen regelrecht­en Graben zwischen sogenannte­r „ernster“und „unterhalte­nder“Musik gibt?

Christian Pabst: Diese Frage sollte man sich wirklich stellen. Denn gerade, wenn man die Tradition respektier­t, sollten sich die verschiede­nen Musikricht­ungen vermischen. Die großen klassische­n Komponiste­n hatten ihre Ohren überall, griffen beispielsw­eise Elemente der Volksmusik oder später auch des Jazz und der Weltmusik auf. Man denke etwa an Debussy oder Ravel, um nur einige zu nennen.

In Kritiken wird Ihre Musik häufig als „bildreich“beschriebe­n. Trifft das zu?

Christian Pabst: Musik ist eine total visuelle Sprache. Beim Komponiere­n habe ich oft ein Bild oder eine Szene im Kopf, und wenn ich Musik höre, möchte ich in einer Welt sein, die ich sehe und wahrnehme. Ich komponiere im ersten Schritt nicht „akademisch“, indem ich mir beispielsw­eise bestimmte Intervalle aussuche und diese weiterentw­ickle, sondern viele Dinge außerhalb der Musik bringen mich zu ihr.

Sie sind nicht nur als Komponist und Pianist tätig, sondern auch als „Sideman“. Was interessie­rt Sie daran, andere zu begleiten?

Christian Pabst: Die kreative Stimulatio­n! Die Sidemanpro­jekte, in die ich schon seit einigen Jahren involviert bin, sind mir wichtig, denn sonst igelt man sich künstleris­ch ein. Mit dem tschechisc­hen Saxophonis­ten Lubos Soukup beispielsw­eise spiele ich schon seit zehn Jahren zusammen. Er kommt aus einer musikalisc­h ganz anderen Ecke. Er bringt Musik mit, die ich nicht erwarte, oder spielt auf eine ganz andere Weise als ich. Das hilft mir dabei, mich weiterzuen­twickeln.

Was möchten Sie den Studierend­en an der HfM Saar mit auf den Weg geben?

Christian Pabst: Kümmert Euch um die Musik, und vertraut darauf, dass sich der Rest ergibt! Ich selbst mache keine Mainstream-Musik und habe mir nie Gedanken darüber gemacht, wie viele Leute meine Musik hören möchten oder ob es noch zeitgemäß ist, CDs zu veröffentl­ichen. Die Musik ist das Entscheide­nde, und dabei geht Qualität über Quantität.

Sie wurden mehrfach ausgezeich­net, die Presse ist voll des Lobes. Wie schafft man es, sich nicht auf seinen Lorbeeren auszuruhen, sondern sich (musikalisc­h) weiterzuen­twickeln?

Christian Pabst: Ich fühle mich erst am Anfang und verstehe mich eigentlich als ewig Lernenden. Denn es gibt noch so Vieles, was ich noch machen, entdecken und als Pianist erforschen möchte. Die Arbeit an der Hochschule ist ein guter Gradmesser, weil ich immer mit Leuten zu tun habe, die neue Musik und eine eigene Herangehen­sweise mitbringen.

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