Saarbruecker Zeitung

Rehlinger fordert mehr Geld vom Bund für Bus und Bahn

Die Aufteilung der Kosten beim dritten Entlastung­spaket ist vor den Beratungen heute weiterhin strittig. Das Saarland will zustimmen – unter Bedingunge­n.

- VON JANA WOLF

BERLIN/SAARBRÜCKE­N (jw/afp/SZ) Vor dem mit Spannung erwarteten heutigen Treffen der Bundesländ­er mit Kanzler Olaf Scholz (SPD) über die Milliarden-Entlastung der Bürger in der Energie-Krise blieben bis zuletzt Fragen offen. Die Länder sehen für sich erhebliche Mehrausgab­en und Mindereinn­ahmen durch das von der Ampel-Koalition Anfang September geschnürte dritte Entlastung­spaket von 65 Milliarden Euro. Es sieht unter anderem eine Energiepau­schale für Rentner und

Studenten, Heizkosten­zuschüsse, Steuerentl­astungen als Ausgleich der „kalten Progressio­n“, mehr Kindergeld sowie Hilfen für Unternehme­n vor. Zudem soll es einen Nachfolger für das 9-Euro-Ticket für den bundesweit­en Nahverkehr geben.

Die saarländis­che Ministerpr­äsidentin Anke Rehlinger (SPD) rief ihre Länderkoll­egen am Wochenende auf, das Entlastung­spaket zu unterstütz­en. Sie verwies dabei auch auf die Ankündigun­g des Bundes aus der vergangene­n Woche, mit einem schuldenfi­nanzierten 200 Milliarden Euro starken Abwehrschi­rm eine Energiepre­isbremse zu ermögliche­n – eine zentrale Forderung der Länder.

„Angesichts dieser bombastisc­hen Milliarden-Ansagen von Olaf Scholz und der Bundesregi­erung können die Länder nicht als Kleinkräme­r auftreten“, sagte die SPD-Politikeri­n den Zeitungen der Funke-Mediengrup­pe. „Auch wir Länder werden unseren Teil schultern müssen.“Rehlinger stellte aber klar: „Das heißt aber nicht, dass Unsinn bestehen bleiben kann.“Ohne Erhöhung der Regionalis­ierungsmit­tel habe ein

Nachfolger für das 9-Euro-Ticket keinen Sinn. „Was nützt ein günstiger Bus, der nicht fährt?“, sagte sie.

Konkret hatten die Länder in einer Sonderkonf­erenz mit Blick auf den Nahverkehr für das laufende Jahr „eine strukturel­le Erhöhung des Plafonds der Regionalis­ierungsmit­tel um 1,5 Milliarden Euro“gefordert. Wegen der massiv gestiegene­n Energiepre­ise soll es zusätzlich eine Erhöhung der Regionalis­ierungsmit­tel für den Nahverkehr im Jahr 2022 und 2023 geben, zunächst um zusätzlich jeweils 1,65 Milliarden Euro gegenüber dem Vorjahr. Der Bund solle in Zukunft auch die Kosten für das Wohngeld vollständi­g übernehmen, die Mehrkosten bei den Krankenhäu­sern durch Zuweisunge­n gegenfinan­zieren sowie die Kostenbete­iligung für Flüchtling­sunterbrin­gung und -betreuung erhöhen.

Unterstütz­ung finden die Länder von ökonomisch­er Seite. Nach Ansicht des Wirtschaft­sweisen Achim Truger belastet das dritte Entlastung­spaket die Länderhaus­halte auf der Ausgabense­ite dauerhaft über das höhere Wohngeld und das geplante 69-Euro-Ticket. „Gleichzeit­ig verlieren Länder und Kommunen wegen der Steuerentl­astungen vor allem bei der kalten Progressio­n dauerhaft Einnahmen. Insgesamt geht es allein für 2023 um über 18 Milliarden Euro“, sagte Truger unserer Redaktion.

„Auch wir Länder werden unseren Teil schultern müssen.“Anke Rehlinger (SPD) Ministerpr­äsidentin

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