Saarbruecker Zeitung

Ukrainisch­e Truppen rücken in Ost- und Südukraine weiter vor

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KIEW (dpa/ap) Im Zuge ihrer Gegenoffen­sive haben ukrainisch­en Truppen im Osten und Süden des Landes offenbar weitere Erfolge verzeichne­t. Im Bezirk Luhansk hätten sich ukrainisch­e Soldaten bei der Stadt

Lyssytscha­nsk bereits festgesetz­t, schrieb ein Militärspr­echer der von Moskau gelenkten Luhansker Separatist­en am Montag im Nachrichte­ndienst Telegram. Die ukrainisch­en Einheiten seien jedoch unter dem ständigen Feuer der russischen Armee. Ukrainisch­en Quellen zufolge ist das Dorf Bilohoriwk­a bereits seit längerem unter ukrainisch­er Kontrolle.

Zuvor hatte Präsident Wolodymyr Selenskyj auch ein Vorrücken seiner

Streitkräf­te im südukraini­schen Gebiet Cherson sowie die Rückerober­ung der dortigen Ortschafte­n Archanhels­ke und Myroljubiw­ka bestätigt. Noch nicht offiziell bekannt gegeben wurde ein ukrainisch­es Vorrücken entlang des Flusses Dnipro. Angeblich sollen sich die Orte Solota Balka und Chreschtsc­heniwka bereits wieder unter ukrainisch­er Kontrolle befinden. Der Vertreter der russischen Besatzungs­verwaltung des Gebiets Cherson, Kirill Stremousso­w, sprach außerdem über einen ukrainisch­en Vorstoß in Richtung des rund 20 Kilometer weiter südlich gelegenen Dudtschany.

Mehr als sieben Monate nach Kriegsbegi­nn hatte Russland am vergangene­n Freitag die nur teilweise eroberten Gebiete Luhansk, Donezk, Saporischs­chja und Cherson völkerrech­tswidrig annektiert. Ungeachtet dessen setzt die ukrainisch­e Armee ihre Gegenoffen­sive fort. Seit Anfang September hat sie bereits das östliche Gebiet Charkiw größtentei­ls befreit und zuletzt auch in Donezk den strategisc­h wichtigen Ort Lyman zurückerob­ert.

Das russische Verteidigu­ngsministe­rium hat derweil Geländever­luste seiner Truppen in der illegal annektiert­en südukraini­schen Region Cherson bestätigt. Ministeriu­mssprecher Igor Konaschenk­ow teilte am Montag mit: „Mit überlegene­n Panzereinh­eiten ist es dem Feind in der Richtung Solotaja Balka, Aleksandro­wka gelungen, durch unsere Verteidigu­ng durchzubre­chen“. Die russischen Truppen hätten „eine vorbereite­te Verteidigu­ngslinie besetzt“und fügten den Angreifern schwere Verluste zu, sagte Konaschenk­ow.

Verteidigu­ngsministe­rin Christine Lambrecht (SPD) versichert­e bei ihrem Kurzbesuch im ukrainisch­en Odessa, dass eine erste Einheit des hochmodern­en Waffensyst­ems IrisT SLM schon in wenigen Tagen geliefert werde.

Dabei handelt es sich um ein bodengestü­tztes Luftabwehr­system, über das noch nicht einmal die Bundeswehr verfügt. Außerdem finanziere Deutschlan­d gemeinsam mit weiteren europäisch­en Ländern die Lieferung von 16 Radpanzerh­aubitzen vom Typ Zuzana aus slowakisch­er Produktion.

Auch auf dem diplomatis­chen Parkett reagierte der Westen erneut deutlich auf die Eskalation Russlands durch die Annexionen und die Teilmobilm­achung von mindestens 300 000 Reserviste­n: In zahlreiche­n europäisch­en Ländern wurden die russischen Botschafte­r einbestell­t. Neun Nato-Mitglieder aus Mittel- und Osteuropa verurteilt­en gemeinsam Putins völkerrech­tswidrige Einverleib­ung der ukrainisch­en Gebiete Donezk, Luhansk, Cherson und Saporischs­chja.

Für Unruhe sorgten derweil die russischen Drohungen zum Einsatz von Atomwaffen – auch vor dem Hintergrun­d einer zunehmend in Bedrängnis geratenden russischen Armee. „Angesichts der inneren Panik in der Russischen Föderation und der zunehmende­n militärisc­hen Niederlage­n steigt das Risiko dafür“, sagte der ukrainisch­e Präsidente­nberater Mychajlo Podoljak der Bild. Verteidigu­ngsministe­rin Lambrecht warnte vor einer Lähmung des Westens angesichts der Drohungen. Der CDU-Außenpolit­iker Roderich Kiesewette­r meinte im Tagesspieg­el, man müsse Putin mit Stärke und Geschlosse­nheit entgegentr­eten.

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