RichtungsweisendeMonate
In zwei Dokumentationen beleuchtet Arte den Wahlkampf und Korruption in Brasilien.
SAARBRÜCKEN( ry) Brasilien befindet sich in einem Superwahljahr. NunkommteszumDuell zwischen demehemaligen Präsidenten Lula da Silva (Arbeiterpartei PT), kurz „Lula“, und Amtsinhaber Bolsonaro (Liberale Partei PL), der ein zweites Mandat anstrebt. Neben den Präsidentschaftswahlen fanden jetzt auch Parlaments- und Gouverneurswahlen statt.
Der Themenabend bei Arte untersucht kurz nach dem ersten Wahlgang der Präsidentschaftswahlen in der aktuellen Dokumentation „Lula oder Bolsonaro, das Duell“von Vincent Rimbaux die Wahlkampfstrategie der beiden Spitzenkandidaten.
Im Jahr 2018 befand sich Lula wegen Korruptionsvorwürfen im Gefängnis und durfte nicht zu den Präsidentschaftswahlen antreten, was dem rechtspopulistischen Kandidaten Bolsonaro dabei half, an die Macht zu kommen. Seither hat das Oberste Gericht LulasHaftstrafe aufgehoben. So konnte er sich 2022 erneut zur Wahl aufstellen. Laut Umfragen gilt er bislang als Favorit, aber das Land ist zutiefst gespalten. DerBeitrag dokumentiert dieKampagnen in den vier Monaten vor derWahl und beleuchtet denWerdegang der beiden Kandidaten, derenVisionen gegensätzlicher nicht sein könnten: Kampf der Arbeiterklasse für Lula und die Geschich
te wirtschaftlich schlecht gestellter Weißer, die sich nach der Diktatur zurücksehnen, für Bolsonaro. Letzterer hat für seinen Sieg zwei Asse im Ärmel: den Nationalismus und die Religion. Er bedankte sich bei all jenen, die ihm 2018 zum Sieg verholfen hatten: die evangelikale Gemeinde, das Militär und die Großgrundbesitzer, die auf Land im Amazonasgebiet schielen. Sein Motto: In vier Jahren alles zerstören, um besser regieren zu können.
Genau das prangert Lula in seinem Wahlkampf an. Unter anderem die 40 Millionen armen Menschen in der Região Nordeste hatten die Hoffnung, es aus der Armut zu schaffen. Deren Kinder konnten dank Lula Universitäten besuchen. Für sie war der soziale Abstieg nun umso brutaler.
Im Anschluss rekonstruiert um 22.35Uhr die brasilianischeRegisseurin Maria Ramos in ihrem Dokumentarfilm „Brasilien und der Fall Lula da Silva: Anatomie eines
Politskandals“minutiös und anhand der Recherchen dreier Journalistinnen und Journalisten, wie der brasilianische Antikorruptionsprozess „Lava Jato“gezielt lanciert wurde, umpolitische Gegner zu diskreditieren, und wie der Richter SergioMoro einen Prozess zurKorruptionsbekämpfung in ein Instrument der ideologischenVerfolgung verwandelte.