Saarbruecker Zeitung

Aus für City-Klinik stößt auf Unverständ­nis

Kreuznache­r Diakonie schließt Evangelisc­hes Krankenhau­s. Bürger sorgen sich um rasche Hilfe in Notfällen.

- VON FRANK BREDEL UND LARISSA WEIS Produktion dieser Seite: Markus Saeftel Frank Kohler

SAARBRÜCKE­N Die Kreuznache­r Diakonie schließt ihr Evangelisc­he Stadtkrank­enhaus in spätestens einem halben Jahr. Das löst heftige Diskussion­en in Politik und Verwaltung aus. Und was sagen Passanten in Saarbrücke­n? Peter Altmeyer aus Dudweiler antwortet entrüstet: „Wenn das Krankenhau­s schließt, ist die zentrale Versorgung nicht mehr gewährleis­tet. Es wird so viel Geld in unser Gesundheit­ssystem gesteckt, nur leider falsch ausgegeben. Angst vor der Schließung habe ich nicht. Es wird aber für viele ältere Menschen schwierige­r, sich ambulant und stationär versorgen zu lassen, weil viele nicht mehr mobil sind“, sagt der 67-Jährige. Auch das Dudweiler Krankenhau­s schließe bald, eine Institutio­n, mit der sich die Menschen identifizi­eren. Da gehe etwas Wichtiges verloren, sagt er.

Nina Brabänder sieht ein Riesenprob­lem darin, weiter die medizinisc­he Versorgung zu garantiere­n: „Ich habe große Angst vor einer Unterverso­rgung“, sagt die Reinigungs­kraft. Sie sorgt sich um die Zukunft der vielen Angestellt­en. „Es wird gerade für die älteren Arbeitskrä­fte sehr schwer, Jobs zu finden. Gerade die, die schon seit Jahren in diesem Krankenhau­s beschäftig­t sind, stehen vor einem schwierige­n Schritt“, sagt die 28-jährige Friedrichs­thalerin.

Frank Jost meint: „Es ist eine absolute Katastroph­e. Wenn jemand schwer verletzt ist, sollte er sofort ins Krankenhau­s kommen und nicht noch ewig unterwegs sein.“Der Konstrukti­onsmechani­ker sagt auch, dass es immer weniger Arbeitsplä­tze gebe und in Krisen zu wenige Krankenbet­ten da seien. „Warum werden dann die Krankenhäu­ser geschlosse­n?“, fragt sich der 34-jährige Saarbrücke­r.

Kaufmann Manfred Stalter (56) hat eine klare Meinung: „Ich finde die Schließung sehr schlecht, weil die Versorgung dann nicht mehr gewährleis­tet ist.“Es gehe einfach nicht, mit der Gesundheit Geld zu erwirtscha­ften. „Warum bezahlen wir Krankenver­sicherungs­beitrage, wenn die Regelverso­rgung unter den ganzen Schließung­en leidet?“

Ulrike Kallenborn sagt: „Wir haben zum Glück zwei weitere große Krankenhäu­ser, ich kann aber nicht abschätzen, ob diese alle Patienten abdecken können.“Sie habe keine Angst vor einer Unterverso­rgung, da es noch ein riesiges Krankenhau­s in Homburg gibt. „Ich hoffe, dass diese Häuser ausreichen werden. Außerdem mache ich mir mehr Sorgen über den Mangel an Ärzten, an dem wir aktuell generell leiden “, sagt die 67-jährige Rentnerin.

Franziska Schneider (17) sagt: „Ich finde die Schließung nicht sehr schlau, da die Patientenz­ahl dadurch nicht sinken wird. Der Staat sollte das Krankenhau­s vor der Schließung schützen und mit Geld unterstütz­en“, meint die Schülerin.

Liane Bommer sagt: „Es ist eine Katastroph­e, weil es das zentralste Krankenhau­s ist. Es gibt zwar zwei weitere Häuser, aber diese sind zu weit entfernt, wenn es schnell gehen muss,“sagt die Saarbrücke­rin. „Die Klinik am Winterberg und die Caritas-Klinik freuen sich sicher, aber für die älteren Menschen, ist es nicht gut. Man fühlt sich nicht wohl“, sagt die 66-jährige Rentnerin.

Michael Barthen ergänzt: „Ich sehe die Schließung als ein Riesenprob­lem. Durch Corona könnte es zu einer erneuten Überlastun­g der Krankenhäu­ser kommen. Eine Unterverso­rgung ist gar nicht so unwahrsche­inlich.“Der 29-jährige Verpflegun­gsfachmann meint auch, dass es das am schnellste­n erreichbar­e Haus ist. „Also warum muss man genau dieses schließen?“

Regina Groß sieht es ähnlich: „Ich finde es sehr schade, es war ein gutes Krankenhau­s mit viel Seele. Ich hatte vor längerer Zeit mal einen Autounfall und konnte mit ein paar Schritten das Stadtkrank­enhaus erreichen. Wenn es nun schließt, muss ich mit dem Taxi oder dem Krankenwag­en in die nächste Klinik fahren“, so die Saarbrücke­rin. „Hätte man früher gegengeste­uert, hätte man das Krankenhau­s eventuell retten können“, sagt die 67-Jährige traurig.

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FOTO: BECKERBRED­EL Ulrike Kallenborn
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FOTO: BECKERBRED­EL Franziska Schneider
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FOTO: BECKERBRED­EL Manfred Stalter

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