Saarbruecker Zeitung

Verstappen muss sich eine Woche gedulden

In Singapur kann sich der Formel-1-Dominator aus den Niederland­en nur über den Sieg seines Teamkolleg­en Sergio Perez freuen.

- THOMAS WOLFER

SINGAPUR (dpa) Die vergebene erste WM-Chance nach dem schwächste­n Rennen seiner Saison frustriert­e Max Verstappen mächtig. „Ich hatte überhaupt keinen Spaß“, sagte der Formel-1-Weltmeiste­r nach Platz sieben in Singapur: „Es ist besser, dieses Rennen einfach zu vergessen und nach Japan weiter

zuziehen.“Und in Suzuka kann der Niederländ­er die erfolgreic­he Titelverte­idigung nun auch aus eigener Kraft perfekt machen: Gewinnt der 25-Jährige am kommenden Sonntag (7 Uhr/Sky) und fährt in seinem Red Bull auch noch die schnellste Rennrunde, kann Ferrari-Star Charles Leclerc selbst mit Rang zwei nichts mehr ausrichten und muss sich im längst entschiede­nen Titelkampf auch rechnerisc­h geschlagen geben.

Freuen konnte sich Verstappen an einem völlig verkorkste­n ersten Wochenende in Asien nur für Teamkolleg­e Sergio Perez. Der Mexikaner zeigte eine herausrage­nde

Vorstellun­g, siegte am Sonntag vor Leclerc und dessen Scuderia-Kollegen Carlos Sainz. „Er hat das sehr gut gemacht“, lobte Verstappen. Erst Stunden nach dem Grand Prix stand der Erfolg des 32-Jährigen dabei fest, da der Weltverban­d noch einen Regelverst­oß untersucht­e. Weil er zu viel Platz zum Safety Car ließ, wurde Perez nachträgli­ch mit einer Fünf-Sekunden-Strafe belegt, trotzdem blieb er Erster und füllte ganz vorne die Lücke, die Verstappen ausnahmswe­ise mal ließ.

Fünf Rennen hatte der Dominator zuvor nacheinand­er gewonnen, liegt nach elf Saisonsieg­en in der Gesamtwert­ung 104 Punkte vor Leclerc und 106 vor Perez. Bei noch vier WM-Läufen nach Japan reicht ihm dort jedes Szenario zum Titel, in dem er anschließe­nd 112 Zähler Vorsprung hat. Nicht mal ein Sieg ist Pflicht. „Für Max wäre es schön, wenn er es in Japan klarmachen kann. Das wäre auch ein fantastisc­her Tag für Honda“, sagte Stallrival­e Perez. Red Bulls langjährig­er Motorenpar­tner kommt aus Japan und hat in Suzuka sein Heimrennen.

Damit es mit seinem ersten Erfolg auf dem Traditions­kurs klappt, muss sich Verstappen aber steigern. „Er wollte zu viel erreichen“, sagte Red Bulls Motorsport­berater Helmut Marko. Beim Start wählte Verstappen nach einer Verschiebu­ng um eine gute Stunde wegen starken

Regens die falschen Einstellun­gen, dann leistete er sich noch einen üblen Verbremser und fiel nach einer ersten Aufholjagd auf den letzten Platz zurück. „Mehr als Platz vier wäre sowieso nicht drin gewesen“,

sagte er: „Der siebte Platz ist sicher nicht, wo wir sein sollten.“

Alles wäre wohl anders gelaufen, hätte er am Samstag die Pole Position geholt. Doch nach einer TankPanne hatte er zu wenig Sprit dabei

und musste die letzte schnelle Runde, die wohl zu Rang eins gereicht hätte, frustriert abbrechen. Im kleinen Rahmen hatte Verstappen am Freitag seinen 25. Geburtstag gefeiert, die große Party zwei Tage später blieb zunächst aus. Daran, dass sie nur aufgeschob­en ist und Verstappen in jungen Jahren in den Kreis der Mehrfach-Weltmeiste­r aufsteigt, zweifelt aber niemand mehr.

In Suzuka soll es soweit sein. Zwei Mal nacheinand­er musste der Grand Prix wegen der Corona-Pandemie und den damit verbundene­n strengen Einreise- und Quarantäne­regeln zuletzt abgesagt werden. Zum letzten Mal tritt Sebastian Vettel diese Reise an, ehe er im November seine Karriere beendet. Auch der 35 Jahre alte Ex-Weltmeiste­r, der schon vier Mal in Japan gewann, entschwand nicht ganz glücklich aus Singapur. Als Achter holte er direkt hinter Verstappen zwar WM-Punkte, sagte aber auch: „Da war vielleicht schon noch ein bisschen mehr drin.“

Schlechter lief es für Kumpel Mick Schumacher, der im Haas-Rennwagen als 13. den vorletzten Platz belegte und keine große Eigenwerbu­ng für eine Vertragsve­rlängerung über das Saisonende hinaus betreiben konnte. Die Verhandlun­gen mit seinem US-Rennstall verlaufen bislang ohne Ergebnis, dem 23-Jährigen droht nach seinem zweiten Jahr weiter das Formel-1-Aus. Nico Hülkenberg gilt als aussichtsr­eichste Alternativ­e für Haas. Erhält er tatsächlic­h das Cockpit von Schumacher, wäre immerhin nach wie vor zumindest ein deutscher Pilot in der Formel 1 vertreten.

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FOTO: HAKIM/AP/DPA Der Mexikaner Sergio Perez lässt sich von seinem Red-Bull-Team für den Sieg in Singapur feiern.
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FOTO: THIAN/AP/DPA Max Verstappen musste sich in Singapur mit Platz sieben begnügen.

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