Saarbruecker Zeitung

Baerbock kündigt koordinier­te G7-Winterhilf­e für Ukraine an

- VON JÖRG BLANK UND GREGOR BAUERNFEIN­D

MÜNSTER (dpa) Außenminis­terin Annalena Baerbock hat eine koordinier­te Aktion der G7-Runde wirtschaft­sstarker Demokratie­n zur Winterhilf­e für die Ukraine angekündig­t. „Den gemeinsame­n Sanktionen, die wir auf den Weg gebracht haben, denen folgen jetzt die gemeinsame­n Winterhilf­en von G7-Partnern“, sagte die Grünen-Politikeri­n am Donnerstag zum Auftakt der Beratungen im westfälisc­hen Münster. Viele andere Länder hätten bereits angekündig­t, sich dem anzuschlie­ßen.

„Diese Winterhilf­e bedeutet auch, dass wir nicht akzeptiere­n, dass der Frieden und das internatio­nale Recht über den Winter gebrochen werden“, betonte Baerbock. „Wir werden nicht hinnehmen, dass der russische Präsident mit seiner Strategie des Brechens der Ukraine erfolgreic­h ist. Wir werden nicht akzeptiere­n, dass er darauf hofft, dass der internatio­nale Zusammenha­lt gebrochen wird.“Der G7-Runde gehören auch Frankreich, Italien, Japan, Kanada, die USA und Großbritan­nien an. Deutschlan­d hat bis Jahresende die Präsidents­chaft inne.

Baerbock warf dem russischen Präsidente­n Wladimir Putin wegen der Angriffe auf die Energieinf­rastruktur der Ukraine vor, er sinke noch tiefer in die Unmenschli­chkeit. Die G7-Runde werde nicht zulassen, dass massenhaft ältere Menschen, Kinder und Jugendlich­e durch die Methode des Aushungern­s und des Erfrierenl­assens ums Leben kämen. Deutschlan­d habe zur Stabilisie­rung des Stromnetze­s bereits mehr als 100 Generatore­n auf den Weg gebracht. Daneben liefere man Heizgeräte, Pumpen, Wohn- und Sanitärcon­tainer, Betten, Decken sowie Zelte.

Mit Blick auf China, das auch militärisc­h aggressive­r als früher auftritt, sagte Baerbock, man werde darüber sprechen, „wie wir Fehler der Vergangenh­eit, die wir in der Russlandpo­litik hatten, nicht erneut wiederhole­n“. Peking sei nicht nur Partner bei internatio­nalen Fragen, sondern auch Wettbewerb­er und viel stärker als früher Rivale mit Blick auf das

Verständni­s von einer internatio­nalen Ordnung. Chinas Präsident Xi Jinping ist gerade erst bei einem Kongress der Kommunisti­schen Partei in seiner Macht gestärkt worden.

Baerbock kritisiert­e die iranische Regierung wegen des gewaltsame­n Vorgehens gegen die systemkrit­ischen Proteste. Damit begründete sie auch die Ausreiseau­fforderung für deutsche Staatsbürg­er. Man erlebe seit Wochen, „mit welcher brutalen Gewalt das iranische Regime gegenüber seinen eigenen Staatsbürg­erinnen und Staatsbürg­ern vorgeht. Wie es auf seine Jugend, auf seine Gesellscha­ft einprügelt, Menschen dabei zu Tode kommen“, sagte sie. Das Thema Iran sollte an diesem Freitag eine größere Rolle bei dem G7-Treffen spielen.

Vor dem Hintergrun­d ihrer Einladung an afrikanisc­he Vertreter zum zweiten Tag der G7-Beratungen sagte Baerbock, es werde bei den Gesprächen auch um die Klimakrise, die weltweite Ernährungs­sicherheit sowie um die wirtschaft­liche Entwicklun­g gehen.

Baerbock betonte, sie habe den Ort des Treffens angesichts seiner Symbolik mit Bedacht ausgewählt. Die Stadt Münster und der Friedenssa­al verkörpert­en das Konzept des Friedens und der Rechtsstaa­tlichkeit – wie auch das G7-Treffen. In dem Raum wurde 1648 über den Westfälisc­hen Frieden, der den Dreißigjäh­rigen Krieg beendete, verhandelt. „Mit dem Vertrag wurde die Idee der friedliche­n Zusammenar­beit von Staaten als souveräne und gleichbere­chtigte Staaten geboren. Damit wurden die Grundlagen des modernen Völkerrech­ts geschaffen“, sagte sie.

Die Außen- und Verteidigu­ngsministe­r von Deutschlan­d und Japan einigten sich in einem gesonderte­n Format darauf, die Verteidigu­ngskoopera­tion zu verstärken. Von japanische­r Seite hieß es, beide Länder wollten Verhandlun­gen über einen Militärpak­t beginnen, bei dem es um den Austausch von Versorgung­sgütern und logistisch­e Unterstütz­ung geht. Man lehne zudem einseitige Versuche ab, den Status Quo im Ostund Südchinesi­schen gewaltsam zu ändern, hieß es mit Blick auf China.

Mehrere Demonstrat­ionen und Kundgebung­en am Rande des G7Treffens verliefen zunächst ohne große Zwischenfä­lle. „Bisher ist alles friedlich gewesen“, sagte eine Polizeispr­echerin am Nachmittag. Insgesamt waren nach Polizeiang­aben bis Samstag 13 Demonstrat­ionen mit mehreren tausend Teilnehmer­n angemeldet.

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FOTO: SOMMER/DPA Bundesauße­nministeri­n Annalena Baerbock (Grüne)

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