Saarbruecker Zeitung

G7-Staaten müssen Impuls für den Frieden senden

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Ein Krieg, eine Stadt, ein Frieden, eine Konferenz. Ob aus der Stadt des Westfälisc­hen Friedens ein Impuls für Frieden in der Ukraine gelingen kann? Es wäre schon viel, wenn die Außenminis­ter der G7 bei ihrem Treffen in Münster tatsächlic­h ein solches Signal aussenden würden, das in seiner Wirkung in Moskau ankommt und dort verstanden würde. Die G7 sind ein politisch wie wirtschaft­lich mächtiges Gremium – auch oder gerade wegen ihres informelle­n Charakters.

Außenminis­terin Annalena Baerbock nutzt das Jahr des deutschen G7-Vorsitzes mit einer zweiten Konferenz auf heimischem Boden, um die Ukraine durch einen kalten Kriegswint­er zu bringen und dem Land westliche Solidaritä­t und Unterstütz­ung zu versichern. Vor allem: Die G7Staaten stehen für Demokratie, multilater­ale Zusammenar­beit, offene Gesellscha­ft. Dagegen stehen in diesen Zeiten autoritäre Regime wie Russland und China, die mit aller (auch militärisc­her) Macht dabei sind, ihre Welt- und Großmachta­nsprüche zu untermauer­n.

Vielleicht hilft im Kreml ein

Blick in die Geschichts­bücher. Dann könnten sie nachlesen, dass auch am Ende des Dreißigjäh­rigen Krieges Verhandlun­gen standen – und schließlic­h der Westfälisc­he Frieden. Wladimir Putin kann das 29 Jahre früher haben, wenn ihm neun Monate Krieg genug wären. Vorerst aber gehen seine Attacken auf die Energiever­sorgung in zahlreiche­n ukrainisch­en Städten weiter. Er will damit gezielt die Zivilbevöl­kerung treffen, die ohne Wasser, Wärme und Strom bereits Minusgrade erdulden muss. Die Außenminis­ter der G7, darunter erstmals der Italiener Antonio Tajani als Vertreter der neuen Rechtsregi­erung in Rom, wollen der Ukraine signalisie­ren: Ihr seid nicht alleine. Schon beim ersten Außenminis­ter-Treffen unter deutschem Vorsitz im Mai in Schleswig-Holstein betonten die Chefdiplom­aten, dass die G7 fest an der Seite der Ukraine stehen und sie eine neue Grenzziehu­ng durch Russland niemals akzeptiere­n werden.

Jetzt soll Moskau wissen, dass der Westen der Ukraine Generatore­n für die Stromerzeu­gung liefert und bereit ist, das Sanktionsr­egime gegen Russland weiter zu verschärfe­n. Dass Putin erst vor wenigen Tagen das Getreideab­kommen mit der Ukraine aufkündigt­e und nun doch wieder aus ukrainisch­en Häfen Weizen für die Welt liefern will, ist Teil seines Ping-Pong-Spiels und sollte die G7 nicht beeindruck­en. Putin produziert Blendwerk, sein Außenminis­ter Sergej Lawrow ist ein profession­eller Lügner. Sie deuten sich die Dinge so zurecht, wie es in ihre Wahrheit passt.

Die G7-Außenminis­ter müssen in den Tagen von Münster auf eine Welt gucken, die sich insgesamt zum Schlechten verändert hat. Sicher ist nur, dass die Ungewisshe­iten zugenommen haben. Autokraten und Diktatoren regieren in zu vielen Ländern und unterdrück­en den Freiheitsw­illen ihrer Bürger. Neben Russland fordern China und Iran die G7 heraus. Wie am Ende ein Frieden für die Ukraine heißt, der in Münster angestoßen wurde, ist egal. Die G7 hätten in jedem Fall ihren Wert bewiesen.

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