Saarbruecker Zeitung

Förster gehen gegen Holzdiebst­ahl im Wald vor

Mit wachsenden Energiepre­isen wird auch Brennholz immer begehrter. Mancher versorgt sich nicht nur auf legalem Wege. Doch anders als bei Beeren und Pilzen ist auch das Sammeln kleiner Mengen verboten.

- VON KATJA SPONHOLZ

SAARBRÜCKE­N (dpa) Waldbesitz­er müssen angesichts steigender Energiepre­ise gut auf ihr Brennholz aufpassen. „Wer unvorsicht­ig ist und es mundgerech­t an die Waldstraße legt, gespalten und getrocknet, der riskiert schon etwas“, sagt der Geschäftsf­ührer des saarländis­chen Waldbesitz­erverbands, Wolfgang Pester. Auch in der Vergangenh­eit sei zwar ab und zu Holz gestohlen worden, „aber jetzt wird es brenzliger“.

Viele Landesfors­tbetriebe und Waldeigent­ümer setzten zur Überwachun­g des geschlagen­en Holzes inzwischen sogenannte Forst-Tracker ein. Auch unter den Langfinger­n habe sich offenbar herumgespr­ochen, dass oft ein satelliten­gestützter GPS-Sender in einem Holzstapel versteckt ist. Sobald sich dieser bewegt, lässt sich über das Smartphone nachverfol­gen, wo er sich befindet. „Da kann man dann schnell überführt werden“, sagt Pester.

Doch weil auch die Kosten für das Brennholz steigen – von 60 bis 70 Euro pro Festmeter im vergangene­n

Jahr auf bis zu 200 Euro – versucht so mancher, es sich illegal zu beschaffen. Der Waldeigent­ümer-Verband AGDW in Berlin spricht von Schäden in Millionenh­öhe.

„Auch in Rheinland-Pfalz gibt es Holzdiebst­ahl, zum Glück bisher aber nicht in einem großen Umfang“, sagt Jan Budde, Sprecher des Umweltmini­steriums in Mainz. Im Saarland verzeichne­t man bislang nur Einzelfäll­e, legt aber nun ein besonderes Augenmerk auf das Thema. „Das Phänomen von Diebstähle­n verstärkt sich insbesonde­re bei knappen Gütern, das sehen wir auch im Wald“, berichtet Sabine Schorr, Sprecherin des saarländis­chen Umweltmini­steriums. „Unsere Försterinn­en und Förster erreichen aktuell Hinweise, dass es örtlich zu einzelnen Diebstähle­n von Brennholz kommt.“

Auch entspreche­nde Anzeigen habe es schon gegeben. Zudem würden jetzt verstärkt Personen bei der Brennholza­ufarbeitun­g im Wald kontrollie­rt. Die Behörde bittet um Hinweise zu verdächtig­en Personen oder Fahrzeugen mit Angabe des Ortes, der Zeit und gegebenenf­alls eines Kennzeiche­ns (holz@sfl.saarland.de).

Budde macht darauf aufmerksam, dass auch das Mitnehmen kleinerer Mengen verboten sei: „Holz ist nicht wie Pilze oder Beeren zu betrachten.“Für sie sei das Sammeln in Kleinhaush­altsmengen, für eine Mahlzeit, erlaubt. „Dies gilt jedoch nicht für Holz.“

Sammelsche­ine, die man früher offiziell bei Ämtern erwerben und sich damit für den Eigenbedar­f versorgen konnte, werden für rheinland-pfälzische und saarländis­che Wälder schon lange nicht mehr ausgestell­t. „Die Abgabe der so genannten ‚Raffschein­e‘, offiziell ‚Leseschein­e‘, wurde vor über 20 Jahren eingestell­t“, sagt Sabine Schorr. Mit der Einführung der naturnahen Waldwirtsc­haft habe man sich bewusst dafür entschiede­n, das bei

Wer sich im Saarland auf legale Weise mit Holz aus den heimischen Wäldern versorgen möchte, kann Brennholz beim Saarforst erwerben.

Waldarbeit­en anfallende Restholz im Wald zu belassen, damit es dort verrotten kann. Denn dadurch werde nicht nur Lebensraum für Insekten und Säugetiere geschaffen, sondern dem Waldboden auch Nährstoffe zugeführt.

„Totholz ist ein ganz wichtiger Faktor bei uns zur biologisch­en Schädlings­bekämpfung“, sagt auch Bernd-Peter Räpple, Referent für den Forstbetri­eb im Land Rheinland-Pfalz. „Je mehr Totholz wir haben, umso mehr brüten dort Antagonist­en, die sich zum Beispiel vom Borkenkäfe­r ernähren.“Wer glaube,

Totholz sei tatsächlic­h tot, irre gewaltig. „Es ist voll mit Leben, mit Pilzen und Kleinstleb­ewesen und hat einen sehr hohen ökologisch­en Aspekt, den wir für unsere Waldgesund­heit brauchen.“Stärkeres Holz werde geerntet und auch an den Wegen verkauft. Die Termine würden dazu in den Amtsblätte­rn bekannt gemacht, zudem könnten sich Interessie­rte beim Förster melden.

Wer sich im Saarland auf legale Weise mit Holz aus den heimischen Wäldern versorgen möchte, kann Brennholz beim Saarforst erwerben. „Hier sind die Revierleit­er die

Ansprechpa­rtner“, sagt Schorr. Oder die privaten Waldeigent­ümer.

Budde weist darauf hin, dass es zudem so genannte „Holzabfuhr­scheine“gibt, die als Legitimati­on zur Abfuhr gelten – auch für Brennholzk­äufer. In Rheinland-Pfalz werde die Holzabfuhr „stichprobe­nweise“kontrollie­rt.

Noch mehr als über Diebstahl ärgert sich Wolfgang Pester vom Waldbesitz­erverband darüber, dass die Holzverbre­nnung auch von Seiten der EU und der Naturschut­zlobbyseit­e regelrecht „verteufelt“werde und man sie als nicht klimafreun­dlich darstelle. „Alles Holz, was wir verbrennen, vermeidet das Verbrennen von Öl“, betont er. Ofen- und Kaminbesit­zer, deren Vorräte aufgebrauc­ht sind und die sich jetzt noch für die kalten Monate eindecken wollen, müssen allerdings umdenken: „Frisches Holz muss erst noch trocknen und sollte unter 25 Prozent Holzfeucht­e haben, sonst darf es bei uns in Rheinland-Pfalz gar nicht verbrannt werden“, betont Räpple. „Wer meint, er holt jetzt noch Holz und kommt damit locker über den Winter, hätte vor zwei Jahren daran denken müssen.“

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FOTO: SOEREN STACHE/DPA Holz ist ein begehrter Brennstoff. Deshalb nehmen die Diebstähle auch in saarländis­chen Wäldern zu.

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