Baudezernent Berberich räumt Fehler ein
Der Streit um gestrichene Parkplätze an der Vorstadtstraße in Alt-Saarbrücken geht weiter. Jetzt räumt Baudezernent Berberich Fehler in der Kommunikation ein.
SAARBRÜCKEN Die Baustelle in der Keplerstraße und Vorstadtstraße im Bereich der dortigen Postfiliale hat für großen Ärger bei den betroffenen Geschäftsleuten und deren Kunden gesorgt. Es gibt heftige Anwohnerproteste, ein erfolgloses Klageverfahren vor Gericht und eine Petition. Der Grund: die Anlieger, meist Gewerbetreibende, fühlen sich übergangen und beklagen sich über den Wegfall der Parkplätze und Kundenschwund.
Jetzt hat die Stadtverwaltung auf die Berichte unserer Zeitung reagiert und zu einem Gespräch mit Baudezernent Patrick Berberich (CDU) eingeladen. Ort: sein Büro im zehnten Stock des Diskonto-Hochhauses mit beeindruckendem Blick auf die Stadt. Man hat den Eindruck, Berberich könne von hier oben alle seine Baustellen sehen, doch die Häuserschluchten sind dann doch zu tief, auch die Vorstadtstraße sieht er nicht. Aus diesem Grund sei er aber mehrfach persönlich dort gewesen und kenne die Situation. Die Klagen der Bürger seien „nachvollziehbar und verständlich“, die Baumaßnahme habe aber gute Gründe. Die müssten erläutert werden, dazu werde er jetzt persönlich die Geschäftsleute in der Vorstadtstraße besuchen.
Zu Recht sei die Kommunikation zwischen Verwaltung und Anwohnern bemängelt worden, daraus müsse man lernen. Dass das Verfahren im Stadtrat ordnungsgemäß verabschiedet worden sei, stimme zwar. Bis zum Baubeginn sei aber viel Zeit vergangen, daher hätte man auf die Menschen zugehen müssen, räumt Berberich ein. Er sehe ein, dass sich die Anlieger überrumpelt fühlten, als nach einer langen Phase des Abwartens die Baufahrzeuge gekommen seien. Inhaltlich stehe er aber hinter dem Projekt, es sei Ausfluss der „strategischen Verkehrsplanung“, steigere die Verkehrssicherheit und gebe der Verkehrswende etwas mehr Raum.
Radfahrer und Fußgänger sollen es leichter, Autos etwas schwerer haben. Berberich: „Man muss sehen, dass wir
dort erheblichen Fußgängerverkehr haben, mit einer Hochschule, mehreren weiterführenden Schulen und einer Grundschule. Auch Radverkehr entsteht dort, der noch dazu Lücken in seinen Verkehrswegen hat, die nun geschlossen werden, zum Beispiel die Anbindung an die Hohenzollernstraße. Die neue Ampel kommt dazu. Natürlich gibt es Ampeln in der Nähe, man muss aber sehen, dass den Menschen der Weg dorthin zu weit ist. Die
Leute gehen an der Kreuzung Keplerstraße über die Straße, dort schaffen wir jetzt sichere Überquerungen und regeln mit der Ampel auch die Abbiegevorgänge der Fahrzeuge.“
Besonderes Gewicht komme der Postagentur zu. Natürlich wisse man, dass eine Postfiliale ein Element der Daseinsvorsorge sei, auch wenn sie heute rein privatwirtschaftlich betrieben werde. Und man sei sich auch im Klaren, dass viele Menschen diese Post nutzten und brauchten. Aus diesem Grund habe man die neue Ladezone direkt vor der Postagentur eingerichtet. „Die ist über 17 Meter lang und so groß, wie es technisch machbar ist. Drei Autos können dort parken, und wir werden mit dem Ordnungsamt reden, dass man Parkvorgänge bis zu 15 Minuten tolerieren wird. Das dient ausdrücklich den Postkunden. Dann werden wir auch verstärkt kontrollieren, dass diese Ladezone nicht zum Dauerparken missbraucht wird“, betont der Baudezernent.
Und er fügt hinzu, es gebe nicht überall in Saarbrücken Ladezonen an den Poststellen. Heißt: Man habe die Post wahrgenommen und keinesfalls ignoriert. „Die Situation war vor der Bauphase ja auch nicht toll. Da wurde senkrecht geparkt, rangiert, Dauerparker standen den ganzen Tag da. Wir glauben, dass sich das nach Abschluss der Bauarbeiten gut einpendeln wird. Außerdem gibt die Polizei ihre Parkzonen in der Keplerstraße komplett auf, die werden ebenfalls Kurzparkzonen und rücken an die Einmündung zur Vorstadtstraße heran. Dort gibt es dann sechs weitere Parkplätze mit Parkscheinautomat“, erklärt Berberich. Er wisse allerdings, dass am anderen Ende der Keplerstraße vor der Wirtschaftsschule eine ganze Reihe Parkplätze für einen neuen Radweg wegfalle. Ende des Monats sei die Baustelle abgeschlossen.
„Wir sind uns sicher, dass wir den Standort sogar attraktiver machen. Fußgänger kommen einfacher zur Post, weil es eine Ampel gibt. Die Geschäfte können sogar Kunden gewinnen“, sagt Berberich optimistisch. An die Geschäftsleute appelliert er, dem Projekt eine Chance zu geben. Die Stadtplaner seien nicht angetreten, die Menschen zu ärgern. „Das ist uns ja nicht egal. Aus unserer Sicht haben wir den optimalen Kompromiss gefunden, um allen Interessen gerecht zu werden. Allerdings hätte vor Baubeginn ein Bürgerdialog stattfinden müssen. Den holen wir jetzt nach“, sagt der Baudezernent.
„Vor Baubeginn hätte ein Bürgerdialog stattfinden müssen. Den holen wir jetzt nach.“Patrick Berberich Baudezernent