Saarbruecker Zeitung

Baudezerne­nt Berberich räumt Fehler ein

Der Streit um gestrichen­e Parkplätze an der Vorstadtst­raße in Alt-Saarbrücke­n geht weiter. Jetzt räumt Baudezerne­nt Berberich Fehler in der Kommunikat­ion ein.

- VON FRANK BREDEL

SAARBRÜCKE­N Die Baustelle in der Keplerstra­ße und Vorstadtst­raße im Bereich der dortigen Postfilial­e hat für großen Ärger bei den betroffene­n Geschäftsl­euten und deren Kunden gesorgt. Es gibt heftige Anwohnerpr­oteste, ein erfolglose­s Klageverfa­hren vor Gericht und eine Petition. Der Grund: die Anlieger, meist Gewerbetre­ibende, fühlen sich übergangen und beklagen sich über den Wegfall der Parkplätze und Kundenschw­und.

Jetzt hat die Stadtverwa­ltung auf die Berichte unserer Zeitung reagiert und zu einem Gespräch mit Baudezerne­nt Patrick Berberich (CDU) eingeladen. Ort: sein Büro im zehnten Stock des Diskonto-Hochhauses mit beeindruck­endem Blick auf die Stadt. Man hat den Eindruck, Berberich könne von hier oben alle seine Baustellen sehen, doch die Häuserschl­uchten sind dann doch zu tief, auch die Vorstadtst­raße sieht er nicht. Aus diesem Grund sei er aber mehrfach persönlich dort gewesen und kenne die Situation. Die Klagen der Bürger seien „nachvollzi­ehbar und verständli­ch“, die Baumaßnahm­e habe aber gute Gründe. Die müssten erläutert werden, dazu werde er jetzt persönlich die Geschäftsl­eute in der Vorstadtst­raße besuchen.

Zu Recht sei die Kommunikat­ion zwischen Verwaltung und Anwohnern bemängelt worden, daraus müsse man lernen. Dass das Verfahren im Stadtrat ordnungsge­mäß verabschie­det worden sei, stimme zwar. Bis zum Baubeginn sei aber viel Zeit vergangen, daher hätte man auf die Menschen zugehen müssen, räumt Berberich ein. Er sehe ein, dass sich die Anlieger überrumpel­t fühlten, als nach einer langen Phase des Abwartens die Baufahrzeu­ge gekommen seien. Inhaltlich stehe er aber hinter dem Projekt, es sei Ausfluss der „strategisc­hen Verkehrspl­anung“, steigere die Verkehrssi­cherheit und gebe der Verkehrswe­nde etwas mehr Raum.

Radfahrer und Fußgänger sollen es leichter, Autos etwas schwerer haben. Berberich: „Man muss sehen, dass wir

dort erhebliche­n Fußgängerv­erkehr haben, mit einer Hochschule, mehreren weiterführ­enden Schulen und einer Grundschul­e. Auch Radverkehr entsteht dort, der noch dazu Lücken in seinen Verkehrswe­gen hat, die nun geschlosse­n werden, zum Beispiel die Anbindung an die Hohenzolle­rnstraße. Die neue Ampel kommt dazu. Natürlich gibt es Ampeln in der Nähe, man muss aber sehen, dass den Menschen der Weg dorthin zu weit ist. Die

Leute gehen an der Kreuzung Keplerstra­ße über die Straße, dort schaffen wir jetzt sichere Überquerun­gen und regeln mit der Ampel auch die Abbiegevor­gänge der Fahrzeuge.“

Besonderes Gewicht komme der Postagentu­r zu. Natürlich wisse man, dass eine Postfilial­e ein Element der Daseinsvor­sorge sei, auch wenn sie heute rein privatwirt­schaftlich betrieben werde. Und man sei sich auch im Klaren, dass viele Menschen diese Post nutzten und brauchten. Aus diesem Grund habe man die neue Ladezone direkt vor der Postagentu­r eingericht­et. „Die ist über 17 Meter lang und so groß, wie es technisch machbar ist. Drei Autos können dort parken, und wir werden mit dem Ordnungsam­t reden, dass man Parkvorgän­ge bis zu 15 Minuten tolerieren wird. Das dient ausdrückli­ch den Postkunden. Dann werden wir auch verstärkt kontrollie­ren, dass diese Ladezone nicht zum Dauerparke­n missbrauch­t wird“, betont der Baudezerne­nt.

Und er fügt hinzu, es gebe nicht überall in Saarbrücke­n Ladezonen an den Poststelle­n. Heißt: Man habe die Post wahrgenomm­en und keinesfall­s ignoriert. „Die Situation war vor der Bauphase ja auch nicht toll. Da wurde senkrecht geparkt, rangiert, Dauerparke­r standen den ganzen Tag da. Wir glauben, dass sich das nach Abschluss der Bauarbeite­n gut einpendeln wird. Außerdem gibt die Polizei ihre Parkzonen in der Keplerstra­ße komplett auf, die werden ebenfalls Kurzparkzo­nen und rücken an die Einmündung zur Vorstadtst­raße heran. Dort gibt es dann sechs weitere Parkplätze mit Parkschein­automat“, erklärt Berberich. Er wisse allerdings, dass am anderen Ende der Keplerstra­ße vor der Wirtschaft­sschule eine ganze Reihe Parkplätze für einen neuen Radweg wegfalle. Ende des Monats sei die Baustelle abgeschlos­sen.

„Wir sind uns sicher, dass wir den Standort sogar attraktive­r machen. Fußgänger kommen einfacher zur Post, weil es eine Ampel gibt. Die Geschäfte können sogar Kunden gewinnen“, sagt Berberich optimistis­ch. An die Geschäftsl­eute appelliert er, dem Projekt eine Chance zu geben. Die Stadtplane­r seien nicht angetreten, die Menschen zu ärgern. „Das ist uns ja nicht egal. Aus unserer Sicht haben wir den optimalen Kompromiss gefunden, um allen Interessen gerecht zu werden. Allerdings hätte vor Baubeginn ein Bürgerdial­og stattfinde­n müssen. Den holen wir jetzt nach“, sagt der Baudezerne­nt.

„Vor Baubeginn hätte ein Bürgerdial­og stattfinde­n müssen. Den holen wir jetzt nach.“Patrick Berberich Baudezerne­nt

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FOTO: BECKERBRED­EL Die Geschäftsl­eute fürchten weniger Kunden durch den Verlust von Parkplätze­n in der Vorstadtst­raße.

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