Erst die Noten, dann das Alphabet
Die Geschwister Amélie, Aurelia und Elias, die mit ihren Instrumenten schon einige Preise erringen konnten, machten ihre ersten musikalischen Erfahrungen an der Musikschule Püttlingen, der sie bis heute treu sind.
„Dann übt man trotzdem.“Elias Kalla auf die Frage, was man macht, wenn man mal keine Lust zum Üben hat.
PÜTTLINGEN/SAARBRÜCKEN Musiknoten konnten sie noch vor Buchstaben lesen. Schon als kleine Kinder besuchten die Geschwister Elias (15), Amélie (14) und Aurelia (12) Kalla die Frühförderung der Musikschule Püttlingen, beim Blockflötenspiel lernten sie die Noten kennen.
Andere Instrumente wurden ebenfalls vorgestellt. „Mir hat Klavier sehr gut gefallen“, erzählt Elias. Schon nach den ersten Versuchen an den Tasten stand für den damals Fünfjährigen fest: „Das ist mein Instrument.“Mit elf Jahren lernte er dann noch Bratsche.
Amélie entschied sich mit vier Jahren für die Geige. Im selben Alter begann Aurelia mit dem Violoncello. Eigentlich war sie noch zu klein für das Instrument. Aber eine Sonderanfertigung ermöglichte es ihr, doch mit dem Instrument loszulegen: An einer Bratsche wurde ein Stachel angebracht, so konnte das Mädchen das Instrument wie ein Cello spielen.
Bis heute sind die musikbegeisterten Geschwister am Ball und auch der Musikschule Püttlingen treu geblieben. Sie überzeugen nicht nur im Solospiel, sondern harmonieren auch als Trio. „Dabei muss man sich gegenseitig gut zuhören“, erklärt
Mutter Yvonne Kalla, „und immer wachsam sein.“Das ist nicht einfach. Das gemeinsame Spiel hat aber auch einen Vorteil: Mit mehreren Musikern, erläutert Elias, fühle man sich auf der Bühne sicherer. Immer wieder heimsen die Geschwister Preise ein. Zuletzt waren sie im Juni beim Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“in Oldenburg erfolgreich: In der Kategorie Klavier-Kammermusik gewannen Elias, Amélie und Aurelia in ihrer Altersgruppe einen 3. Preis.
Das musikalische Talent wurde ihnen in die Wiege gelegt. Ihre Mutter
unterrichtet Violine, und ihr Urgroßvater war erster Leiter der Musikschule Püttlingen.
Zuhause in Saarbrücken übt jeder mit seinem Instrument im eigenen Kinderzimmer. Zum gemeinsamen Spiel treffen sie sich im Klavierzimmer. Los geht es schon am frühen Morgen. Nach dem Frühstück und dem Zähneputzen wird etwa 40 Minuten musiziert. Gegen 7.40 Uhr laufen die Kinder dann zur Schule, bis zum Gymnasium am Schloss ist es nicht weit. Elias besucht dort die zehnte Klasse. Ihm fällt es nicht immer leicht, Musik und Schule unter
einen Hut zu bringen. „Manchmal ist es stressig“, verrät der Junge. Die Geschwister haben in der Freizeit aber nicht nur ihre Instrumente im Kopf: Alle machen Leichtathletik beim ATSV Saarbrücken.
Und wenn jemand mal keine Lust hat, mit seinem Instrument zu üben? „Dann übt man trotzdem“, versichert Elias. Wenn auch vielleicht nicht so intensiv wie an den anderen Tagen. Die begabten Nachwuchsmusiker wissen: Talent allein genügt auch guten Musikern nicht. Nur wer regelmäßig übt, verbessert sein Spiel. Einmal in der Woche steht
auch noch Unterricht mit Lehrern der Musikschule Püttlingen auf dem Programm. Die beiden ältesten Geschwister spielen im Jugendsinfonieorchester des Saarlandes. Profimusiker möchte aktuell allerdings keiner werden. Die Berufsaussichten wären auch schwierig. „Im Orchester einen Platz zu bekommen, ist nahezu unmöglich“, weiß Mutter Yvonne Kalla. Übrigens: Elias, Amélie und Aurelia musizieren nicht jeden Tag. Wenn die Familie Urlaub macht, bleiben die Instrumente zuhause.