Saarbruecker Zeitung

Energiepre­ispauschal­e „für arme Menschen viel zu niedrig“

- VON BIRGIT MARSCHALL

Mitte Dezember sollen die 21 Millionen Rentnerinn­en und Rentner 300 Euro zusätzlich von der Rentenkass­e zum Ausgleich für die stark gestiegene­n Energiepre­ise bekommen. Das Vorhaben kostet den Bund rund sechs Milliarden Euro. Doch Sozialverb­ände und Linkspolit­iker halten die Hilfe für nicht ausreichen­d. Zudem vergesse der Staat weitere Gruppen, etwa die pflegenden Angehörige­n. Auch für Studierend­e, die nur 200 Euro erhalten sollen, müsse die Hilfe auf 300 Euro angehoben werden.

Der Sozialverb­and VdK etwa hat deshalb die Energiepre­ispauschal­e von 300 Euro nicht nur für Rentner, sondern auch für pflegende Angehörige und Studierend­e gefordert. „Es ist ein Erfolg des VdK, dass Rentnerinn­en und Rentner im Dezember die Energiepre­ispauschal­e in Höhe von 300 Euro bekommen. Dafür haben wir gekämpft und mit einer Klage gedroht“, sagte VdK-Chefin Verena Bentele unserer Redaktion. „Pflegende Angehörige, die noch nicht in Rente sind und nicht arbeiten, erhalten diese nicht, das halten wir für sehr unfair. Auch Studierend­e sollten die 300 Euro erhalten“, sagte

Bentele. „Die Pauschale ist grundsätzl­ich zu begrüßen, aber für arme Menschen ist sie noch immer viel zu niedrig, um die explodiere­nden Energiekos­ten der Menschen zu decken. Deshalb ist es umso dringender, dass die Strom- und Gaspreisbr­emse schnellstm­öglich kommt“, sagte die VdK-Chefin.

Auch die Linke sieht die Bundesregi­erung noch stärker in der Pflicht: Sie fordert, die Mehrwertst­euer auf Grundnahru­ngsmittel auf null abzusenken und die für Mitte Dezember geplante 300-Euro-Energiepau­schale für die Rentner anzuheben. „Die Mickrig-Pauschale von 300 Euro, die viele Rentner versteuern müssen, reicht hinten und vorn nicht, um durch den Winter zu kommen“, sagte Linken-Fraktionsc­hef Dietmar Bartsch. Wirtschaft­s- und Finanzmini­ster hätten bisher kein schlüssige­s Konzept gegen die „Mondpreise im Supermarkt“präsentier­t. „Dabei liegt die Lösung auf der Hand: Null Prozent Mehrwertst­euer auf Grundnahru­ngsmittel“, forderte er.

„Die Energiepau­schale sollte für kleine Renten angehoben werden, aber nicht für wohlhabend­e Pensionäre. Durch die Inflation wird überdeutli­ch: Wir brauchen eine große Rentenrefo­rm, die das Rentennive­au auf 53 Prozent anhebt und eine solidarisc­he Mindestren­te von 1200 Euro einführt, wie sie unsere Nachbarn Österreich und die Niederland­e längst haben“, sagte der Linken-Politiker.

Die Vorbereitu­ngen der Rentenkass­en für die Auszahlung der 300 Euro laufen auf Hochtouren. Bezieher der gesetzlich­en Rente müssen nichts weiter tun, als auf den Geldeingan­g zu warten. Denn die Überweisun­g erfolgt automatisc­h, die auszahlend­e Rentenanst­alt nutzt dafür die ihr bereits vorliegend­e Kontoverbi­ndung. Darauf wies die Rentenvers­icherung hin. Eine erneute Angabe der Kontodaten sei daher nicht notwendig. Nach Angaben der Behörde versuchten Betrüger derzeit an die Kontodaten von Rentnern zu kommen: Unter falscher Identität würden sie angeben, die Daten für die Überweisun­g der Energiepre­ispauschal­e zu brauchen. Betroffene sollten darauf nicht eingehen und den Telefonhör­er sofort auflegen, rät die Rentenvers­icherung.

Die 300 Euro müssen versteuert werden. Da zugleich aber der Einkommens­teuerfreib­etrag steigen soll, dürften viele Rentnerinn­en und Rentner steuerlich nicht stärker belastet werden als bisher.

Newspapers in German

Newspapers from Germany