Saarbruecker Zeitung

Bildung als Garant für die innere Sicherheit

Heute vor 70 Jahren wurde in Bonn die Bundeszent­rale für politische Bildung gegründet. Seitdem war sie ein Wegbegleit­er für viele Generation­en.

- VON NICOLA TRENZ

(kna) Die Bundesrepu­blik Deutschlan­d war gerade einmal drei Jahre alt, als 1952 eine staatliche Einrichtun­g gegründet wurde, die auf besondere Weise die junge Demokratie stärken und totalitäre­n Bestrebung­en entgegenwi­rken sollte. Ihr Mittel: überpartei­liche und überkonfes­sionelle politische Bildung. Nun feiert die Bundeszent­rale für politische Bildung (BpB) ihr 70. Jubiläum. Rund 300 Mitarbeite­r sind heute in Bonn, Berlin und Gera dafür zuständig, das Verständni­s für politische Debatten zu fördern, politische Beteiligun­g zu stärken und die Demokratie zu festigen.

Bemerkensw­ert: Die Bundeszent­rale zählt nicht etwa zur Bildungsod­er Kulturpoli­tik, sondern ist eine dem Innenminis­terium zugeordnet­e Bundesbehö­rde. Sie steht damit in einer Reihe mit der Bundespoli­zei, dem Bundeskrim­inalamt oder dem Verfassung­sschutz. Das zeigt: Politische Bildung dient dem Schutz des Staates. Der demokratis­che Staat will also laut BpB-Leitbild dazu beitragen, „die Menschen in der Bundesrepu­blik zu motivieren und zu befähigen, mündig, kritisch und aktiv am politische­n Leben teilzunehm­en“. Nach Jahren sinkender Haushaltsm­ittel wurde die politische Bildung in den vergangene­n Jahren gestärkt.

Die Alliierten forderten nach dem Zweiten Weltkrieg eine Umerziehun­g der deutschen Gesellscha­ft hin zur Demokratie. Politische Bildung sollte ein Fortbesteh­en der NS-Ideologie verhindern. Allerdings war die Gründung der „Bundeszent­rale für Heimatdien­st“, wie sie in den Anfängen hieß, umstritten. Bereits in der Weimarer Republik hatte es eine „Reichszent­rale für Heimatdien­st“gegeben, die überpartei­lich und sachlich über politische Fragen aufklären sollte. Sie war 1933 von den Nationalso­zialisten aufgelöst worden.

Als „ineffizien­t“und „Regierungs­propaganda“bezeichnet­e das Bundesinne­nministeri­um diese alte Reichszent­rale im Jahr 1950. Schließlic­h setzte sich Bundeskanz­ler Konrad Adenauer (CDU) über diese Vorbehalte hinweg: Am 25. November 1952 wurde die Bundeszent­rale gegründet.

Heute tut sie viel dafür, nicht die gleiche Kritik wie die Vorgängere­inrichtung zu ernten. Die BpB fördert Bildungstr­äger im ganzen Land. Bürger erreicht sie über verschiede­ne Kanäle mit Multimedia-Angeboten, Publikatio­nen und Veranstalt­ungen: Im Angebot „HanisauLan­d“erklären ein Hase, ein Nilpferd und eine Wildsau den Jüngsten, wie die Demokratie funktionie­rt. In Zusammenar­beit mit bekannten YouTubern erfolgt Extremismu­spräventio­n in der Lebenswelt Jugendlich­er, während Studienrei­sen Journalist­en und Multiplika­torinnen informiere­n. Lehrkräfte­n werden Unterricht­smateriali­en angeboten.

Vorbei also die Zeiten, in denen die Bundeszent­rale im Schulallta­g ausschließ­lich in Form eines schwarzen Hefts auftauchte: Mit wenig ästhetisch­em, dunklem Cover ergänzten die monothemat­ischen „Informatio­nen zur politische­n Bildung“zahlreiche Geschichts- und Politikstu­nden. Im Gründungsj­ahr 1952 erschien das erste Heft zum Thema „Die Einnahmen der Bundesrepu­blik und wie sie verwendet werden“. Die aktuellste Ausgabe, Nummer 352, trägt den Titel „Der Weg zur Einheit“.

Das wohl beliebtest­e Angebot der Bundeszent­rale ist der „WahlO-Mat“. Zur Bundestags­wahl 2021 nutzten ihn nach BpB-Angaben 21,3 Millionen Menschen. Wähler können hierbei digital zu zahlreiche­n Thesen ihre eigene Haltung mit den Standpunkt­en der Parteien vergleiche­n. Passend also, dass zur BpB-Geburtstag­sfeier für alle Bürger am heutigen Freitag im alten Bonner Bundestag auch eine Wahl-O-Mat-Quizshow geplant ist.

Newspapers in German

Newspapers from Germany