Bildung als Garant für die innere Sicherheit
Heute vor 70 Jahren wurde in Bonn die Bundeszentrale für politische Bildung gegründet. Seitdem war sie ein Wegbegleiter für viele Generationen.
(kna) Die Bundesrepublik Deutschland war gerade einmal drei Jahre alt, als 1952 eine staatliche Einrichtung gegründet wurde, die auf besondere Weise die junge Demokratie stärken und totalitären Bestrebungen entgegenwirken sollte. Ihr Mittel: überparteiliche und überkonfessionelle politische Bildung. Nun feiert die Bundeszentrale für politische Bildung (BpB) ihr 70. Jubiläum. Rund 300 Mitarbeiter sind heute in Bonn, Berlin und Gera dafür zuständig, das Verständnis für politische Debatten zu fördern, politische Beteiligung zu stärken und die Demokratie zu festigen.
Bemerkenswert: Die Bundeszentrale zählt nicht etwa zur Bildungsoder Kulturpolitik, sondern ist eine dem Innenministerium zugeordnete Bundesbehörde. Sie steht damit in einer Reihe mit der Bundespolizei, dem Bundeskriminalamt oder dem Verfassungsschutz. Das zeigt: Politische Bildung dient dem Schutz des Staates. Der demokratische Staat will also laut BpB-Leitbild dazu beitragen, „die Menschen in der Bundesrepublik zu motivieren und zu befähigen, mündig, kritisch und aktiv am politischen Leben teilzunehmen“. Nach Jahren sinkender Haushaltsmittel wurde die politische Bildung in den vergangenen Jahren gestärkt.
Die Alliierten forderten nach dem Zweiten Weltkrieg eine Umerziehung der deutschen Gesellschaft hin zur Demokratie. Politische Bildung sollte ein Fortbestehen der NS-Ideologie verhindern. Allerdings war die Gründung der „Bundeszentrale für Heimatdienst“, wie sie in den Anfängen hieß, umstritten. Bereits in der Weimarer Republik hatte es eine „Reichszentrale für Heimatdienst“gegeben, die überparteilich und sachlich über politische Fragen aufklären sollte. Sie war 1933 von den Nationalsozialisten aufgelöst worden.
Als „ineffizient“und „Regierungspropaganda“bezeichnete das Bundesinnenministerium diese alte Reichszentrale im Jahr 1950. Schließlich setzte sich Bundeskanzler Konrad Adenauer (CDU) über diese Vorbehalte hinweg: Am 25. November 1952 wurde die Bundeszentrale gegründet.
Heute tut sie viel dafür, nicht die gleiche Kritik wie die Vorgängereinrichtung zu ernten. Die BpB fördert Bildungsträger im ganzen Land. Bürger erreicht sie über verschiedene Kanäle mit Multimedia-Angeboten, Publikationen und Veranstaltungen: Im Angebot „HanisauLand“erklären ein Hase, ein Nilpferd und eine Wildsau den Jüngsten, wie die Demokratie funktioniert. In Zusammenarbeit mit bekannten YouTubern erfolgt Extremismusprävention in der Lebenswelt Jugendlicher, während Studienreisen Journalisten und Multiplikatorinnen informieren. Lehrkräften werden Unterrichtsmaterialien angeboten.
Vorbei also die Zeiten, in denen die Bundeszentrale im Schulalltag ausschließlich in Form eines schwarzen Hefts auftauchte: Mit wenig ästhetischem, dunklem Cover ergänzten die monothematischen „Informationen zur politischen Bildung“zahlreiche Geschichts- und Politikstunden. Im Gründungsjahr 1952 erschien das erste Heft zum Thema „Die Einnahmen der Bundesrepublik und wie sie verwendet werden“. Die aktuellste Ausgabe, Nummer 352, trägt den Titel „Der Weg zur Einheit“.
Das wohl beliebteste Angebot der Bundeszentrale ist der „WahlO-Mat“. Zur Bundestagswahl 2021 nutzten ihn nach BpB-Angaben 21,3 Millionen Menschen. Wähler können hierbei digital zu zahlreichen Thesen ihre eigene Haltung mit den Standpunkten der Parteien vergleichen. Passend also, dass zur BpB-Geburtstagsfeier für alle Bürger am heutigen Freitag im alten Bonner Bundestag auch eine Wahl-O-Mat-Quizshow geplant ist.