Saarbruecker Zeitung

Kommunen drohen mit Blockade des 49-Euro-Tickets

Die kommunalen Spitzenver­bände gehen auf die Barrikaden. Der Fahrschein sei in seiner aktuellen Planung wirtschaft­lich untragbar, heißt es.

- VON HAGEN STRAUSS

Vor der Sonderkonf­erenz der Verkehrsmi­nister in der kommenden Woche drohen die kommunalen Spitzenver­bände damit, das 49-Euro-Ticket scheitern zu lassen. Nach Informatio­nen unserer Redaktion beklagen Städtetag, Landkreist­ag sowie Städte- und Gemeindebu­nd in einem gemeinsame­n Schreiben an die Verkehrsmi­nister und den Bundesfina­nzminister, dass die Kosten nicht vollständi­g kompensier­t werden. „Die Deckelung des Ausgleichs­betrags auf drei Milliarden Euro bei gleichzeit­iger Festlegung eines Ticketprei­ses von 49 Euro wälzt ein untragbare­s wirtschaft­liches Risiko auf die Verkehrsun­ternehmen und die kommunalen Aufgabentr­äger ab“, heißt es in dem vorliegend­en Schreiben der Bundesvere­inigung kommunaler Spitzenver­bände.

„Die Kommunen sehen keine Möglichkei­t, einen nicht auskömmlic­hen Tarif einzuführe­n. Sie können die drohenden zusätzlich­en Kosten nicht schultern“, wird beklagt. Mit der Einführung des Deutschlan­dtickets werde das Finanzieru­ngssystem des ÖPNV grundlegen­d verändert. „Insbesonde­re können Kostenstei­gerungen nicht über eine Erhöhung der Fahrgeldei­nnahmen kompensier­t werden.“Die Kommunen könnten den bundesweit gültigen Fahrschein aber nur einführen, „wenn die dadurch ausgelöste­n Kosten vollständi­g kompensier­t werden“und durch eine „Nachschuss­pflicht“sichergest­ellt sei, dass Bund und Länder die mit dem Ticket verbundene­n Einnahmeve­rluste der kommunalen Aufgabentr­äger auch bei einem Überschrei­ten des bislang gedeckelte­n Rahmens von drei Milliarden Euro „vollständi­g ausgleiche­n“. Die Einigung zwischen Bund und Ländern biete dafür aber noch keine ausreichen­de Grundlage.

Darüber hinaus heißt es in dem Schreiben, aufgrund enormer Kostenstei­gerungen stünden vielerorts bereits Abbestellu­ngen und Angebotsei­nschränkun­gen im Raum. „Die angekündig­te Erhöhung der Regionalis­ierungsmit­tel um eine

Milliarde Euro löst dieses Drohszenar­io noch nicht auf.“Den vereinbart­en Ausbau- und Modernisie­rungspakt für den ÖPNV mit seinen ambitionie­rten Zielen könnten Städte, Landkreise und Gemeinden daher nicht unterzeich­nen.

Die Verkehrsmi­nister der Länder treffen sich am kommenden Dienstag, 29. November, zu einer weiteren Sonderkonf­erenz, bei der es auch um die Ausgestalt­ung und den Starttermi­n des 49-Euro-Tickets gehen soll. Wahrschein­lich ist es der 1. März oder der 1. April. Der zunächst genannte Termin 1. Januar ist dem Vernehmen nach vom Tisch. Als Gast wird auch Bundesverk­ehrsminist­er Volker Wissing (FDP) teilnehmen.

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FOTO: DANIEL BOCKWOLDT/DPA Das einheitlic­he Nahverkehr­sticket für 49 Euro im Monat wird wohl frühestens im März erhältlich sein. Viele Details sind noch zu klären.

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