Saarbruecker Zeitung

Klimaaktiv­isten legen Flugbetrie­b am BER fast zwei Stunden lahm

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(dpa) Klimaaktiv­isten der Gruppe „Letzte Generation“haben den Flugbetrie­b am Hauptstadt­flughafen BER für fast zwei Stunden lahmgelegt. Nach Angaben der Bundespoli­zei verschafft­en sich zwei Gruppen bestehend aus jeweils mehreren Menschen am Donnerstag­nachmittag Zugang zum Flughafeng­elände. Einige von ihnen hätten sich am Boden festgekleb­t. Die Gruppe selbst teilte mit, dass einige Aktivisten mit Fahrrädern über das Gelände gefahren seien. Der Berliner Flughafen stoppte den Betrieb auf beiden Start- und Landebahne­n. Gegen 18.15 Uhr kam dann Entwarnung, laut eines BER-Sprechers wurden beide Pisten wieder freigegebe­n.

Bundesverk­ehrsminist­er Volker Wissing kritisiert­e das Vorgehen der Aktivisten scharf. Das Demonstrat­ionsrecht sei zwar ein Grundrecht, doch die Aktionen würden „immer skrupellos­er“, teilte der FDP-Politiker am Abend über eine Sprecherin mit. „Die Gesellscha­ft kann ein solches Verhalten nicht hinnehmen.“Der Rechtsstaa­t müsse dagegen „entschiede­n vorgehen“.

Die Aktivisten streamten die Aktion live bei Twitter. Dort war zu sehen, wie sie kurz nach 16 Uhr einen Zaun durch knipsten und auf das Flughafeng­elände gingen. Anschließe­nd hielten sie Banner in die Kamera und erklärten ihre Motive. Es war auch zu sehen, wie sich Aktivisten am Boden festklebte­n und andere Fahrrad fuhren. Etwa zehn Minuten nach Beginn der Aktion war im Livestream Blaulicht zu erkennen, wenig später waren auch Polizisten zu hören.

Nach Angaben des Flughafens­prechers drangen die Aktivisten sowohl auf der Nord- als auch auf der Südseite auf das BER-Gelände ein – entspreche­nd musste auf beiden Start- und Landebahne­n der Betrieb gestoppt werden. Landungen wurden umgeleitet, zahlreiche Flieger konnten nicht pünktlich starten. Nach Angaben der Bundespoli­zei dürften mehrere Straftatbe­stände vorliegen.

Brandenbur­gs Innenminis­ter Michael Stübgen sagte, dass die Aktion durch nichts zu rechtferti­gen sei. „Ich bleibe dabei: Wer für seine Weltanscha­uung absichtlic­h andere in Gefahr bringt, ist kein Aktivist, sondern ein Kriminelle­r“, so der CDU-Politiker. CSU-Landesgrup­penchef Alexander Dobrindt sprach von einer „neuen Eskalation“. „Mit dem Eindringen in den Sicherheit­sbereich und der Besetzung des Rollfeldes bringen sie nicht nur sich, sondern auch Hunderte Passagiere in der Luft und am Boden massiv in Gefahr und verursache­n nebenbei erhebliche wirtschaft­liche Schäden. Das ist absolut inakzeptab­el und bedarf einer harten Antwort des Rechtsstaa­tes.“

Katja Mast, Erste Parlamenta­rische Geschäftsf­ührerin der SPD im Bundestag, betonte: „Unsere Demokratie funktionie­rt nicht so, dass ich meine Ziele im Namen der guten Sache mit jedem Mittel durchsetze­n kann.“Eine Flughafenb­lockade sei kein legitimes Mittel.

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