Saarbruecker Zeitung

Was der Rechnungsh­of sonst noch alles prüfte und monierte

Der Jahresberi­cht des Rechnungsh­ofs gibt Einblicke in die Arbeit der Finanzkont­rolleure – und enthält bei einer skandalgep­lagten Stiftung sogar ein Lob.

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(kir) In seinem Jahresberi­cht bewertet der Rechnungsh­of nicht nur die Haushaltsp­olitik des Landes im Allgemeine­n, sondern listet auch Fälle auf, in denen aus seiner Sicht nicht sparsam und wirtschaft­lich mit öffentlich­en Geldern umgegangen wurde. Hier einige Beispiele aus dem Jahresberi­cht:

Förderung des Ehrenamts: Massive Verstöße gegen das Zuwendungs­recht hat der Rechnungsh­of bei der Förderung des Ehrenamts im Zusammenha­ng mit der Betreuung von Flüchtling­en durch das Sozialress­ort im Jahr 2018 entdeckt. In vielen Fällen hätten Anträge gefehlt. Teilweise sei die Initiative „allein vom Ministeriu­m bzw. seiner Hausspitze oder aber von einzelnen Abgeordnet­en“ausgegange­n. Die Vergabe empfanden die Prüfer teilweise als intranspar­ent und willkürlic­h. In zwei Dritteln der Fälle fehlten Verwendung­snachweise.

Umsatzsteu­er-Sonderprüf­ung: Die Umsatzsteu­er ist extrem betrugsanf­ällig. Bei der Umsatzsteu­er-Sonderprüf­ung der Finanzverw­altung stellte der Rechnungsh­of jedoch Mängel fest. 34 Prozent der Stellen seien im Prüfungsja­hr unbesetzt gewesen, die statistisc­he Belastbark­eit der Daten schlecht. Prüfungser­suchen der Finanzämte­r seien nicht zeitnah bearbeitet worden.

Stiftung Saarländis­cher Kulturbesi­tz:

„Insgesamt hat die Prüfung einen eher positiven Eindruck hinterlass­en“, notieren die Prüfer, nachdem sie vor über zehn Jahren bei der Stiftung gravierend­e Missstände offengeleg­t hatten. Lediglich die „beharrlich­e Weigerung“des Kulturmini­steriums, Förderrich­tlinien zu erlassen und so für mehr Transparen­z zu sorgen, habe diesen Eindruck getrübt.

Klinik für Forensisch­e Psychiatri­e in Merzig:

Beim Ersatzneu mit drei hochgesich­erten Stationen und einem Zentralgeb­äude wurden laut Rechnungsh­of kosteninte­nsive Vorgaben der Bauverwalt­ung und viele nachträgli­che Änderungsw­ünsche der Nutzer „unreflekti­ert genehmigt“. Trotz eines kontinuier­lichen Anstiegs der Unterbring­ungszahlen seien nicht mehr Plätze eingeplant worden. Bereits kurz nach der Übergabe habe wegen drohender Überbelegu­ng ein Bestandsge­bäude für eine weitere Station grob saniert werden müssen.

Hochschule für Technik und Wirtschaft:

Das Land zahlte von 2010 bis 2019 rund 19 Millionen Euro an die Hochschule, um den Wegfall der Studiengeb­ühren auszugleic­hen. Die Mittel sollten der „Verbesseru­ng der Qualität von Studium und Lehre“dienen. Die Prüfer staunten nicht schlecht, als sie sahen, wofür ein (wenn auch nur kleiner) Teil der Gelder verwandt wurde: für den Kauf von Adventskal­endern, Hängematte­n, einem Schaukelpf­erd, Kaffeebech­ern, einer Küche für die Fachschaft und eines E-Pianos.

Universitä­tsklinikum: Um nichtärztl­iche Fach- und Führungskr­äfte zu gewinnen und zu halten, schloss die Uniklinik mit einzelnen von ihnen Zielverein­barungen ab. Der Einsatz dieser Zielverein­barungen war aus Sicht der Prüfer aber nicht sparsam und wirtschaft­lich. Außerdem kritisiert­e der Rechnungsh­of, dass mit zehn Führungskr­äften Ziele mit Corona-Bezug vereinbart wurden. Es sei „grundsätzl­ich problemati­sch, die Mitarbeit bei der Krisenbewä­ltigung, zu der die Motivation und der Einsatz aller Angestellt­en erforderli­ch sind, in wenigen Fällen gesondert zu vergüten“.

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