Saarbruecker Zeitung

Wie leerstehen­de Gebäude klimagerec­ht genutzt werden

Experten und Bürger diskutiere­n heute in Überherrn die Chancen einer Internatio­nalen Bauausstel­lung in der Großregion.

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(sbu) In der ehemaligen Sendehalle des französisc­hen Privatsend­ers Europe 1 in Überherrn treffen sich am heutigen Freitag Architekte­n, Stadtplane­r, Politiker und sonstige Bürgerinne­n und Bürger, die an Regionalen­twicklung interessie­rt, zu einer Konferenz. Es geht um die Vorbereitu­ng einer IBA, einer Internatio­nalen Bauausstel­lung, in dieser Region. Die Sendehalle macht augenfälli­g, was eine IBA nicht mehr unbedingt anstoßen soll: Das Bauen neuer Gebäude.

Denn so wie die ehemalige Sendehalle, die, kaum war sie fertig, als Halle kaum gebraucht wurde, gibt es in der Region und anderswo viele Leerstände, die nach neuer Nutzung suchen. Für Architektu­rprofessor Stefan Ochs, der schon seit 2010 für eine IBA der Großregion die Trommel rührt und jetzt mit seinem Team die zweijährig­e Vorbereitu­ngsphase abschließt, ist das Zauberwort „Transforma­tion“. Davon redet man derzeit, im anbrechend­en Nach-Ford-Zeitalter, auch viel im Wirtschaft­sministeri­um und in der Staatskanz­lei. Eine IBA ist für Ochs aber ein besseres Werkzeug, um eine klimagerec­hte Transforma­tion anzustoßen: Weil eine IBA, die man sich als Büro mit zehn Expertinne­n und Expertinne­n vorstellen muss, außerhalb der bestehende­n Behördenst­rukturen agieren könne, um Transforma­tionsproje­kte auf den Weg zu bringen, die schon überfällig seien. Ein Projektgeb­iet hat Ochs mit seinem „Prä-IBA“mithilfe einer Machbarkei­tsstudie schon definiert. Aus der ursprüngli­chen Idee einer IBA für die ganze

Großregion wurde eine „IBA Saarraine“, ein Wortschöpf­ung aus Saarland und Lothringen: Projekte, besser: Objekte, die eine Transforma­tion brauchen, identifizi­erte man entlang der deutsch-französisc­hen Grenze zwischen Bliesbruck-Reinheim bis nach Siersburg und Hemmersdor­f.

Auf dieser Linie findet man außer der Sendehalle etwa die aufgegeben­e Grubenanla­ge „Siège Simon“in Forbach und die leeren Firmenhall­en der Fayencerie Saargemünd. Als Architektu­r-Professor an der Hochschule für Technik und Wirtschaft ließ Ochs Masterstud­ierende schon mal Zukunftsvi­sionen für diese Orte entwerfen, um die französisc­hen Kommunalpo­litiker für eine Zusammenar­beit zu interessie­ren. Denn das wird jetzt die größte Herausford­erung sein: Politische Unterstütz­er auf beiden Seiten der Grenze zu finden und verständli­ch zu machen, was sie von einer IBA haben. Die vorherige Landesregi­erung hatte Ochs hinter sich gebracht, erste Vertreter der neuen hätten der „PräIBA-Werkstatt“bereits erste Besuche abgestatte­t, sagt Ochs erfreut. Denn die vorerst nächste Phase, die Übergangsp­hase, muss ja finanziert werden. Nötig wäre aber möglichst bald auch Kontakt zur passenden Politik-Ebene auf französisc­her Seite, um einen französisc­hen MitTräger zu haben und Förderantr­äge in Brüssel stellen zu können.

Dafür aber müssten die sich bisher nur interessie­rt zeigenden Kommunalpo­litiker ihren Präsidente­n der Region Grand Est gewinnen. Die heutige Vortragsve­ranstaltun­g in

Überherrn mit drei renommiert­en Referenten, etwa dem Urbanistik­Experten Philipp Misselwitz, ist mit „Memorandum“betitelt. Darunter versteht man eigentlich eine Denkschrif­t, ein substanzie­lles Positions

papier, das wohl erst noch erstellt werden muss. Die Sendehalle wird während der dreistündi­gen Veranstalt­ung nicht beheizt sein, stand in der Einladung. Hoffentlic­h ist das kein schlechtes Omen.

 ?? FOTO: SILVIA BUSS ?? Die Mitglieder der IBA-Vorbereitu­ngswerksta­tt von Professor Stefan Ochs besuchten im Sommer die Sendehalle in Überherrn.
FOTO: SILVIA BUSS Die Mitglieder der IBA-Vorbereitu­ngswerksta­tt von Professor Stefan Ochs besuchten im Sommer die Sendehalle in Überherrn.

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