Wo Saarbrücken 2023 Radwege ausbauen will
Die Landeshauptstadt will für Fahrradfahrer attraktiver und sicherer werden. Die Pläne für die nächsten beiden Jahre sollen die Lücken des Radnetzes weiter schließen. Das hat auch Auswirkungen auf die Autofahrer in der Stadt.
Eine Stadt voller Fahrradfahrer, in der sich die Autofahrer nicht ausgeschlossen fühlen – das ist die Vision von Oberbürgermeister Uwe Conradt (CDU) für Saarbrücken. Die Landeshauptstadt will in den nächsten Jahren fahrradfreundlicher und -sicherer werden. Geht es nach Conradt, sollen vor allem die Menschen, die in Saarbrücken leben, stärker auf den Drahtesel umsatteln.
„Ich sehe autofreie Bereiche in der City als Bereicherung. Das macht die Stadt für alle attraktiver“, sagt der OB am Donnerstag bei der Vorstellung des Radberichts. Keine Frage, würden dafür Stellplätze für Autos teils wegfallen müssen. Dennoch gäbe es ausreichend Parkmöglichkeiten. Einen kompletten Ausschluss der Autos aus dem Bezirk Mitte hält der OB jedoch nicht für zielführend. Dagegen spreche die direkte Anbindung der Innenstadt an die Stadtautobahn. Insgesamt strebe er ein „nutzungsfreundliches Miteinander“auf den Straßen an.
Um dieses Miteinander vor allem für Fahrradfahrer verlockender zu machen, plant die Stadt für die nächsten beiden Jahre gezielte Ausbauten des Radwegnetzes. Eine In
vestitionssumme von 4,7 Millionen Euro ist dafür 2023 vorgesehen, es seien bereits 3,4 Millionen Fördergelder beantragt.
Eines der größeren Projekte im kommenden Jahr ist der zweite Abschnitt der Fahrradstraße in der Hohenzollernstraße in Alt-Saarbrücken. Im Frühjahr soll auf rund 750 Meter zwischen Abfahrt der Westspange und der Kreuzung Malstatter Straße die Umgestaltung folgen. Eine neue Asphaltierung sei nötig, es sollen
neue Bäume gepflanzt werden. Zudem ist geplant, die Einmündung in die Malstatter Straße zu verschmälern, um für mehr Sicherheit für Fußgänger und Radfahrer zu sorgen. Mit der Erweiterung der Fahrradstraße will die Stadt eine sichere Achse zwischen Innenstadt und der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) schaffen, auf der Radfahrer das Tempo vorgeben und nebeneinander fahren dürfen.
Eine Förderung für einen Umbau
hin zu mehr Fahrradfreundlichkeit an der Kreuzung Bleichstraße und Gerberstraße hat die Stadt Saarbrücken bereits beantragt. Geplant sei dort ein neuer Fußgängerüberweg, die Öffnung der Einbahnstraße für Fahrradfahrer für die Gegenrichtung sowie ein geschützter Radstreifen in der Bleichstraße. Denn dass an diesem Knotenpunkt derzeit viele Radfahrer illegal unterwegs seien, ist Conradt bekannt. Hier sei es nötig, durch eine neue Regelung für mehr
Sicherheit zu sorgen, auch in Hinblick auf die baldige Erweiterung der Fußgängerzone.
Nicht nur eine verbesserte Situation für Fahrradfahrer, sondern auch ein Anblick fürs Auge strebt Saarbrücken mit dem Ausbau des 1,4 Kilometer langen Radweges entlang der Metzer Straße bis zur Goldenen Bremm an. Der Rad- und Gehweg soll um 0,5 Meter verbreitert und mit größeren Grünflächen und neuen Bäumen umgeben werden. Hierfür seien bereits Fördermittel beantragt, deren Genehmigung jedoch noch ausstehe. Im Oberen Malstatt soll in den Sommerferien die Lücke des Radwegs in der Lebacher Straße geschlossen werden.
Außerdem sind in Brebach-Fechingen auf einer Länge von 1,8 Kilometer in der Provinzialstraße, der Bliesransbacher Straße und An der Kronmühle neue Schutzstreifen geplant. Die Einbahnstraße Saarbrücker Straße in Dudweiler soll im Gegenverkehr für Radfahrer geöffnet werden.
Circa drei Kilometer habe Saarbrücken in diesem Jahr an Radinfrastruktur gewonnen. Zum Beispiel in der Weimarer Straße, wo die Radstreifen auf 800 Metern derzeit noch verbreitert werden. Ähnliches gilt für die Vorstadtstraße. Dort dauern die Baumaßnahmen noch bis Ende des Jahres. Danach sollen eine Ampel und ein neuer Schutzstreifen für mehr Sicherheit beim Radfahren sorgen. Bereits fertig sind neue Radwege im unteren Abschnitt Am Kieselhumes und in der Keplerstraße Richtung Stengelstraße sowie Am Ludwigsberg. Saarbrücken leiste viel, um die Stadt für Radfahrer attraktiver zu machen, betont Conradt. Mit der Einrichtung der Fahrradzone im Nauwieser Viertel hat die Stadt in diesem Jahr den dritten Platz beim Deutschen Fahrradpreis belegt. Eigentlich sollte durch die Fahrradzone auch der Durchgangsverkehr ausbleiben. Eine Zählung des Allgemeinen Deutschem Fahrrad-Clubs Saar hat jedoch die Vermutung bestätigt, dass nicht nur Anlieger durch das Viertel fahren. Hier sieht Conradt noch verstärkt Handlungsbedarf. Die Stadt will sich dem Problem stellen und Zählanlagen aufstellen. Außerdem setze sie auf mehr polizeiliche Kontrollen.
Als „ernüchternd“bezeichnet Patrick Kratz, verkehrspolitischer Sprecher der SPD-Stadtratsfraktion, die Pläne der Stadt für den Ausbau des Radnetzes. „Während andere Städte – auch im Saarland – ambitioniert an den Ausbau der Radfahrinfrastruktur gehen, begnügt sich die Landeshauptstadt mit Klein-Klein.“
Er fordert die Stadt auf, mehr Geld für den Ausbau des Radverkehrs in die Hand zu nehmen. Sonst wird Saarbrücken aus Sicht von Kratz in puncto Fahrradfreundlichkeit von anderen Städten im Saarland überholt.