Saarbruecker Zeitung

Freie Szene wirbt um Unterstütz­ung für eigene Räume

- VON SILVIA BUSS Produktion dieser Seite: Laura Weidig Frank Kohler

Das Netzwerk Freie Szene Saar erhielt jetzt auf Einladung der Saarbrücke­r Kulturdeze­rnentin Sabine Dengel die Gelegenhei­t, sich und seine Projekte den Mitglieder­n des Kulturauss­chusses vorzustell­en. Die beiden Vorstandsf­rauen Katharina Bihler und Mirka Borchardt nutzen die Chance, um die zwei wichtigste­n Anliegen des Netzwerks zu erläutern: Die Netzwerk-Künstler möchten ein eigenes Produktion­shaus für die Freie Szene und eine hauptamtli­ch besetzte Geschäftss­telle. Beides lässt sich nur verwirklic­hen mit Unterstütz­ung der Politik und mit öffentlich­en Mitteln.

Es sei ein großes, schon lange bekanntes Problem, dass die Freie Szene über keine Räumlichke­iten verfüge, so die beiden Vorstandsv­ertreterin­nen. „Wir sind sehr gut darin zu improvisie­ren, Leerstand zu bespielen oder auch kleinere Spielstätt­en wie das TIV , das Kuba, das Pingusson-Gebäude, aber das sind alles keine Räume, über die wir frei verfügen können“, erklärte Mirka Borchardt. Das bedeute etwa, dass man von den schmalen Förderbudg­ets auch noch Mittel für die Miete von Proberäume­n abzweigen müsse.

Als noch dringliche­r aber sieht das Netzwerk, das jüngst mit „Freistil“ein großes neuntägige­s Festival auf die Beine stellte, eine Geschäftss­telle an. Als Künstler habe man weder die berufliche Kompetenz noch die Kapazitäte­n, so etwas auf profession­eller Basis zu machen. Eine genaue Aufstellun­g zeigte, wie man sich die genauen Aufgaben, die Stellen und den Finanzbeda­rf für eine Geschäftss­telle vorstellt. Mit je einer halben Stelle soll sie sich um Finanzen, Projektent­wicklung/-management und Presse- und Öffentlich­keitsarbei­t sowie mit einer ganzen um Vereinsorg­anisation kümmern. Finanzbeda­rf: zwischen 118 000 und 128 000 Euro, plus 5 400 Euro Raumkosten.

Eine solche Geschäftss­telle betrachtet das Netzwerk auch als notwendige Voraussetz­ung, um ein eigenes Produktion­shaus zu managen, wie man es wohl eher mittel- bis langfristi­g anstrebt. Ein Produktion­shaus, idealerwei­se von der Dimension der Alten Feuerwache, hält das Netzwerk für unabdingba­r, um einerseits die eigenen Stücke proben und unter profession­ellen Bedingunge­n auf einer ausreichen­d großen Bühne aufführen zu können, und sich anderersei­ts in der Großregion und bundesweit besser vernetzen zu können.

Unter den jetzigen Bedingunge­n könne man noch nicht mal freie Gruppen von auswärts einladen, dadurch werde das Saarland von bundesweit­en Entwicklun­gen abgehängt. Austausch sei unheimlich wichtig, ebenso Künstlerre­sidenzen, beides aber befruchte, betonte Katharina Bihler, die mit ihrem Liquid Penguin Ensemble bundesweit ausgezeich­net wurde.

Da ein Produktion­shaus noch nicht in Sicht ist, wirbt das Netzwerk dafür, fürs erste wenigstens einzelne Räume zur Verfügung gestellt zu bekommen. Solche Einzel-Räume könne man auch als „Teil eines modularen Produktion­shauses“betrachten, sagte Bihler.

Den Anfang hat das Netzwerk schon gemacht: Dank einer Förderung in Höhe von 100.000 Euro durch das Corona-Hilfsprogr­amm Neustart Kultur hat das Netzwerk gemeinsam eine komplette Bühnentech­nikausstat­tung angeschaff­t, die alle nutzen können, und dafür ein Lager gemietet.

Dringend gesucht werde jetzt „ein Raum mit einem Flügel“für musikalisc­he Proben und Aufführung­en. Dafür bat Bihler die Politiker um aktive Mithilfe. Die Datenbank des städtische­n Leerstands­management­s sei aus datenrecht­lichen Gründen leider nicht für die Freie Szene nutzbar, erklärte Sabine Dengel im anschließe­nden Gespräch. Sie selbst bemühe sich aber immer wieder im direkten Gespräch mit Immobilien­eignern, Räume für Kultur zu finden.

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FOTO: SILVIA BUSS Katharina Bihler (links) und Mirka Borchardt, beide Vorstandsm­itglieder des Netzwerks Freie Szene Saar, stellten dem Kulturauss­chuss ihre Anliegen vor.

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