Freie Szene wirbt um Unterstützung für eigene Räume
Das Netzwerk Freie Szene Saar erhielt jetzt auf Einladung der Saarbrücker Kulturdezernentin Sabine Dengel die Gelegenheit, sich und seine Projekte den Mitgliedern des Kulturausschusses vorzustellen. Die beiden Vorstandsfrauen Katharina Bihler und Mirka Borchardt nutzen die Chance, um die zwei wichtigsten Anliegen des Netzwerks zu erläutern: Die Netzwerk-Künstler möchten ein eigenes Produktionshaus für die Freie Szene und eine hauptamtlich besetzte Geschäftsstelle. Beides lässt sich nur verwirklichen mit Unterstützung der Politik und mit öffentlichen Mitteln.
Es sei ein großes, schon lange bekanntes Problem, dass die Freie Szene über keine Räumlichkeiten verfüge, so die beiden Vorstandsvertreterinnen. „Wir sind sehr gut darin zu improvisieren, Leerstand zu bespielen oder auch kleinere Spielstätten wie das TIV , das Kuba, das Pingusson-Gebäude, aber das sind alles keine Räume, über die wir frei verfügen können“, erklärte Mirka Borchardt. Das bedeute etwa, dass man von den schmalen Förderbudgets auch noch Mittel für die Miete von Proberäumen abzweigen müsse.
Als noch dringlicher aber sieht das Netzwerk, das jüngst mit „Freistil“ein großes neuntägiges Festival auf die Beine stellte, eine Geschäftsstelle an. Als Künstler habe man weder die berufliche Kompetenz noch die Kapazitäten, so etwas auf professioneller Basis zu machen. Eine genaue Aufstellung zeigte, wie man sich die genauen Aufgaben, die Stellen und den Finanzbedarf für eine Geschäftsstelle vorstellt. Mit je einer halben Stelle soll sie sich um Finanzen, Projektentwicklung/-management und Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie mit einer ganzen um Vereinsorganisation kümmern. Finanzbedarf: zwischen 118 000 und 128 000 Euro, plus 5 400 Euro Raumkosten.
Eine solche Geschäftsstelle betrachtet das Netzwerk auch als notwendige Voraussetzung, um ein eigenes Produktionshaus zu managen, wie man es wohl eher mittel- bis langfristig anstrebt. Ein Produktionshaus, idealerweise von der Dimension der Alten Feuerwache, hält das Netzwerk für unabdingbar, um einerseits die eigenen Stücke proben und unter professionellen Bedingungen auf einer ausreichend großen Bühne aufführen zu können, und sich andererseits in der Großregion und bundesweit besser vernetzen zu können.
Unter den jetzigen Bedingungen könne man noch nicht mal freie Gruppen von auswärts einladen, dadurch werde das Saarland von bundesweiten Entwicklungen abgehängt. Austausch sei unheimlich wichtig, ebenso Künstlerresidenzen, beides aber befruchte, betonte Katharina Bihler, die mit ihrem Liquid Penguin Ensemble bundesweit ausgezeichnet wurde.
Da ein Produktionshaus noch nicht in Sicht ist, wirbt das Netzwerk dafür, fürs erste wenigstens einzelne Räume zur Verfügung gestellt zu bekommen. Solche Einzel-Räume könne man auch als „Teil eines modularen Produktionshauses“betrachten, sagte Bihler.
Den Anfang hat das Netzwerk schon gemacht: Dank einer Förderung in Höhe von 100.000 Euro durch das Corona-Hilfsprogramm Neustart Kultur hat das Netzwerk gemeinsam eine komplette Bühnentechnikausstattung angeschafft, die alle nutzen können, und dafür ein Lager gemietet.
Dringend gesucht werde jetzt „ein Raum mit einem Flügel“für musikalische Proben und Aufführungen. Dafür bat Bihler die Politiker um aktive Mithilfe. Die Datenbank des städtischen Leerstandsmanagements sei aus datenrechtlichen Gründen leider nicht für die Freie Szene nutzbar, erklärte Sabine Dengel im anschließenden Gespräch. Sie selbst bemühe sich aber immer wieder im direkten Gespräch mit Immobilieneignern, Räume für Kultur zu finden.