Brötchen mit Käse und Kreditkarte
Durch Verpackungen landet Mikroplastik in unserem Essen. Das ist ungesund – aber geht es überhaupt anders? Nadine Schubert sagt: ja.
„Ich werde Sie nicht belehren oder bekehren, aber Sie werden nie wieder einkaufen wie vorher.“Mit diesem Einstieg ist Nadine Schubert die Aufmerksamkeit des Publikums sicher. Die Journalistin bloggt seit Jahren über ihr Leben ohne Plastik. Ihre Erfahrungen teilt sie in mehreren Büchern, Workshops und Vorträgen – so auch vergangene Woche im VHS-Zentrum Saarbrücken bei der Veranstaltung „Besser leben ohne Plastik“, organisiert vom Netzwerk Entwicklungspolitik Saar.
Bereits seit 2013 lebt Schubert mit ihrer Familie komplett ohne Plastikmüll. Die Entscheidung habe sie von einem auf den anderen Tag getroffen und bereut es bis heute nicht: „Wir verweigern Plastik, wir verzichten nicht darauf. Und wir haben alles, was wir brauchen und auch alles, was wir wollen.“Damals startete sie auch ihre Blog „Besser leben ohne Plastik“(siehe OnlineHinweis), um Tipps und Rezepte an ihre Leserinnen und Leser weiterzugeben. Ihr gleichnamiger Bestseller, veröffentlicht im Jahr 2016 mit
Co-Autorin Annelise Bunk, bündelt die wichtigsten Fakten und Erkenntnisse für ein plastikfreies Leben in einem kompakten Format.
Damals lag „plastikfrei“voll im Trend, ob der überdauern würde, war für Schubert selbst nicht abzusehen. Spätestens im Jahr 2018 stellte sie aber fest, dass das Thema immer wichtiger wurde. Mittlerweile hat die zweifache Mutter weitere Bücher verfasst, darunter eines, das sich speziell an die kleinen Leser richtet und die Thematik auf spielerische Art und Weise erklärt.
Mit ihren Büchern will Schubert aufzeigen, wie abhängig wir von Plastik sind, wie schädlich es für uns und die Umwelt ist und wie wir auf einfachsten Wegen zuhause anfangen können, Plastik zu vermeiden. Während ihres Vortrags führt sie das Publikum mit Hilfe von harten Fakten und Zahlen, aber auch lustigen Anekdoten aus ihrem eigenen Leben in die Welt des plastikfreien Lebens ein. „Schauen Sie sich ihren Müll an, dann wissen Sie, wo Sie anfangen können“, erklärt sie. Laut Schubert wird der meiste Plastikmüll durch Lebensmittel und Alltagsprodukte verursacht. Bunte Shampooflaschen, in Plastik eingepacktes Gemüse, abgepackte Wurst- oder Käseprodukte – all diese Verpackungen lassen sich schwer bis gar nicht recyceln. Darüber hinaus seien diese Verpackungen auch für unsere Gesundheit nicht förderlich: So lösen die Fette in Wurst und Käse beispielsweise kleine Teile der Plastikverpackung auf, die dann in unserem Essen und schließlich in unserem Körper landen. Ein häufig verwendeter, recht unappetitlicher Vergleich, den auch Schubert auf Lager hat: „Wir essen eine Kreditkarte pro Woche“– das sei leider kein Scherz. Bisphenol A, welches in Lebensmittelverpackungen zu finden ist, kann inzwischen im menschlichen Blut nachgewiesen werden.
Dabei gebe es so viele Bereiche im Haushalt, in denen wir leicht auf plastikfreie Produkte umsteigen könnten. Schubert zählt auf: statt Plastiktüten Stoffbeutel verwenden, Spülschwämme durch nachhaltig nachwachsende Luffagurkenschwämme ersetzen oder Putzmittel mit einfachen Zutaten selbst herstellen – das sind nur wenige Beispiele, wie es in der Umsetzung aussehen könnte. Das beliebteste Rezept aus Schuberts Buch ist ein Badreiniger, welcher unter anderem mit Natron und Zitronensäure einfach herzustellen ist – solche Tipps werden auch vom Saarbrücker Publikum stark nachgefragt.
Aber ist unverpackte Ware nicht viel teurer? Nicht unbedingt, sagt Schubert. Dies hinge stark vom jeweiligen Geschäft ab. Zudem könne es von Vorteil sein, die Menge des jeweiligen Produktes selbst bestimmen zu können. Die Mehrkosten für das eine unverpackte Produkt können an anderer Stelle leicht ausgeglichen werden – so beispielsweise durch das Herstellen von ergiebigem, kostengünstigen Waschmittel aus Waschseife. Reste des einen Produktes können auch wieder zur Herstellung eines anderen verwendet werden – „müllfrei und raffiniert“.
Schubert gibt offen zu, dass sie nicht jede Art von Plastik aus ihrem Leben verbannt hat. Langlebigere Produkte wie Staubsauger oder Lego-Bausteine teilt sie in die Kategorie „gutes Plastik“ein. Alles, was man gut und lange verwenden oder reparieren kann, sei akzeptabel. Das sei aber nicht der Normalfall: „Wir Menschen kaufen für die Tonne“, betont Schubert. Würden mehr Geräte aus Plastik repariert werden, so wäre die Welt bereits eine bessere.
Zum Abschluss gibt Schubert dem Publikum noch ein Appell mit auf den Weg: „Uns würde es an nichts fehlen. Wir müssten nur ein paar Dinge anders machen. Unser Geld ist unsere Macht und wir entscheiden, wem wir es geben.“