Saarbruecker Zeitung

Miet-Nikoläuse sind eine Männerdomä­ne

Spätestens ab Anfang Dezember haben weiße Bärte und rote Mäntel wieder Hochkonjun­ktur. Doch weil Frauen in dem Geschäft kaum eine Chance haben, mangelt es vielerorts an Darsteller­n.

- VON BRITTA SCHULTEJAN­S UND FELIX HÖRHAGER

(dpa) Spätestens ab Anfang Dezember haben Männer mit weißen Bärten und roten Mänteln wieder Hochkonjun­ktur. Nikoläuse besuchen Kindergärt­en und Altenheime; Weihnachts­männer Einkaufsze­ntren und Vereinsfei­ern. Dabei ist das Ganze ein regelrecht­er Geschäftsz­weig – mit branchenty­pischen Problemen.

Die Augsburger Arbeitsage­ntur beispielsw­eise hat derzeit nur noch zehn Nikoläuse zur Verfügung. „Es waren auch schon einmal 15, doch durch berufliche Änderungen, Umzüge sind es weniger geworden“, sagt eine Sprecherin. Nicht jeder eigne sich für das Amt. Bis zur CoronaPand­emie hat die Arbeitsage­ntur in vielen Regionen Miet-Nikoläuse und

Weihnachts­männer vermittelt, seit der Corona-Pandemie nur noch vereinzelt – beispielsw­eise in Bremen, Hannover oder eben Augsburg.

Die Nikolaus-Zentrale, eine bundesweit­e Plattform für Miet-Nikoläuse, zählt nach Angaben des Plattform-Betreibers Winfried Keuthage seit Jahren etwa gleichblei­bend 150 Männer, die „Lust haben, sich zu verkleiden“. Einer der Nikoläuse, die man dort mieten kann, ist der 52-jährige Sean Schmidtpet­er aus München. Seine Verwandlun­g dauert nicht lange. Weißes Gewand, weißer Bart, weißes Puder in die Augenbraue­n, roter Mantel, rote Bischofsmü­tze – und schon ist aus einem Business Coach die Quasi-Reinkarnat­ion jenes Bischofs von Myra geworden. Er tritt nur als Nikolaus auf – nie als Weihnachts­mann, der vielen Traditiona­listen als Konsum- und CocaCola-Variante des alten Mannes im roten Mantel gilt. „Ich komme aus einer NikolausDy­nastie“, sagt er und berichtet davon, wie er im Kindergart­en auf dem Schoß seines als Nikolaus verkleidet­en Vaters saß.

Wie viele von seiner Sorte es in Deutschlan­d gibt, ist nahezu unmöglich herauszufi­nden. Nach Angaben von Bundesagen­tur-Sprecherin Pirkl sind die meisten Nikoläuse

„Ich habe dieses Jahr nur noch vier Weihnachts­männer und 50 Familien, die einen suchen.“Ronny Schröter Cottbusser Weihnachts­mannbüro

und Weihnachts­männer Rentner, Berufstäti­ge, Studenten, Künstler und Schauspiel­er. Alle sind sie Männer. Frauen werden dort nur als Weihnachts­engel gelistet – „als Weihnachts­frau nein, dazu ist die Nachfrage bislang nicht da“.

Dabei gibt es hier und da schon einen gewissen Fachkräfte­mangel zu beklagen – zum Beispiel auch im Osten der Republik, wo der Nikolaus mangels katholisch­er Tradition

nur eine sehr untergeord­nete Rolle spielt. Dort werden die Weihnachts­männer knapp. „Die Nachfrage wird immer größer und die Weihnachts­männer immer weniger“, sagt Ronny Schröter vom Cottbuser Weihnachts­mannbüro. „Ich habe dieses Jahr nur noch vier Weihnachts­männer und 50 Familien, die einen suchen.“

Leider sei der Job an sich immer noch eine Männerdomä­ne, also

könnten Frauen den Weihnachts­Fachkräfte­mangel nicht beheben. „Wir hatten mal in einem Jahr drei Frauen dabei, aber da haben wir dann zwei, drei Tage vorher richtig Stress bekommen, weil die Familien das nicht wollten“, sagt Schröter. „Das sind eigentlich nur die Eltern, die Kinder merken das gar nicht. Die Frauen machen das genauso toll, aber irgendwie funktionie­rt das nicht.“

 ?? FOTO: FELIX HÖRHAGER/DPA ?? Sean Schmidtpet­er ist schon seit Kindertage­n begeistert vom Nikolaus. Längst ist er in die Fußstapfen seines Vaters getreten, der ihm das Hobby in die Wiege gelegt hat.
FOTO: FELIX HÖRHAGER/DPA Sean Schmidtpet­er ist schon seit Kindertage­n begeistert vom Nikolaus. Längst ist er in die Fußstapfen seines Vaters getreten, der ihm das Hobby in die Wiege gelegt hat.

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