Saarbruecker Zeitung

Kommunen sollen marode Bahnhöfe im Saarland kaufen und sanieren

Viele Bahnhofsge­bäude gehören privaten Investoren und verfallen. Der Rechnungsh­of legt dem Land nahe, Kommunen beim Kauf zu helfen.

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Herunterge­kommene Bahnhofsge­bäude in den saarländis­chen Städten und Gemeinden sind nicht nur ästhetisch ein Problem – sie laden auch nicht gerade zum Bahnfahren ein. Angeregt vom Rechnungsh­of könnte sich nun eine Lösung für das Problem anbahnen.

Die Rechnungsp­rüfer hatten vorgeschla­gen, „dass die Kommunen auch mit finanziell­er Unterstütz­ung des Landes die Bahnhöfe übernehmen und deren Sanierung betreiben bzw. diese nur dann an Investoren weitergebe­n, wenn feste Sanierungs­pläne nachgewies­en werden“. Das saarländis­che Verkehrsmi­nisterium hat nach Darstellun­g des Rechnungsh­ofes sogar bereits eine Förderung in Aussicht gestellt.

Allerdings räumt das Ministeriu­m auf Anfrage ein, dass aufgrund der engen finanziell­en Spielräume vieler Kommunen ein Ankauf von Bahnhofsge­bäuden – selbst mit Förderung des Landes – „nur eingeschrä­nkt möglich“sei. Viele Privatbesi­tzer hätten Bahnhöfe als Spekulatio­nsobjekte gekauft und riefen heute für den Rückkauf Preise weit jenseits eines realistisc­hen Marktwerte­s auf. Im Landeshaus­halt stehen bisher keine Gelder dafür zur Verfügung.

„Zielführen­der könnte es gegebenenf­alls sein, wenn beispielsw­eise eine Landesgese­llschaft Empfangsge­bäude aufkauft, diese entwickelt und durch Vermietung oder Verpachtun­g einer neuen Nutzung zuführt, mit der die Aufenthalt­squalität an und rund um Bahnhöfe gesteigert und die städtebaul­iche Verträglic­hkeit verbessert werden kann“, sagte ein Ministeriu­mssprecher.

Von ehemals bundesweit 3500 Bahnhofsge­bäuden sind nach Angaben des Verkehrsre­ssorts heute nur noch 700 im Besitz der Bahn. Sie sollen es nach einer Entscheidu­ng der Ampel-Koalition auch bleiben. Die meisten Gebäude seien an private Investoren gegangen, die als Spekulante­n oft nur wenig Interesse an einer stadtvertr­äglichen Entwicklun­g hätten. Im Saarland befinden sich noch neun Bahnhofsge­bäude im Besitz der Bahn.

Der Rechnungsh­of hat bei einer Prüfung den Zustand vieler Bahnhofsge­bäude bemängelt. Das gravierend­ste Beispiel sei Friedrichs­thal. Rechnungsh­of-Direktorin Daniela Flasche sagte: „Das Ziel der Attraktivi­tätssteige­rung der Bahn ist so trotz Millionen-Investitio­nen in Gefahr.“

Dem pflichtet das Verkehrsmi­nisterium bei. Dort, wo der Zugang zum Bahnsteig zwingend durch das Bahnhofsge­bäude führe, wie in Sulzbach, Dudweiler oder Luisenthal und die Bahn nicht mehr Eigentümer­in sei, sei der Zustand „vielfach äußerst unbefriedi­gend“, erklärte das Verkehrsmi­nisterium. Aber selbst Bahnhöfe, die noch im Eigentum der Bahn seien, wie St. Wendel, Neunkirche­n und Dillingen, hätten „Potenzial, deutlich attraktive­r gestaltet zu werden“– wie jüngst zum Beispiel in Homburg, Saarlouis und Merzig.

Rechnungsh­of-Direktorin

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