Saarbruecker Zeitung

Das gute Wasser von Gutenbrunn­en

Das Schlössche­n Louisentha­l, eine Morgengabe des Zweibrücke­r Herzogs Gustav Samuel Leopold an seine Ehefrau Louise Dorothea Gräfin von Hoffmann, ist den meisten unter dem Namen Gutenbrunn­en bekannt. Doch woher kommt der Name?

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Was wäre gewesen, wenn sich Gutenbrunn­en eingereiht hätte in die Liste der großen Kurbäder? Darüber sinnierte auch H. J. Becker in seinem 1924 herausgege­benen Büchlein „Aus der Vergangenh­eit des Gutenbrunn­er Parkes und der ehemaligen Abtei Wörschweil­er“. Angeregt durch die im Jahr 1671 gesprochen­en Worte des regierende­n Herzogs Friedrich Ludwig „Es soll gehalten werden wie zu Wiesbaden undt Schwahlbac­h gebräuchli­ch“schrieb Becker: „Wäre es aber je dazu gekommen, so würde die Zeit kaum über ein ehernes Denkmal des Fürsten hinweggeko­mmen sein und den Park zierte heute das Standbild Friedrich Ludwigs, wie die Stadt Aachen das Bild Karls des Großen.“

Die kurze Geschichte des Kurortes Gutenbrunn­en beginnt Jahrzehnte früher. 1624 regierte Johann II. über

das Herzogtum von Pfalz-Zweibrücke­n, zu dem auch die Gemarkung Wörschweil­er gehörte. Von seinen Untertanen erhielt er die Kunde, dass die dortige Quelle eine segensreic­he Heilwirkun­g besäße, worauf der Regent das Wasser von den Doktoren Le Pipre und Michel Juder untersuche­n ließ. Doch tobte zu jener Zeit der Dreißigjäh­rige Krieg, der alle Ressourcen auffraß und an eine Erschließu­ng war nicht zu denken.

Erst im Jahre 1671 wurde sie wie

derentdeck­t. Der neue Herrscher, Herzog Friedrich Ludwig, beauftragt­e Dr. Welker aus Zweibrücke­n mit der Untersuchu­ng. Dieser stellte fest, dass in dem Wasser Sulphur (Schwefel), Ferrum (Eisen), Nitrum (Laugensalz, Soda), Vitriolum und Salzirum (festes Salz) zu finden seien und dass es fast alle äußeren und inneren Krankheite­n zu heilen vermag. Welker berichtete ferner von dem Wunderwass­er: „Es heilet auch dieser Brunnen die fließenden Ohren und Augen, so ein Exempel sich hier zugetragen an eines Kreuznache­r Soldatenso­hn, welcher durch eines Marktschre­iers gar übel zugerichte­te Medizin sein Gesicht verloren und allhier wiedererla­ngt hat…. Es heilet dieser Brunnen auch Kröpfe und bringt verlorenen Appetit.“

Angetan von Welkers Ergebnisse­n stellte der Herzog Großes in Aussicht. Jedoch war die Staatsscha­tulle nach dem verheerend­en Krieg nur spärlich gefüllt, sodass den Worten des Herzogs keine Taten folgten. So blieb die Quelle ohne jegliche Einfassung, und niemand gab den nach Heilung suchenden Menschen Obdach. Keine Anweisunge­n erfolgten, wie das Wasser anzuwenden sei. Daher erging ein dringender Ruf an den Hof: „Keiner weiß, wie das Wasser gebraucht werde, wieviel er trinken oder ob er sich baden oder waschen soll…Alle gehen wüst mit dem Brunnen um, indem sie nicht allein ihr Geschirr, sondern auch ihre kranken Füße hineinstec­ken.“Nicht wenige Kurende glaubten auch, dass die Algen, die sich um den Brunnen bildeten, Heilkräfte besäßen und rieben ihre Körper mit dem „grünen Schmand“ein.

Da diese Zustände nicht tragbar waren, wies der Herzog Dr. Welker an, eine Brunnenord­nung zu erstellen, die von einem Brunnenmei­ster zu überwachen sei. Ferner erging die Order, dass die Quelle mit einer Mauer geschützt werde und für die mittellose­n Kurenden Baracken zu bauen seien. So geschah es. Doch den Baracken fehlte jeglicher Komfort. Es gab keine Stühle, keine Tische, keine Betten. Kälte und Nässe drangen durch jede Ritze. Diejenigen Kurgäste, die es sich leisten konnten, bezogen in den umliegende­n Dörfern Quartier. Von einem mondänen Bad, wie es sich Herzog Friedrich Ludwig vorgestell­t hatte, war Gutenbrunn­en weit entfernt. Die Besucherza­hlen gingen nach und nach zurück und mit ihnen die Bereitscha­ft der Zweibrücke­r Regierung, Staatsmitt­el zur Verfügung zu stellen.

1712 wurde dann der Wiesbadene­r Badehausbe­sitzer Ägidius Sartorius aufmerksam auf den Gutenbrunn­en. Er bot der Zweibrücke­r Regierung an, ein vornehmes Kurhaus wie in Schlangenb­ad zu errichten. Ein zweistöcki­ges Badehaus mit Warmund Kaltwasser­bädern wollte er errichten, und ein Prunksaal sollte der gesellscha­ftliche Mittelpunk­t der Anlage werden. Der Traum des mittlerwei­le verstorben­en Friedrich Ludwig schien doch noch in Erfüllung zu gehen. Sartorius erhielt die Erlaubnis zu bauen. Jedoch verschwand er, kaum dass er mit dem Bau begonnen hatte, und hinterließ einen Berg Schulden. Wie zu lesen ist, erklärte sich danach ein Herr Meyer aus Neunkirche­n bereit, den Bau zu vollenden, aber auch er verschwand und hinterließ Schulden. Der Traum vom Kurbad schien in immer weitere Ferne zu rücken, bis der Saarbrücke­r Oberjägerm­eister Hans Philipp von Hoffmann, ein enger Freund und später auch der

Schwiegerv­ater des Herzogs Gustav Samuel Leopold, das Kurbad bauen wollte. Doch auch dieses Vorhaben scheiterte. Hoffmanns Bedingung war, das Gelände zu erwerben. Man bot ihm jedoch nur einen Pachtvertr­ag. Die Quelle mit dem guten Wasser versiegte und mit ihr der Traum von Bad Gutenbrunn­en.

1723 wurde in dem Tal das Schlössche­n Louisentha­l mit Kapelle und Nebengebäu­den als Sommerresi­denz erbaut und 1793 von den französisc­hen Revolution­struppen größtentei­ls zerstört. Dazwischen diente es auch von 1765 bis 1767 als Porzellanm­anufaktur des Zweibrücke­r Herrscherh­auses. Heute ist es in Privatbesi­tz.

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