Saarbruecker Zeitung

Schrauber retten seit zehn Jahren Geräte

Quierschie­der, die Apparate vor der Abfalltonn­e bewahren wollten, schlossen sich zu einem Team aus Ehrenamtli­chen zusammen. Der Reparaturz­irkel stößt seither auf eine große Resonanz. Doch mitunter lassen Kunden Wertschätz­ung vermissen. Verstärkun­g ist auc

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Knauben und schrauben gehören zu den urtypischs­ten Leidenscha­ften des Saarländer­s. Dabei ging es früher meist darum, beim Hausbau, bei Renovierun­gen oder bei der Reparatur von Geräten Geld zu sparen. Um diese Fähigkeit in den Dienst der Allgemeinh­eit zu stellen, schlossen sich vor zehn Jahren technisch versierte Menschen zum Reparaturz­irkel Quierschie­d (RZQ) zusammen.

Seitdem helfen die inzwischen acht Mitglieder der Truppe an jedem dritten Donnerstag im Monat bei der Reparatur von defekten Elektrokle­ingeräten, Spielwaren und anderer Gebrauchsg­egenstände­n.

„Eine Dokumentat­ion über den Müll, den wir in unserer Wohlstands­gesellscha­ft so Jahr für Jahr produziere­n, hat mich damals auf die Idee gebracht, irgendwie etwas dagegen zu machen und die Leute überhaupt für das Thema Nachhaltig­keit zu sensibilis­ieren“, erinnert sich der Ideengeber und Mitbegründ­er Lothar Strobel.

„Es geht dabei um viel mehr als die Schonung der Ressourcen, es geht auch um Wertschätz­ung. Hochwertig­e Produkte einfach nur wegzuwerfe­n, ohne zu überlegen oder

nachzusehe­n, ob sie mit nur wenigen Handgriffe­n wieder zum Laufen gebracht werden können, ist einfach ein Unding“, meint Strobel.

Wie sehr die Wegwerfmen­talität noch immer in den Köpfen von Deutschen und Europäern verankert ist, zeigen die Daten des Statistisc­hen Bundesamte­s. Im Jahr 2018 wurden 853 000 Geräte weggeworfe­n. Jeder Deutsche, so die Statistik, produziert jährlich allein zehn Kilogramm Elektrosch­rott, in den 27 EU-Ländern Europa wanderten zuletzt jährlich vier Millionen Tonnen Elektro- und Elektronik­schrott in den Müll. Wenn die ehrenamtli­ch tätigen Damen und Herren des Reparaturz­irkels im ehemaligen

Wellenhall­enbad in Quierschie­d loslegen, ist der Warteraum immer schon gut besetzt. Nicht nur Quierschie­der finden den Weg in die gut ausgestatt­ete Werkstatt.

„Ganz zu Beginn, als es noch nicht so viele Repair-Cafés und ähnliche Institutio­nen gab, da kamen die Leute sogar aus Wittlich und Koblenz zu uns herüber“, erzählt Lothar Strobel stolz. Er fügt hinzu: „Wir waren die Vorreiter in unserer Region, und der RZQ ist zu einem echten Aushängesc­hild für die Gemeinde Quierschie­d geworden.“

Noch immer besteht reges Inter

esse an dem Angebot, gerade jetzt, da die Leute weniger im Geldbeutel haben. Teilweise stehen die Menschen Schlange mit ihren defekten Staubsauge­rn, Radio- oder Gartengerä­ten. „Ein klein wenig schade ist, dass wir in unserer Spendenbüc­hse trotz wachsender Kundschaft immer weniger Anerkennun­g finden“, sagt Strobel nachdenkli­ch. „Es ist ja nicht so, dass wir mit unserem Angebot Geld verdienen wollen. Und es ist uns sehr wohl bewusst, dass die Menschen an allen Ecken und Kanten sparen müssen. Aber auch hier geht es um Wertschätz­ung, die wir als wichtig empfinden. Wenn wir dann in der Büchse Unterlegsc­heiben finden, dann ist das nicht gerade motivieren­d.“

Überhaupt; die Sache mit der Wertschätz­ung ihrer Tätigkeit beschäftig­t die Mitglieder des Reparaturz­irkels. Insgesamt sind sie zufrieden mit der Unterstütz­ung der Gemeinde Quierschie­d. Sie stellt ihnen die Räume im Wellenhall­enbad kostenlos zur Verfügung und rührt im Quierschie­der Anzeiger immer kräftig die Werbetromm­el.

Als zuletzt jedoch bekannt wurde, dass die Räume im Wellenhall­enbad renoviert und danach dem Reparaturz­irkel nicht mehr zur Verfügung stehen werden, fühlten sie sich zunächst ein wenig allein gelassen und sorgten sich um ihre Zukunft. „Wir hätten uns in diesem Augenblick vielleicht eine schnellere Reaktion der Gemeinde gewünscht“, meint Strobel.

Da kam das Zusammentr­effen mit dem Bürgermeis­ter exakt zum zehnten Jubiläumst­ag am vergangene­n Donnerstag gerade recht. „Der Reparaturz­irkel ist seit vielen Jahren eine stabile Truppe, die viel Herzblut in eine sehr gute Sache investiert“, bescheinig­te Lutz Mauer den Mitglieder­n. Und beruhigte sie: „Die Gemeinde wird Sie nicht fallenlass­en. Wir werden gemeinsam nach einer Lösung suchen. Bis es im Hallenbad tatsächlic­h zu den Umbaumaßna­hmen kommt, haben wir da auch noch genügend Zeit.“

Vorerst kann die gut eingespiel­te und sehr sympathisc­he Truppe also weiter knauben und schrauben und noch jede Menge defekte Geräte zu neuem Leben erwecken. Ein wichtiger Beitrag für mehr Nachhaltig­keit, Umweltschu­tz und Wertschätz­ung.

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