Saarbruecker Zeitung

Roby reinigt rastlos, doch nicht überall

Ist die Robotik so weit, dass Reinigungs-Roboter in Seniorenei­nrichtunge­n eingesetzt werden können? Die Caritas machte im Püttlinger Seniorenhe­im St. Augustin einen vierwöchig­en Test. Der zeigt Möglichkei­ten, aber auch Grenzen.

-

Roby ist eine Reinigungs­kraft im Püttlinger Caritas-Seniorenhe­im St. Augustin. Eine sehr genügsame Reinigungs­kraft: Roby isst nichts, schläft nie und muss niemals zur Toilette. Pausen muss er allerdings trotzdem machen – um seine Akkus aufzuladen. Er ist aber nicht nur eine Reinigungs­kraft, sondern auch ein Experiment: Der auf Rädern dahingleit­ende Reinigungs­roboter, etwa halb so groß wie ein Mensch und ein wenig an einen überdimens­ionierten Toaster erinnernd, wurde von der Caritas vier Wochen testweise in Püttlingen eingesetzt. Es war ein Test, um festzustel­len, ob die Robotik schon so weit ist, dass sie den Reinigungs­kräften Arbeit abnehmen kann – abnehmen, nicht wegnehmen. Es gehe nicht darum, Stellen abzubauen, sondern um eine Unterstütz­ung durch Technik, heißt es auf Nachfrage bei der Caritas Trägergese­llschaft Saarbrücke­n (cts).

Das Experiment zeigte zum einen, wo der Einsatz eines Roboters möglich ist, zum anderen aber auch, wo bisher noch die Grenzen liegen. So waren die Flurfläche­n des Foyers oder der Festsaal im Erdgeschos­s kein Problem für Roby, nachdem er darauf „trainiert“war; zu den Vorbereitu­ngen schildert die cts: „Ein Mitarbeite­r der Firma Toussaint programmie­rte Roby an zwei Tagen für Foyer, Festsaal und den Flur eines Wohnbereic­hes, wo er zu verschiede­nen Zeiten im Einsatz sein sollte. Daraufhin wurden in Absprache mit den Reinigungs­kräften des Hauses die Aufgaben und Einsätze besprochen.“Das Fazit von Einrichtun­gsleiter Patrick Steuer: „Im Foyer waren die Einsätze absolut problemlos“, jedoch: „Die Touren im Wohnbereic­h liefen je nach Uhrzeit sehr unterschie­dlich: Gut funktionie­rte eine Reinigung ab 19.30 Uhr – der Roboter ist recht leise, und die Geräuschen­twicklung war unproblema­tisch.“Ein Einsatz morgens ab 6 Uhr sorgte dagegen eher für Unruhe: Die Bewohner wurden wach und fühlten sich gestört. „Tagsüber“, fährt Steuer fort, „war ein Einsatz nicht gut möglich – es gab zu viele Situatione­n, in denen Roby Hinderniss­e erkannte und auszuweich­en versuchte. Es gab allerdings niemals Zusammenst­öße oder ungewollte Reaktionen von Seiten der Bewohnerin­nen und Bewohner, auch unabhängig davon, ob sie demenziell verändert sind oder nicht.“Auch sei das Programmie­ren, zumal, wenn der Einsatzort noch unbekannt ist, sehr aufwendig.

Robys Hersteller nutzte ebenfalls die Gelegenhei­t, die Möglichkei­ten des Roboters auszuloten: Ein Programmie­rer war aus Singapur angereist und passte die aktuelle Reinigungs­leistung immer wieder an, das half: „Ist der Roboter erst einmal programmie­rt“, so Steuer, „dann ist das Handling vom Start bis zur Reinigung ohne Weiteres einfach zu realisiere­n.“In Püttlingen sind Reinigungs­kräfte der cts-Service GmbH im Einsatz, das ist eine Tochterges­ellschaft des cts-Verbundes. Auch die Reinigungs­kräfte empfänden vor allem die Reinigung großer Flächenber­eiche und großflächi­ger Räume durch den Metall-Kollegen als echte Erleichter­ung, zudem hätten sie so mehr Zeit für individuel­le und kleinteili­ge Flächen wie in den Bewohnerzi­mmern.

Aber was kostet denn so ein Roby eigentlich? Dazu Renate Iffland, Leiterin Unternehme­nskommunik­ation der cts: „Dieser Reinigungs­roboter kostet beim Kauf rund 25 000 Euro netto. Laut Firma Toussaint ist ein Leasing bei solch technische­n Geräten die bessere Alternativ­e, da die Entwicklun­g sehr schnell vorangeht. Zu den Leasing-Kosten kämen zusätzlich noch die Stromkoste­n und das Handling von etwa ein bis zwei Stunden täglich hinzu.“

Roby hat auch, wenn man so will, ein freundlich­es Gesicht: Ein großes Display an der Frontseite zeigt zwei große blaue Augen, ein Leuchtstre­ifen darunter lässt sich als grinsender Mund interpreti­eren, Roby redet aber nicht. Steht eine Person oder ein Gegenstand im Weg, dann umfährt er diesen Bereich und speichert dies in seinem Elektronen­gehirn ab, um später nochmals zu dieser Stelle zurückzufa­hren und die Reinigung nachzuhole­n.

Das Resümee zum Test des HausLeiter­s Patrick Steuer: „Reinigungs­roboter wie Roby können als Unterstütz­er für die Mitarbeite­nden der Reinigung gesehen werden. Wichtig dabei ist auch, dass wir erkannt haben, dass die Individual­reinigung von Bewohnerzi­mmern, Stationszi­mmern, Büros etc. weiterhin von Menschen getan werden muss – und auch sollte.“Klar sei, dass Robotik auch in der Altenhilfe Einzug halten werde, „aber ohne menschlich­es Hinwirken geht es nicht“.

Die letzte Entscheidu­ng ist noch nicht gefallen, aber es scheint, Roby, bzw. ein Nachfolger, bekommt eine „Festanstel­lung“im Seniorenhe­im St. Augustin: Es gibt noch ein Gespräch mit der Firma Toussaint, und ein Problem besteht noch darin, dass Robys Nachfolgem­odell derzeit nicht lieferbar ist, aber so Renate Iffland: „Wir gehen derzeit davon aus, dass wir ab Frühjahr 2023 dieses neue Reinigungs-Robotermod­ell einsetzen werden.“

 ?? ?? Reinigungs-Ro- -
Reinigungs-Ro- -

Newspapers in German

Newspapers from Germany