Saarbruecker Zeitung

Der Saarländis­che Rundfunk: Von Anfang an dabei

Unser Saarland gibt es seit 65 Jahren und genau so lange begleitet der SR das Leben der Saarländer­innen und Saarländer. Dabei war der kleine Sender unter anderem Sprungbret­t für viele große Karrieren.

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Der 27. November 1956 gilt als Geburtsstu­nde des SR. An diesem Tag beschloss der noch junge Saarländis­che Landtag das Gesetz über den Saarländis­chen Rundfunk (SR), der so zum 1. Januar 1957 von der privatrech­tlichen „Saarländis­chen Rundfunk GmbH“zur „Gemeinnütz­igen Anstalt des öffentlich­en Rechts“wurde. Am 21. Mai 1959 folgte der Beitritt des SR zur Arbeitsgem­einschaft der öffentlich­rechtliche­n Rundfunkan­stalten Deutschlan­d (ARD). Im selben Jahr erfolgte der erste Spatenstic­h für das Funkhaus Halberg und die Inbetriebn­ahme des ersten großflächi­gen Fernsehsen­ders auf der Göttelborn­er Höhe. Im Februar

1961 ging der Vorgänger des „Aktuellen Berichts“, die „Abendschau“, erstmals auf Sendung. Produziert wurde die Abendschau, wie damals alle TV-Produktion­en, in der „Wartburg“in Saarbrücke­n und in den alten Pferdestäl­len auf dem Halberg. Im Funkhaus auf dem Halberg, das im September 1961 eingeweiht wurde, konnte zunächst nur das Radioprogr­amm produziert werden.

Am 2. Mai 1964 ging der Vorgänger des heutigen SR1 unter Gründungsi­ntendant Franz Mai als „Europawell­e Saar“auf Sendung. Das damals neuartige Programmko­nzept erfreute sich großer Beliebthei­t, dank des starken Mittelwell­ensenders in Heusweiler bis in die damalige DDR. Neu war die Mischung aus Schlager und internatio­nalen Popsongs, die einen relativ großen Programman­teil einnahmen, was besonders bei jüngeren Hörern gut ankam. Das junge Radio aus dem Saarland prägten dann auch Moderatore­n wie Manfred Sexauer und Dieter Thomas Heck, der später als Kultmodera­tor der ZDF-Hitparade Fernsehges­chichte schreiben sollte.

Sexauer moderierte ab 1965 die Sendung „Hallo Twen“mit damals im Radioprogr­amm noch exotischem Rock, Beat und Blues.

1975 hob er die „Disco Top Ten“aus der Taufe. Später machte auch Manfred Sexauer im TV Karriere als Moderator der Kultsendun­g „Musikladen“. Außerdem war er der Erfinder des ersten deutschen Fernsehpre­ises, der „Goldenen Europa“, die zwischen 1968 und 2003 jede Menge Künstler, bis 1978 nur deutsche, ab 1979 auch internatio­nale, nach Saarbrücke­n brachte.

Bekannte Prominente machten hier ihre ersten Schritte

Doch es waren noch mehr bekannte Persönlich­keiten, die in der Promi-Schmiede SR ihre ersten Schritte machten: Thomas Gottschalk moderierte 1980 das „Rätselrade­ln“aus dem Saarbrücke­r Stiefel, „Mister Tagesschau“Jan Hofer startete als DJ beim SR, Tagesschau-Moderatori­n Ellen Arnold, die Tagestheme­n-Moderatore­n Elke Herrmann und Otto Deppe sowie Talkshow-Moderatori­n Ilona Christen hatten alle ihre Wurzeln beim SR. „Mister Sportschau“Werner Zimmer begann seine Karriere 1957 ebenfalls beim SR und auch Udo Jürgens hat seine Karriere auf dem Halberg vorantreib­en können. Sein Verhältnis zum SR beschrieb er einmal als „Liebesbezi­ehung“. Hape Kerkeling war in seiner Rolle als „Hannilein“erstmals 1983 auf SR3 zu hören. In seinem Bestseller „Ich bin dann mal weg“(2006) schrieb er: „Ich bombardier­te sämtliche Rundfunkan­stalten mit meinen Kassetten. Tja, und ein Sender meldete sich dann tatsächlic­h bei mir: Lutz Hahn vom Saarländis­chen Rundfunk [...].“Doch es waren nicht nur Menschen, die beim SR Karriere machten. Wer den Satz „Morje wersche gebaad“hört, weiß, wer gemeint

ist. In den 70ern startete die Europawell­e in einer großen Aktion die Suche nach dem besten sprechende­n Vogel. Sieger wurde Beo Coco. „Was hasche dann, mei Knecht? Morje wersche gebaad ...“, war sein Kult-Spruch, mit dem er saarlandwe­it als „Pausenvoge­l“im Regionalfe­rnsehen bekannt wurde, das als „Südwest 3“am 1. März 1969 in den Äther ging.

Saarlodris mit Kultstatut­s

Den Saarländer­n besonders ans Herz gewachsen sind die Saarlodris. Die grüne Familie von der Saar die mit „Mir sin‘ die Saarlodris, doh guggen ’er, ei joh!“1984 auf Sendung gingen, hatten quasi sofort Kultstatus. Die Erfindung der Werbefunk Saar GmbH,

einer SR-Tochter, flimmerte in ihrer Urversion bis 2008 über den Bildschirm. Die Saarlodris erlangten sogar den Status als Saarlandbo­tschafter und kehrten Ende 2020 runderneue­rt ins Regionalfe­rnsehen zurück. Doch es gibt noch eine berühmte saarländis­che Familie, die eng mit dem SR verknüpft ist: Die „Familie Heinz Becker“startete 1992 erst im SR und im WDR, erreichte später ARD-weit bis zu fünf Millionen Zuschauer und prägte das Klischee des typischen Saarländer­s bundesweit. Danke, dafür! Derweil erweiterte der SR stetig sein Programman­gebot: 1995

mit dem SR2 Kulturradi­o, 1999 mit Unser Ding in Kooperatio­n mit dem SWR oder 2005 mit Antenne Saar. Im Jahr 1997 ging der SR online. Dabei verließ der SR auch immer wieder sein Funkhaus, sorgte mit dem Halberg Open Air seit 1981 kostenlos für Live-Musik zum Start in die Sommerferi­en, für Gaudi auf der Sommer-Alm. Seit 1969 liefern „Fragen an den Autor“interessan­te Infos vom Büchermark­t. Um die gesamte Geschichte des SR abzubilden, reicht dieser Rahmen nicht aus, deshalb nur so viel zum Abschluss: Auf weitere 65 Jahre für das Saarland und seinen SR!

 ?? Foto: SR/Pasquale D‘Angiolillo ?? In der zweiten Jahreshälf­te 2014 stellt das SR Fernsehen nach und nach die regionalen Fernsehsen­dungen auf die virtuelle Studiowelt um. Das virtuelle Studio ist eine Leitinvest­ition in die digitale Zukunft des SR. Im Bild: die Nachrichte­nsendung „aktuell“, hier mit SR-Moderatori­n Verena Bisle.
Foto: SR/Pasquale D‘Angiolillo In der zweiten Jahreshälf­te 2014 stellt das SR Fernsehen nach und nach die regionalen Fernsehsen­dungen auf die virtuelle Studiowelt um. Das virtuelle Studio ist eine Leitinvest­ition in die digitale Zukunft des SR. Im Bild: die Nachrichte­nsendung „aktuell“, hier mit SR-Moderatori­n Verena Bisle.
 ?? Foto: SR/Reiner Oettinger ?? Mit „Hallo Twen“auf der Europawell­e Saar wird Manfred Sexauer ab Oktober 1965 schnell zum „Radio-Star“bei den vielen jungen Hörerinnen und Hörern, die sich zunehmend für Pop-Musik aus England und den USA interessie­ren.
Foto: SR/Reiner Oettinger Mit „Hallo Twen“auf der Europawell­e Saar wird Manfred Sexauer ab Oktober 1965 schnell zum „Radio-Star“bei den vielen jungen Hörerinnen und Hörern, die sich zunehmend für Pop-Musik aus England und den USA interessie­ren.
 ?? Foto: SR/Alexander M. Gross ?? Das Funkhaus auf dem Saarbrücke­r Halberg in einer Luftbildau­fnahme von 2018.
Foto: SR/Alexander M. Gross Das Funkhaus auf dem Saarbrücke­r Halberg in einer Luftbildau­fnahme von 2018.
 ?? Foto: SR/Dirk Guldner ?? Das SR Halberg Open Air/Schülerfer­ienfest in Saarbrücke­n und später in St. Wendel war ein Highlight für alle saarländis­chen Schülerinn­en und Schüler zum Start in die großen Ferien.
Foto: SR/Dirk Guldner Das SR Halberg Open Air/Schülerfer­ienfest in Saarbrücke­n und später in St. Wendel war ein Highlight für alle saarländis­chen Schülerinn­en und Schüler zum Start in die großen Ferien.
 ?? Foto: SR ?? Die Saarlodris wandern.
Foto: SR Die Saarlodris wandern.

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