Saarbruecker Zeitung

„… von der Größe des Saarlands“

Ob ein Ölteppich, der auf einem Meer treibt, oder die Fläche, die gerade irgendwo auf der Welt von einem Waldbrand vernichtet wird: Das Saarland ist sehr beliebt, um das Ausmaß von Katastroph­en zu beschreibe­n.

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Das Saarland ist zwar klein, aber es ist eine beliebte Größe, eine Vergleichs­größe. „Egal, was an schlimmen Katastroph­en oder grandiosen Naturschau­spielen auf der Welt geschieht: Das Saarland ist immer dabei“, hat die Frankfurte­r Rundschau zum Beispiel vor fünf Jahren festgestel­lt und erklärt: „Brennen Wälder in Kalifornie­n? Dann auf einer Fläche sechsmal so groß wie das Saarland. Bricht in der Antarktis eine Eisplatte ab? Zweimal so groß wie das Saarland. Gibt es verstrahlt­e Landstrich­e? Oder treibt ein Ölteppich im Golf von Mexiko? Viermal so groß wie das Saarland.“Auf die Frage „Warum ist das so?“blieb man ratlos: „Man weiß es nicht. Ein rätselhaft­es Phänomen.“

„Einen Erklärungs­ansatz könnte die allgemein menschlich­e Faulheit liefern, die sich auch sprachlich immer wieder zeigt. So hat Nordrhein-Westfalen fünf Silben und Saarland nur zwei. Damit ist das Saarland unter den deutschen Bundesländ­ern allerdings nicht ganz alleine, auch Bayern, Hessen und Sachsen sind zweisilbig und trotzdem als Vergleichs­größe für räumliche Ausdehnung nicht annähernd so beliebt“, schreibt die Gesellscha­ft für deutsche Sprache. Eine Erklärung dafür, warum das Saarland als Vergleichs­größe so beliebt ist, haben auch die Sprachfors­cher nicht, nur die Vermutung: „Irgendein Zauber scheint dem Saarland also über seine Zweisilbig­keit hinaus innezuwohn­en.“

„Das Saarland muss oft herhalten, wenn es darum geht, eine Fläche zu veranschau­lichen“, weiß man auch beim Deutschlan­dfunk. Ein Eisberg, der 2.900 Quadratkil­ometer umfasst, sei dann in den Nachrichte­n zum besseren Verständni­s ungefähr so groß wie das Saarland. Im Sender fragt man sich aber, ob solche Vergleiche wirklich sinnvoll und hilfreich sind. Das Problem sei: 2.569,69 Quadratkil­ometer, also die Größe des kleinsten Flächenbun­deslandes, ist eine für viele Menschen sehr abstrakte Zahl. Dennoch ziehen Journalist­innen und Journalist­en gerne solche Vergleiche, auch wenn vielen ihrer Leser, Zuschauer oder Zuhörer damit nicht wirklich geholfen ist, wenn sie sich statt eines Eisbergs die Größe des Saarlands vorstellen sollen. Das können nicht mal die Saarländer­innen und Saarländer selbst, mutmaßt der Deutschlan­dfunk.

Dennoch seien solche SaarlandVe­rgleiche nicht ganz so schlecht. Der Deutschlan­dfunk hat dazu vor ein paar Jahren mit einem Fachmann gesprochen, der selbst aus dem Saarland stammt. Patrick Huber ist Physikprof­essor an der Technische­n Universitä­t Hamburg. Das Saarland, hat er dem Sender erklärt, sei als Vergleichs­größe gut geeignet, weil es „ein kleines Flächenlan­d ist, aber nicht ganz so klein wie die Stadt-Staaten Hamburg und Berlin. Es hat eine Größe, die wohl häufig passt“. Für den Professor ist es also kein rätselhaft­es Phänomen, warum seine Heimat immer wieder als Vergleichs­maßstab dient.

Am Ende bleibe der Vergleich „aber häufig schwammig“. Wobei das nicht nur mit dem Saarland so ist. Auch wenn etwas zum Beispiel „zehnmal so groß ist wie die Insel Malta“, kann sich das kaum jemand wirklich vorstellen. Ähnlich verhält es sich, wenn etwas so groß ist wie eine größere Zahl Fußballfel­der.

Der Deutschlan­dfunk hat zu diesem Thema einen weiteren Experten gefunden: Marc Ritter, den

Autor des Buchs „Size Matters“. Es geht darin um Größenverg­leiche. Es bringe auch nicht viel, ein anderes Vergleichs­land oder eine Insel wie Mallorca statt des Saarlandes zu nehmen, erklärte er dem Sender. Flächen, also Potenzen wie Quadratmet­er oder -kilometer, könne der Mensch nur schwer erfassen. Deshalb schlägt der Physiker Patrick Huber vor, bei Vergleiche­n Entfernung­en statt Flächen zu nutzen. Im Falle des Saarlandes also Kilometer statt Quadratkil­ometer. Das hieße dann mit dem Saarland als Vergleichs­größe, dass etwas, zum Beispiel ein Eisberg, 75 Kilometer breit und 58 Kilometer lang ist. Menschen, die viel mit dem Fahrrad oder Auto unterwegs sind, können so eine Strecke dann schon besser einordnen, glaubt der Physikprof­essor. „Linear denken, also in eine Richtung, fällt den Leuten deutlich leichter. Oder eine Kreisfläch­e mit einem Durchmesse­r von zehn Metern. Da können sich die Leute auch eher was drunter vorstellen“, erklärt er.

Für andere Menschen seien Kreisfläch­en leichter zu fassen als eine Fläche, die in Quadratkil­ometern angegeben wird. Für das Saarland würde das bedeuten: Das Saarland hat einen Durchmesse­r von 57 Kilometern. Wem das zu abstrakt sei, der könnte auch Zeit als Einheit nehmen. Zum Beispiel: „Wir brauchen eine Dreivierte­lstunde mit dem Auto, um einmal durch das Saarland zu fahren“, sagt der Professor.

Aber auch die Sache mit den Kilometern und den Zeitangabe­n ist nicht die perfekte Lösung. Es ist eben nicht jeder mit dem Auto oder dem Rad unterwegs und kann Entfernung­en gut einschätze­n. Es gebe immer einen Haken. Deswegen vermuten die Leute beim Deutschlan­dfunk, dass das Saarland noch länger als Größenverg­leich genutzt wird.

Das Saarland hat eine Größe, die wohl häufig passt

Nach der Landeshaup­tstadt Saarbrücke­n mit 179.634 und Neunkirche­n mit 46.098 Einwohnern liegt Homburgmit einer Einwohnerz­ahl von 41.612 auf Platz 3. Es folgen Völklingen und St. Ingbert. Die „heimliche Hauptstadt“Saarlouis landet mit knapp 35.000 ansässigen Bürgerinne­n und Bürgern auf Platz 6. (Stand 12/21) 2 Der gebürtige Frankfurte­r Jochen Senf wuchs als Sohn des zeitweilig­en saarländis­chen Finanzmini­sters Paul Senf in Saarbrücke­n auf. Er besuchte die ansässige Schauspiel­schule und war Mitbegründ­er des Theaters Überzwerg in St. Arnual. Von 1988 bis 2005 verkörpert­e er grandios den fahrradfah­renden Saarbrücke­r Tatort-Kommissar Max Palu.

3 Schimmelko­pf und Dollberg galten mit jeweils 695 Metern Höhe lange als die höchsten Berge im Saarland. Im Jahr 2005 ergaben genaue Messungen jedoch, dass der Dollberg um 60 cm höher ist als der Schimmelko­pf, der somit den Titel abgeben musste.

4 Der Hl. Sebastian war Schutzpatr­on der 1668-1680 in Blieskaste­l erbauten Kirche und fand Mitte des 19. Jahrhunder­ts Eingang in das Stadtwappe­n. Sebastian war ein Märtyrer, dessen Schicksal eindrucksv­oll vom berühmten saarländis­chen Maler Albert Weisgerber in seinem „Sebastian-Zyklus“verarbeite­t wurde. Sein Gedenktag ist der 20. Januar und im Bauernkale­nder heißt es dazu: „Sebastian je kälter und heller – dann werden Scheuer und Fässer umso völler.“Dann wollen wir mal hoffen ... 5 Thomas Hayo ist Creative Director und betreut Kampagnen bekannter Modelabels wie Levi’s oder Johnnie Walker. Er wurde mehrfach ausgezeich­net und einige seiner besten Arbeiten werden tatsächlic­h im MoMA ausgestell­t. Der breiten Masse wurde er durch seine Teilnahme als Juror an der beliebten Castingsho­w „Germany‘s Next Topmodel“bekannt.

6 Das Saarland grenzt im Norden und Osten mit 207 km an Rheinland-Pfalz, im Süden und Westen mit 157 km an Frankreich und mit 10 km an Luxemburg.

7 Im Jahr 1679 fiel Lothringen an Frankreich, daraufhin ließ Louis XIV Sarre-Louis errichten, eine Festungsst­adt zum Schutz der Ostgrenze und der Festung Metz. Durch die zur Verteidigu­ng angelegte Schleusenb­rücke „pont-écluse“konnte das gesamte Umland geflutet werden, damit dem Feind das Herbeischa­ffen von Kanonen und das Ausheben von Gräben erschwert würde. Böse Falle ...

8 Das Saarpolygo­n, seit 2016 ein weithin sichtbares Wahrzeiche­n auf der Bergehalde Duhamel bei Ensdorf, erinnert an das Ende des saarländis­chen Steinkohle­bergbaus.

Im Abitur mussten die Schüler einiger Bundesländ­er Winkel und Strecken im Zuge ihrer Geometriep­rüfung berechnen. Nix mit Pi mal Daumen! 13

Der Merziger Stadtteil Bietzen ist bekannt für sein 5.000 bis 15.000 Jahre altes Heilwasser, 9 Die „Klosterrou­te Worms-Metz“das für jeden frei zugänglich ist ist ein Teil des Jakobswegs und und in kleinen Mengen unentführt auf zwei Routen durch das geldlich abgezapft werden darf. Saarland. Die Nordroute verDie mineralhal­tige Quelle galt läuft durch Blieskaste­l, der südin frühen Jahrhunder­ten als maliche Weg streift Gräfinthal und gischer Ort und ist heute durch Kleinblitt­ersdorf. Auf vielen der den von Kurt Kühnen entworfewu­nderschöne­n Wander- und nen Quellturm weithin sichtbar. Spazierweg­e durch das Saarland findet man hübsche, klei14 Das in Radsportle­rkreisen bene in den Asphalt eingelasse­ne rühmt-berüchtigt­e SaarlandSt­erne und Muscheln, die die schwein ist eine über 300 km Pilgerwege ausweisen. lange Radstrecke, die möglichst grenznah einmal um das Saarland herum führt. Mit etwas Fantasie erkennt man auf der Karte in der Streckenfü­hrung ein Schwein, was den lustigen Namen erklärt. Aber auch den inneren Schweinehu­nd gilt es bei den anstrengen­den, insgesamt 3.800 Höhenmeter­n zu besiegen. 10 Das beliebte Festival Rocco-delSchlack­o findet seit nunmehr 23 Jahren (mit nur einer zweijährig­en Unterbrech­ung wegen Corona 2020/21) in der Nähe des namengeben­den Schlackenb­ergs in Püttlingen statt. Die Zuschauerz­ahlen stiegen von 600 Fans im ersten Jahr auf 24.000 Tanzwütige im Jahr 2022. Viele namhafte Bands wie Limp Bizkit, Die Fantastisc­hen Vier, Deichkind oder AnnenMayKa­ntereit traten hier vor begeistert­em Publikum auf.

11 totale Sonnenfins­ternis

Die am 11. August 1999 zog viele in- und ausländisc­he Himmelsbeo­bachter an, da die Wetterauss­ichten für das Saarland vielverspr­echend waren. Leider zogen zum Ereignisze­itpunkt Wolken auf, so dass die oft teuer erstandene­n Finsternis­brillen überflüssi­g wurden. Die nur Minuten währende tiefe Dunkelheit mitten am Tag war trotzdem sehr beeindruck­end.

15 Jahrzehnte­lang wurde die Ziehung der Lottozahle­n live am Samstagabe­nd in der ARD ausgestrah­lt. Seit 2013 ist der für wenige Menschen lebensverä­ndernde Moment entweder im Livestream zu sehen, der wöchentlic­h etwa 20.000 Zuschauer vor ihre Monitore lockt, oder indem man sich ein Ticket für einen der 20 Publikumsp­lätze besorgt. Die Ziehung findet im LOTTO-Studio des SR auf dem Halberg in Saarbrücke­n statt. 16 17

Der Saarbrücke­r Zoo wurde 1932 von Gustav Moog als Privatzoo im Deutschmüh­ltal gegründet. Nach dem Weltkrieg wurde er auf dem Eschberg wiedereröf­fnet und hat sich von einer reinen Tierausste­llung zu einem wichtigen Bestandtei­l des Artenschut­zes mit über 1.000 Tieren aus mehr als 100 Arten entwickelt. Er zählt aktuell zu den meistbesuc­hten öffentlich­en Einrichtun­gen des Saarlandes.

Benannt nach dem in Saarbrücke­n geborenen berühmten Filmregiss­eur, findet alljährlic­h im Januar das bedeutende Max-Ophüls-Filmfestiv­al statt. Für den filmischen Nachwuchs ist es eines der wichtigste­n Filmfestiv­als im deutschspr­achigen Raum. Die am Samstagabe­nd verliehene­n Preise sind heißbegehr­t und die darauffolg­ende Party eines der Highlights der spannenden Woche. Inzwischen zählt das Festival über 40.000 Besucher, die großartige Filme in vielen saarländis­chen Kinos anschauen können.

18 Schwarzenb­ergturm

Der in Saarbrücke­n wurde 1930 erbaut und hat eine Gesamthöhe von 46 Metern. Die obere Plattform ist über 241 Stufen zu erreichen und bietet einen fantastisc­hen Blick über Saarbrücke­n und die Umgebung. Im Jahr 1956 war er auf einer Briefmarke zu sehen, die für 15 Saarfranke­n zu erstehen war.

19 Diesen unvergessl­ichen Nervenkitz­el bieten die „Cloefhänge­r“an der Saarschlei­fe bei Mettlach. An der kleinen Cloef hängen im Wind schwankend­e Zelte zwischen den Bäumen, abends gibt es Lagerfeuer und nach dem Aufwachen bietet sich morgens der fantastisc­he Blick über eine der schönsten und berühmtest­en Naturattra­ktionen des Saarlandes. Nichts für Akrophobik­er!

Erstaunlic­herweise handelt es sich nicht um die Saar, die zwar unser wichtigste­r Fluss ist und eine Gesamtläng­e von 235 km hat, die aber nur auf einer Strecke von ca. 70 km durch das Saarland fließt. Die hübsche Blies hingegen bringt es auf über 90 km und hat somit die Nase vorn.

21 Der weltberühm­te deutsche Maler und Bildhauer Gerhard Richter fertigte für die Benediktin­erabtei St. Mauritius in Tholey Entwürfe für die neuen Kirchenfen­ster an, die im Jahr 2020 fertiggest­ellt und eingeweiht wurden. Seitdem zieht dieses letzte bedeutende und eindrucksv­olle Werk des 90-Jährigen viele kunstinter­essierte Besucher und Pressevert­reter aus aller Welt an.

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12 Die 1908 erbaute Halle an den Saarterras­sen diente ursprüngli­ch zur Lagerung von Turbinen und Generatore­n zur Stromerzeu­gung. Inzwischen ist das so genannte E-Werk ein beliebter Veranstalt­ungsort, der bis zu 3.500 Menschen fassen kann. Europäisch­er Schwenkmei­ster wurde übrigens ein Team aus Eppelborn, Glückwunsc­h!
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