Ein Flug für die Ewigkeit
Es gab bislang nur wenige Saarländer, die weltweit Bekanntheit erlangten. Einer davon ist mit Sicherheit Matthias Josef Maurer – seinen Flug in den Weltraum verfolgten Menschen in sämtlichen Ländern dieser Erde. Maurer war mit 52 Jahren der bislang älteste deutsche Astronaut bei einem Erstflug.
Matthias Maurer ist am 18. März 1970 in St. Wendel geboren worden und sowohl Werkstoffkundler als auch ESA-Astronaut. Den Weltraum bereiste der Saarländer mit SpaceX Crew-3. Maurer stammt aus der Gemeinde Oberthal und machte 1989 am Gymnasium Wendalinum sein Abitur. Anschließend folgte beim Malteser Hilfsdienst sein Zivildienst als Rettungssanitäter. Sein Studium in Materialwissenschaften absolvierte der Saarländer in Saarbrücken, Nancy, Leeds und Barcelona. Von 1999 bis 2004 promovierte Maurer am Institut für Werkstoffwissenschaften in Aachen. Nach Abschluss seiner Promotion unternahm er dann zunächst eine längere Weltreise.
Und im Jahr 2006 beendete er an der Fernuniversität in Hagen erfolgreich einen wirtschaftswissenschaftlichen Zusatzstudiengang mit einem MBA-Diplom.
2008 begann schließlich das, was ihn später weltbekannt werden lassen sollte: Maurer bewarb sich mit fast 8.500 anderen Bewerbern bei der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) als Astronaut. Der Saarländer bestand als einer von zehn Kandidaten das Auswahlverfahren. Ein kleiner Rückschlag folgte, als bekannt wurde, dass er jedoch zunächst nicht ins Europäische Astronautenkorps berufen werden sollte. Doch Maurer verfolgte weiterhin zielstrebig seinen Traum: Er begann im Jahr 2010, für die ESA als sogenannter „Astronauten-Support-Ingenieur“sowie als „Eurocom-ISS-Flight-Controller“im Europäischen Astronautenzentrum in Köln zu arbeiten. Und im September 2014 nahm er am Höhlenforschungs- und Trainingsprogramm „Caves“der ESA teil.
2017 Aufnahme ins Europäische Astronautenkorps
Im Juli 2015 entschied dann die Europäische Weltraumorganisation ESA, Maurer als Teil der 2009er Astronautenklasse nachzunominieren. 2017 folgte die lang ersehnte Aufnahme ins Europäische Astronautenkorps. Seine Grundausbildung war am 25. September 2018 abgeschlossen. Von ESA-Generaldirektor Johann-Dietrich Wörner kam seinerzeit die Zusage, innerhalb von drei Jahren zur Internationalen Raumstation ISS fliegen zu dürfen. Der Saarländer war Teil einer ersten gemeinsamen Übung von chinesischen und ausländischen Astronauten in China. Im Juli 2020 wurde Maurer als Ersatzmann für Thomas Pesquet im Rahmen der ISS-Expedition 65 sowie der Mission Alpha eingeteilt. Sein erster eigener Raumflug wurde schließlich die Mission SpaceX Crew-3 zur ISS-Expedition 66. Die ISS-Mission nannte sich „Cosmic Kiss“. Es gab zunächst mehrere Verschiebungen. Maurer startete dann am 11. November 2021 zur ISS, wo er rund sechs Monate lang arbeitete. Sein Außenbordeinsatz am 23. März 2022 war der 441. Weltraumausstieg der Raumfahrtgeschichte. Und Maurer war erst der vierte Deutsche, der einen Einsatz dieser Art durchführen durfte. Am 6. Mai 2022 kehrte das Raumschiff Endurance sicher zur Erde zurück und wasserte im Golf von Mexiko vor der Küste Floridas.
Der Groniger hat im All viel erlebt
Man sagt, wenn man ein halbes Jahr ins Weltall fliegt, dann benötigt der Körper auch ein halbes Jahr zur Erholung. „Ich habe mich nun wieder an das Erdenleben gewöhnt. Es ist ja doch etwas anderes, als schwerelos im
All zu schweben. Am meisten habe ich die Freunde, die Familie und das gute Essen hier auf der Erde vermisst. Und auch wieder in der Natur zu sein, ist natürlich sehr schön. Hier gibt es die Vielfalt der Gerüche, während auf einer Raumstation alles viel steriler ist. Im Weltall ist das Völlegefühl schneller erreicht, da das Esssen schwebt“, erklärte Maurer kürzlich in einem Interview nach seiner Rückkehr. Oben anzukommen sei ein „unglaublicher Moment“gewesen. „Auf diesen Moment hatte ich ja 13 Jahre lang hingefiebert. Dann sieht man durch die Fenster die ISS langsam näherkommen. Das ist ein unglaublich schönes Gebilde. Es sah aus wie in einer Traumwelt. Man kommt an
und denkt, das kenne ich doch alles. Es sieht 1:1 aus wie das Trainingsmodell. Irgendwie ist es eine Mischung aus alles komplett neu und trotzdem alles vertraut“, berichtete der Groniger.
Die Umstellung des Körpers habe etwas länger gedauert. Es gab einen erhöhten Flüssigkeitsgehalt im Kopf – und dies erhöht den Hirndruck, was unter anderem ein schlechteres Augenlicht als noch auf der Erde zur Folge hat. Das Gesicht ist angeschwollen. Anfangs gibt es auch leichte Kopfschmerzen. Bis der Körper des Astronauten dies regulieren kann, dauert es einige Tage. „Der Blick auf die Erde ist einfach wunderbar schön. Ich müsste ein Poet sein, um das richtig beschreiben zu können. Als
wir gestartet sind, war die Welt ja noch eine andere“, sprach Maurer die russische Invasion am 24. Februar 2022 in die Ukraine an. Man sei innerhalb der Besatzung „sehr schockiert“gewesen. Auch die russischen Besatzungsmitglieder seien gegen den Krieg gewesen. „Für uns alle war es nicht nachvollziehbar, was da auf der Erde passiert. Wir haben uns eigentlich sehr weit weg gefühlt. Aber das war auch nur für einen kurzen Moment. Als wir dann über die Ukraine drübergeflogen sind und das Land in einem Abstand von 400 Kilometern gesehen haben, konnte ich mit eigenen Augen die Bombeneinschläge erkennen. Es gab eine riesige Rauchentwicklung“, meinte der Saarländer.