Hauptsach gudd gess!
Die saarländische Küche ist deftig, lecker und wurde auch von den Nachbarn beeinflusst. Kartoffelgerichte, Lyoner und Schwenker spielen eine wichtige Rolle. Nicht nur dazu schmecken Bier und Wein aus der Region.
In Zeiten von sozialen Netzwerken fällt auf, dass nur selten Fotos von saarländischen Gerichten auf Facebook & Co. zu sehen sind. Vielleicht liegt es daran, dass Dibbelabbes, Geheirade und Bibbelsches-Bohnesupp nicht besonders fotogen sind. Das stört weder die Saarländerin noch den Saarländer, denn was auf den Tisch kommt, muss nicht gut aussehen, sondern gut schmecken. „Hauptsach gudd gess“, lautet ein bekanntes Motto hierzulande. Doch es ist nur der erste Teil des Sprichworts, der zweite lautet: „Geschafft hann mir schnell“.
Das Arbeiten spielt auch in der Entwicklung der saarländischen Hausmannskost eine wichtige Rolle. „Sie zeichnet sich durch sehr reichhaltige Kost aus, da den Arbeitern in den Eisenhütten, Steinkohlebergwerken und der Landwirtschaft ausreichende Energievorräte zur Verfügung stehen mussten. Gleichzeitig musste die Nahrung aber kostengünstig sein und auf leicht erhältlichen Produkten oder eigenem Anbau beruhen“, erklärt der Artikel im Online-Lexikon Wikipedia, der allein in diesem Jahr schon über 10.000 Mal aufgerufen worden ist. Der Besuch lohnt sich allein schon wegen der Fotos, die durchaus appetitanregend sind. Unter anderem ist zu erfahren, dass in der saarländischen Küche geschmacksintensive Würzen besonders beliebt sind und herzhafte Suppen zusammen mit süßen Obstkuchen oder Streuselkuchen gegessen werden.
Gut, dass die Liste der Kartoffelgerichte gleich auch Erklärungen für Nicht-Saarländer bereithält: Gefillde, Geheirate, Hoorische, Krommbeerkerschdscher und Plattgeschmelzde.
Über Schreibweisen, Bezeichnungen und Aussprache lässt sich streiten, denn die Sprachgrenze verläuft mitten durch das Bundesland – die einen sprechen rheinfränkischen, die anderen moselfränkischen Dialekt. Auch bei den Rezepten gibt es Unterschiede – regionale und familiäre. Ob Omas Rezepte für Krimmelkuchen (Streuselkuchen) oder die Zutaten für Vaters Schwenker-Marinade sind mancherorts gut gehütete Geheimnisse, die von Generation zu Generation weitergetragen wird. Auch die Gewürzmischungen für die berühmte Lyoner werden von den Metzgern nicht gerne verraten. Fest steht: Die Brühwurst in Ringform enthält nicht nur Schweine-, sondern auch Rindfleisch.
Wer mit Einheimischen übers Essen spricht, ist schnell bei einem weiteren beliebten Sprichwort: „Gott lenkt, der Saarländer schwenkt“. Dass das Grillen mit dem Schwenkgrill zu den beliebtesten Freizeitbeschäftigungen gehört, ist unumstritten. Ob aber die Grillsaison wirklich vom 1. Januar bis zum 30. Dezember dauert, ist wohl eher individuell. Was Saarländer nicht so gerne hören: Die Idee, Fleisch auf einem Schwenkrost über der heißen Glut zu garen, stamme nicht von hier. Südamerikanische Edelsteinschleifer brachten diese Zubereitungsart nach Idar-Oberstein, von wo sie ihre Verbreitung auch ins Saarland fand. Traditionell sind es marinierte Schweinenacken – Schwenker – die vom Grillmeister – dem Schwenker – auf dem Schwenkrost – dem Schwenker – gegrillt werden. Im Sommer sind in den Fleischtheken alle Varianten zu finden, zum Beispiel Curryschwenker oder Chilischwenker.
Traditionsgerichte aus Frankreich wie Madeleines, Tartes, Flammkuchen, Quiche Lorraine, Moules frites, Pâté und Fischsuppe mit Rouille und geriebenem Käse gibt es hier in vielen Lokalen. Manch Gast freut sich, dass er im Saarland „essen wie Gott in Frankreich“kann, ohne dafür Französisch sprechen zu müssen.
Zum guten Essen gibt es auch Gutes zu trinken. Das Saarland ist sowohl Wein- als auch Bierland. Nicht von den Ufern der Saar, sondern von der Obermosel, direkt im Dreiländereck Deutschland-Frankreich-Luxemburg, stammen die Riesling, Auxerrois, Grauburgunder und Co., die für ihre feines, fruchtbetontes Aroma und ihre hohe Qualität bekannt sind. Hiesige Traditionsbrauereien stellen nicht nur Pils, die beliebteste Biersorte der Saarländer, sondern auch Bock, Helles und mehr her. Viez und Schnaps dürfen bei den regionalen Getränkespezialitäten ebenso nicht fehlen.
Genussregion Saarland
Dass das Saarland eine Genussregion ist, hat sich längst herumgesprochen. Für „Heimat auf dem Teller“haben sich Produzenten, Veredler und Gastronomen in der Initiative „Genuss Region Saarland“zusammengeschlossen. „Sie alle sorgen dafür, dass im Saarland Regionales, Traditionelles und auch Innovatives immer frisch und als Genuss-Erlebnis auf den Tisch kommt. Sei es bei einem Besuch im Restaurant, beim Einkauf in einem Hofladen oder bei einem kulinarischen Seminar – bei Festen, Führungen und Feinschmeckerabenden kommen Gäste voll auf ihre Kosten“, erklärt die Tourismuszentrale Saarland. Ebenso engagiert sich das Wirtschaftsministerium für die regionale kulinarische Landschaft, die auch mit Sterneküchen punktet: „Die saarländische Gastronomie ist längst zu einem positiven Standortfaktor für das ganze Land geworden.“Um die saarländische Gastronomie und die Zulieferer saarländischer Produkte in ihrer Kreativität zu fördern und zu fordern, wurde deshalb vor einigen Jahren gemeinsam mit den Partnern Tourismus Zentrale Saarland GmbH und DEHOGA Saarland und mit der IHK Saarland als Kooperationspartner den Wettbewerb „Genuss-Gastwirt Saarland“ins Leben gerufen. Dabei sind die saarländischen Gastronomiebetriebe aufgefordert, ein Rezept mit regionalem Bezug einzureichen, das auf möglichst vielen einheimischen Produkten aufbaut. Sieger in diesem Jahr war das Team des Restaurant Bellevue um Jörg Bieg und Florian Leiner aus Biesingen! Sie erkochten sich mit ihrem „Trio vom Bliesgau-Rind mit Kürbis-Linsen Gemüse“den Spitzenrang gegen die starke Konkurrenz um die Köchinnen und Köche der Wendelinushof Hofküche St. Wendel und dem Wein Erlebnis Hotel Maimühle aus Perl.
Andere Nachbarn haben die saarländische Küche ebenso beeinflusst